Eine von Zugs angesagtesten Bands ist zurück

Wake: Zum Comeback gibt es einen «Abfallhafen»

Wake posiert im Bandraum: Sänger Thomas Büchi, Gitarristen Thomas Bonati und Christoph Seiler, Bassist Sandro Glanzmann und Drummer Pascal Vidi (von links).

(Bild: lob)

Sie waren eine der angesagtesten Zuger Alternative-Rock-Bands der Nullerjahre. In einer Woche stehen sie nun wieder auf der Bühne – in alter Formation. Wir wollten von ihnen wissen, wie es sich anfühlt, nach acht Jahren bald wieder zusammen auf der Bühne zu stehen und wieso sie auf ihrem neuen Album «Harbor of Waste» ungewohnt politisch auftreten.

Die grosse Überraschung: Im Line-Up für das «Rock the Docks»-Festival am Wochenende steht Wake – in alter Formation. Schlagzeuger Pascal Vidi, die Gitarristen Thomas Bonati und Christoph Seiler, Bassist Sandro Glanzmann und – wieder zurück – Sänger Thomas Büchi.

«Ein Comeback von Freunden», heisst es in der Beschreibung. Falsch ist das ganz sicher nicht. Die Rocker von damals sind die Väter von heute – zwischen 37 und 41 Jahre alt sind die Mitglieder mittlerweile. Um viele Erfahrungen und so manche Entwicklung reicher – dem Musikstil sind sie aber auf ganzer Linie treu geblieben, sind sie überzeugt.

«Der Name des Albums spiegelt die heutigen Lebensumstände, die total crazy sind.»

Thomas Büchi, Wake-Sänger

Erstes Comeback als Hochzeitsband

Viele grosse und kleine Rockbands haben sich in letzter Zeit mit Wiedervereinigungen und Tourneen hervorgetan. Hat man sich bei den Zugern von Wake etwa davon abgeschaut? «Nicht wirklich», lacht Schlagzeuger Pascal Vidi, als wir sie gut eine Woche vor dem ersten Comeback-Auftritt im Bandraum besuchen. Aber der Wunsch, wieder in der alten Konstellation Musik zu machen, sei dagewesen.

«Nach der Trennung von René Portmann, der als Ersatz für Büchi als Sänger kam, waren wir wieder auf der Suche.» Am Ende war man sich einig, dass man ja eigentlich einen guten Frontmann kenne – und man klopfte beim ehemaligen Sänger an.

Nach dem Interview sind die Proben in vollem Gange.

Nach dem Interview sind die Proben in vollem Gange.

(Bild: lob)

Dieser erzählt uns auch gleich weiter, wie das vonstatten ging: «Den Ausschlag gab eigentlich, dass ein Freund von uns sich sehnlichst wünschte, dass wir in alter Formation auf seiner Hochzeit spielen», erzählt Thomas Büchi. So sei er vor eineinhalb Jahren wieder hier im Proberaum gelandet. «Schmunzelnd kamen die anderen dann mit der Frage auf mich zu, ob ich nicht abgesehen von der Hochzeit auch als Sänger zurückkehren möchte.»

Neuer Probenplan

Die Gefühle beim alten und neuen Sänger waren gemischt; Freude einerseits, aber auch Bedenken. «Ich hatte in Luzern noch eine Band, ausserdem eine Familie – und so wenig Zeit.» Über Weihnachten und Neujahr 2015/16 wurde überlegt. An Thomas Büchi ging der Instrumental-Teil von zwei Songs, die er mit seinem Text versah. «Es war alles sofort wieder sehr vertraut und hat grossen Spass gemacht.» Schlussendlich stand der Deal: Alle sechs Wochen wird vollzählig geprobt, jeden Donnerstag die Band ohne Sänger.

Im Juni kündigten Wake ihr Revival auf Facebook an:

«Moderne Technik sei Dank, konnte ich auch von zu Hause viel aufnehmen», sagt Büchi und lacht. Klammheimlich hat sich Wake also schon vor über einem Jahr wieder vereint – bis es im Sommer zumindest auf Facebook offiziell gemacht wurde. «Wir haben nicht aktiv ein grosses Trara gemacht», meint Schlagzeuger Pascal Vidi. Wer es aus dem Umfeld trotzdem bereits erfahren habe, sei mit positiven Feedbacks auf die Band zugekommen.

«Wir können irgendwie gar keine glücklichen Songs schreiben, das passt nicht zu uns.»

Pascal Vidi, Wake-Schlagzeuger

Abfallhafen?

Das Konzept ging auf – mit 13 neuen Songs im Gepäck machten sich die fünf Ende Juni auf ins Studio, um das neue Album aufzunehmen. Oder zumindest deren vier: Gitarrist Christoph Seiler hatte Pech und brach sich den Finger, seine Parts müssen nun fortlaufend noch eingespielt werden. «Für das Konzert in einer Woche bin ich aber wieder fit», ist Seiler überzeugt.

