Wer als Regierungsratskandidat der Mitte infrage kommt

Wahlen in Zug: Macher, Leisetreter oder Strahlefrau

Es ist offen, ob sie wirklichZuger Regierungsräte werden wollen, aber sie wären denkbare Kanditaten Laura Dittli (links), Walter Lipp (unten oder Martin Würmli (rechts). (Bild: Montage)

Die Mitte Kanton Zug will im Herbst den Sitz von Sicherheitsdirektor Beat Villiger verteidigen und ihre drei Mandate im Regierungsrat behalten. Nur mit wem? Die Partei lässt sich sehr viel Zeit mit der Entscheidungsfindung. Daher macht zentralplus eine Auslegeordnung der Papabili.

«Die Mitte Kanton Zug ist in einer privilegierten Ausgangslage», sagt Manuela Käch, Sprecherin der Partei und Kantonsrätin aus Cham. Sie habe in den eigenen Reihen fähige Kandidatinnen und Kandidaten. «Innerhalb der Kantonsratsfraktion, aber auch auf kommunaler Ebene – die für die Exekutive im Kanton infrage kommen.» Mit verschiedenen Interessenten werden gemäss Käch Gespräche geführt.

Das ist die konkreteste Auskunft, die derzeit von der Mitte Kanton Zug zur Verteidigung des dritten Regierungsratssitzes erhältlich ist. Bekanntlich tritt Sicherheitsdirektor Beat Villiger für die nächste Amtsperiode nicht mehr an.

Warten, bis Coronawelle vorbei ist

Die gleiche Aussage machte im Herbst bereits Parteipräsidentin Laura Dittli – versprach aber erste Vorentscheidungen bis Anfang Januar. «Die Nominationsversammlung ist Ende Februar vorgesehen», sagt nun Manuela Käch. Dies unter der Voraussetzung, dass eine physische Versammlung möglich sei. Ansonsten werde der Termin in den Frühling verschoben. Bis dahin könne man keine konkreten Auskünfte erteilen.

Doch wer könnte in Frage kommen für eine Kandidatur? Im Prinzip jede und jeder aus der Mitte. Die Partei hat bereits 2014 gezeigt, dass ihr Wählerreservoir gross genug ist für drei Sitze in der siebenköpfigen Regierung. Damals schaffte Martin Pfister das absolute Mehr, und kam nur deswegen nicht in den Regierungsrat, weil alle Sitze schon verteilt waren. Und Manuela Weichelt (ALG) mit ihrem Bisherigenbonus mehr Stimmen gemacht hatte.

Keine Partei geht bei Wahlen in Zug gern Risiken ein. Es wäre für die Mitte also schlau zu bedenken, welche Konkurrenz aus dem Feld geschlagen zu schlagen gilt. Derzeit steht nur eine Wettbewerberin bereit: Tabea Zimmermann Gibson (ALG), die den 2018 verlorenen Regierungsratssitz der Linken zurückholen will (zentralplus berichtete).

Fähige Mitte-Frauen sind für die Wahlen Zug vorhanden

Zwar ist die Geschlechterfrage für Bürgerliche nicht so wichtig wie für Linke. Dennoch steht sie im Raum. Bei einer systematischen Auslegeordnung steht daher eine Frau an erster Stelle: Laura Dittli, Kantonsrätin aus Oberägeri und Präsidentin der Kantonalpartei.

Die 31-jährige Anwältin und Notarin hat einiges vor in der Politik. Dies erzählte jedenfalls Nationalrat und Mitte-Schweiz-Präsident Gerhard Pfister bei ihrer Wahl zur Kantonalparteipräsidentin vor zwei Jahren (zentralplus berichtete). Offenbar hatte Dittli gegenüber Pfister gesagt, dass sie gerne einmal Bundesrätin werden würde – und irgendwann muss man, beziehungsweise frau, mit dem Marsch durch die Institutionen beginnen.