Das Endprodukt wird den Namen «Harbor of Waste» tragen – zu Deutsch so etwas wie «Abfallhafen.» Was hat’s damit auf sich? Sänger Thomas Büchi erklärt: «Der Name des Albums spiegelt die heutigen Lebensumstände, die total crazy sind. Es gibt viel Müll, viel Schlechtes auf der Welt. Obwohl der Hafen von Müll umgeben ist, ist er aber immer noch eine Art Zufluchtsort, der von Werten wie zum Beispiel Freundschaft gebildet wird.»

Flashback für die Fans von damals – die Mitglieder von Wake vor 14 Jahren:

Klingt melancholisch – genau wie die Musik von Wake, in den älteren wie auch in den neuen Songs, in die wir bei den Proben etwas reinhören dürfen. «Das Ganze hat aber keinen verbitterten oder depressiven Touch, sondern eher einen positiven», meint Gitarrist Thomas Bonati. Schlagzeuger Pascal Vidi fügt an: «Wir können irgendwie gar keine glücklichen Songs schreiben, das passt nicht zu uns.» Wichtig sei es den Jungs, dass die Songs gehaltvoll seien. Seichte Texte über «rosarote Ballone» gäbe es schliesslich schon genug. In puncto Gehalt geht man bei Wake in den neuen Songs auch einen Schritt weiter: «In zwei, drei Stücken kommen auch politische Statements zum Ausdruck; davor habe ich mich in der Vergangenheit eher gescheut», erzählt Sänger Büchi.

Album-Vorschau am Rock the Docks

Diesen Samstag, am 2. September, treten die fünf am zweiten Tag des Rock the Docks-Festivals auf. Nervös, bald wieder auf der Bühne zu stehen? «Etwas ‹hibbelig› ganz bestimmt», meint Bassist Sandro Glanzmann. «Es kribbelt schon, wenn man weiss, dass es bald wieder auf die Bühne geht: Die Vorfreude ist sicher da.» Geplant ist das Konzert auch als Teaser: Ein Vorspann auf die Plattentaufe, welche am 20. Januar 2018 in der Galvanik stattfinden wird. Geplant ist eine Mischung aus alten und etwa sechs neuen Songs. «Auch die sind 100 Prozent Wake», verspricht Sandro Glanzmann.

Geniessen und eine neue Generation ansprechen

Was braucht’s denn, damit der Auftritt ein voller Erfolg wird? Den Auftritt geniessen und eintauchen, ist fast unisono die Parole. Es soll natürlich auch gut klingen und möglichst keine Hänger geben, fügen Vidi und Bonati an. «Ich hoffe auch, dass ich nicht nach einem Song schon schlappmache», fügt Büchi lachend an.

Und vom Publikum? Natürlich freue man sich, bekannte Gesichter, alte Fans wiederzusehen. Schön wäre es aber auch, eine neue Generation anzusprechen: «Unsere Musikrichtung, den Alternative Rock, sehe ich eher etwas als Randsportart», meint Drummer Vidi. «Es wäre schön, wenn vielleicht auch eine jüngere Zuger Generation unseren Sound hört, und sich vielleicht dafür zu begeistern anfängt.»

Einspielen: Die erste Probe nach seiner Fingerverletzung für Christoph Seiler.

Einspielen: Die erste Probe nach seiner Fingerverletzung für Christoph Seiler.

(Bild: lob)

Und dann? «Wir haben alle Bock, weiter zusammen Musik zu machen» meint Thomas Bonati. Das versteht man, wenn man die Mitglieder von der besonderen Chemie sprechen hört, die untereinander herrscht. Vertraut, stimmig, mit Begeisterung an der Sache dran. «Es wird eigentlich nur noch besser», schwärmt Thomas Büchi.

Von Wake dürfte man in Zukunft also noch hören. Erst mal neue Songs: Nach dem Interview geht’s ab in den Proberaum, wir dürfen zwei Stücke mithören. Und sind danach überzeugt, dass es sich lohnt, am Rock the Docks reinzuhören – ob als Wake-Nostalgiker oder potentieller Neo-Fan.

Rock the Docks Festival 2017

Dieses Wochenende findet vom 1. bis 3. September wieder das jährliche Gratis-Openair «Rock the Docks» im Zuger Hafen statt. Los geht’s am Freitag um 19.00 Uhr mit den Zuger von «Mothership Caldonia», den Abschluss macht der Berner Rapper «Nemo.»

Am Samstag folgt ein ausgiebiges Programm mit Skate-Contest am Nachmittag und den Konzerten von sieben Bands. Um 21.15 ist das grosse Comeback-Konzert von Wake angesagt. Wer noch nicht genug hat, kann einen Katzensprung vom Festivalgelände entfernt den Abend in der Galvanik bei der Afterparty weiterfeiern. Es verkehren kostenlos Shuttelbusse.

Mit einem Katerfrühstück ab 13.00 Uhr startet das Festival am Sonntag in den letzten Tag, den Abschluss machen am Nachmittag «Kurious Kurt & Söhne.»

Mehr Infos zum Festival gibt es hier.

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