Fähige Frauen hat die Mitte noch einige. Monika Barmet-Schelbert aus Menzingen, welche die Partei vor Dittli interimistisch führte, bringt alle Voraussetzungen fürs Amt mit. Allerdings hat sie vor vier Jahren, als sie Gelegenheit für eine Kandidatur gehabt hätte, darauf verzichtet. Sie liess Silvia Thalmann Gut den Vortritt, die heute Volkswirtschaftsdirektorin ist. Viele Fäden bei der Mitte laufen auch bei der Kommunikationsverantwortlichen Manuela Käch zusammen. Sie konzentriert sich darauf, als rechte Hand von Laura Dittli in Erscheinung zu treten.

In einer solchen Aufzählung nicht fehlen darf schliesslich Anna Bieri, Kantonsrätin aus Hünenberg. Die 37-Jährige ist Mathematiklehrerin an der Kanti Zug und ein politisches Talent und ist für höhere Aufgaben geeignet.

Ambitionen unter der Lupe

Die meisten Regierungsrätinnen waren einmal Fraktionschefs im Kantonsparlament oder Parteipräsidenten. Bis auf Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP), der einst als Freisinniger in die Politik ging, trifft das auf alle Mitglieder der Zuger Regierung zu. Silvia Thalmann Gut hat zwar nie der Kantonalpartei vorgestanden, sehr wohl aber der städtischen CVP.

Daraus folgt: Wer wissen will, wer politisch Karriere macht, sollte Parteipräsidentinnen und Fraktionschefs unter die Lupe nehmen. Auf dem Präsidentinnenstuhl der kantonalen Mitte sitzt wie gesagt Laura Dittli, die 2019 für Barmet übernahm. Diese führte die Partei für den 2018 überraschend gestorbenen Pirmin Frei aus Baar. Dessen Vorgänger wiederum, Martin Pfister, sitzt bereits im Regierungsrat.

Fraktionschef im Kantonsrat ist seit kurzem Fabio Iten aus Unterägeri. Der 31-jährige Betriebswirtschafter, der als Elektromonteur ins Berufsleben gestartet ist, mag politische Ambitionen haben, ist aber noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Zuvor führte drei Jahre lang Thomas Meierhans aus Steinhausen die Fraktion. Seine direkte und angriffige Art im Parlament liess keine magistralen Absichten erkennen – aber vom Alter und der Erfahrung her wäre Meierhans ein möglicher Kandidat.

Geheimtipp mit Gestaltungswillen

Ein weiteres Schwergewicht der Mitte im Kantonsrat ist etwa Heini Schmid aus Baar, der sich aber aus der Politik zurückziehen will. Andreas Hausheer aus Steinhausen hat als Präsident der Staatswirtschaftskommission viel Einfluss. In 19 Jahren als Kantonsrat hätte er wohl schon früher Gelegenheit zu einer Regierungsratskandidatur gehabt, aber im Hinterkopf behalten sollte man seinen Namen dennoch.

Doch zurück zu den Parteipräsidenten: Einer der sowohl Präsident einer städtischen CVP wie auch einer kantonale CVP war und dessen Namen bei vielen Wahlen ins Spiel gebracht wird, ist Martin Würmli. Der Stadtschreiber von Zug war bisher aber nur im Kanton St. Gallen politisch aktiv.

Würmli ist fachlich stark und besitzt Gestaltungswillen. Er hat als Stadtschreiber unter zwei Stapis gearbeitet: Dolfi Müller (SP) und Karl Kobelt (FDP). Kommendes Jahr gibt’s nun einen Wechsel auf den Stapi-Stuhl. Falls der 43-jährige Würmli sich beruflich verändern und ins politische Fach zurückwechseln möchte, wäre nun der passende Zeitpunkt. In St. Gallen freilich, wo Würmli nach einigem Bedenken vor zwei Jahren auf eine Kandidatur verzichtet hat, ist derzeit der Zug abgefahren - die dortige Legislatur ist ohnehin noch zwei Jahre im Gange.

Auf Anfrage gibt sich Martin Würmli bedeckt, schreibt einzig, dass «das Amt eines Regierungsrats zweifelsohne spannend ist». Immerhin dementiert er im Unterschied zu früheren Jahren nicht mehr, dass er sich in Zukunft vielleicht im Kanton Zug politisch engagieren könnte. Vielleicht kandidiert er ja schon im Oktober bei den Wahlen in Zug für die Mitte?

Gemeindepolitik ist voller netter Leute

Nun sucht die Mitte Kanton Zug nicht nur in der Kantonalpolitik nach möglichen Kandidaten für den Regierungsrat, sondern auch in den Gemeinden. Denn in neun von elf Zuger Gemeinden stellt sie derzeit die Präsidenten.

Vom Typ her sind viele der Mitte-Gemeindepräsidenten politische Leisetreter. Joviale Menschen, die höchst ungern jemandem auf die Füsse treten, sondern darauf achten, bei möglichst vielen im Dorf beliebt zu sein. Ausserdem ist keiner von ihnen im Kantonsrat. Politisch sind sie also eher schlecht vernetzt. Ob dies die richtigen Voraussitzungen sind, um im Regierungsrat unbequeme Entscheidungen zu treffen und massive Anfeindungen auszuhalten, sei dahingestellt.

Dennoch sind zwei bis drei Leute aus dieser Runde im Kandidatenkarrusell denkbar. Dazu gehört die einzige weibliche Gemeindepräsidentin im Kanton, Renate Huwyler aus Hünenberg. Sie ist im Unterschied zu vielen Amtskollegen zu klaren Ansagen in der Lage. Peter Hausherr aus Risch ist Präsident der Gemeindepräsidentenkonferenz. Indes hat sich seine Gemeinde trotz oder wegen ihres CEO-Modells in der Vergangenheit nicht nur mit Ruhm bekleckert (zentralplus berichtete) und ist ausserdem Geldempfängerin im Zuger Finanzausgleich.

Kraftzentrum der Mitte ist Baar: Ist dort ein Kandidat zu finden?

Eine Hochburg der Mitte im Kanton Zug ist ohne Zweifel die Gemeinde Baar, wo es zudem viele Wählerstimmen zu holen gibt. Der zurücktretende Sicherheitsdirektor Beat Villiger war dort früher Gemeindeschreiber. Ebenso wie Walter Lipp, der seit dieser Legislatur Gemeindepräsident ist. Falls der umgängliche 58-jährige Notar sich nun für eine Regierungsratskandidatur interessieren würde, hätte er angesichts dieser Voraussetzungen Chancen, den Delegierten vorgeschlagen zu werden.

Gleiches liesse sich für Lipps Parteifreund und Gemeinderatskollegen Pirmin Andermatt (55) sagen. Der hat überdies noch den Vorteil, dass er im Kantonsrat sitzt und mit einer Natonalratskandidatur schon kantonale Bekanntheit erlangt hat.

Andermatt ist begeisterter Kampfsportler und würde als Samurai und Goldmedaillengewinner im Gruppenschwerttanz mehr Farbe in den Zuger Regierungsrat bringen. Lipp indes würde für ungewohnte Töne im Gremium sorgen. Obwohl er seit einem Vierteljahrhundert in Baar lebt, hat er sich aus Kindheitstagen seinen Entlebucher Dialekt nahezu unverfälscht erhalten.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 20.01.2022, 15:59 Uhr

    Sorry, aber inzwischen ist es mir völlig Wurst, wer unsre Geschicke leitet, mein Vertrauen ist so oder so definit auf null gesunken. Die Einzigen die einzigen versuchten gegen den Corona-Irrsinn was zu tun, war die SVP und falls ich wählen gehe, dann nur SVP. Aber Mitglied werde ich nirgends mehr

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