Luzern: Fumetto im Richard Wagner Museum

Wagners Leben modern erzählt

Andreas Völlinger denkt über eine Frage nach. Neben ihm lauscht Flavia Scuderi.

(Bild: nae)

Eine App, ein Film und ein Comic – das sind die Zutaten des Fumetto-Satellits im Richard Wagner Museum. Ein Komponist aus dem vorletzten Jahrhundert in den neuen Medien unserer Zeit, passt das zusammen? Eine Sonderausstellung im Wagnermuseum zeigt, wie das geht.

Begonnen hat alles 2013 kurz vor Wagners 200. Geburtstag. Zu dieser Zeit wurde Katja Fleischer, Leiterin des Wagnermuseums, auf den Dokumentarfilmer Ralf Pleger und ein geplantes Comic-Buch zu Wagners Leben aufmerksam. Es gelang ihr, die Produzenten der «Gebrüder Beetz Filmproduktion» und die Künstler des Buches für sich zu gewinnen. Unter dem Patronat der Schweizerischen Richard Wagner Gesellschaft sowie weiterer Sponsoren konzipierte Fleischer eine Ausstellung, die ab Samstag im Luzerner Wagnermuseum geöffnet ist.

Wagner erlebbar machen

Die Ausstellung präsentiert drei Produkte: den Dokumentarfilm «Wagnerwahn», die Graphic Novel (Comic-Buch) «Wagner» und eine daraus hervorgegangene App, die alles miteinander verschmilzt. In den für Wechselausstellungen vorgesehenen Räumen der ersten Etage des Museums beim Tribschenhorn befindet sich die Comic-Ausstellung.

Vergleich des Skripttexts mit den noch unkolorierten Zeichnungen.

Vergleich des Skripttexts mit den noch unkolorierten Zeichnungen.

(Bild: nae)

Zu entdecken gibt es Auszüge aus der Graphic Novel mit Erklärungen zum Entstehungsprozess. Auf Tablets lässt sich die App testen. Natürlich darf auch das Comic-Buch nicht fehlen. Auf antiken Sofas sitzend, kann man sich darin vertiefen.

Zahlen und Daten zur Wagner-Ausstellung

Das Comix-Festival Fumetto dauert vom 01. bis 09.04.2017. Die Ausstellung «Wagner im Comic» bleibt bis zum 30.11.2017 geöffnet. Am Samstag, 01.04.2017, ist von 10 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür im Richard Wagner Museum. Es werden Führungen und Kurzkonzerte auf Wagners Flügel angeboten. Der Eintritt ist frei. Die Graphic Novel «Wagner» sowie der Film «Wagnerwahn» sind im Handel erhältlich. Die App «Wagnerwahn» gibt's für iPads und iPhones.

In einem separaten Raum wird der 52-minütige Film gezeigt. Es handelt sich um eine Mischung aus Spielfilm, Experteninterviews und illustrierten Animationen. Die Verbindung der verschiedenen Genres funktioniert erstaunlich gut. Selbst in einer kurzen Sequenz ist es möglich, in die Geschichte einzutauchen.

Eigene Kunst produzieren

Wer sich selber im Zeichnen versuchen will, für den stehen auf einem Tisch Papier, Stifte und Malvorlagen bereit. Danach kann das eigene Meisterwerk direkt in der Ausstellung aufgehängt werden (siehe Bildergalerie am Ende). In einem weiteren Raum hängen Kopfhörer, über die man sich Wagners Kompositionen anhören kann.

Auszüge aus der Graphic Novel – noch ohne Text.

Auszüge aus der Graphic Novel – noch ohne Text.

(Bild: nae)

Alle diese Elemente und noch einige mehr vereint die App «Wagnerwahn». Animierte Comicbilder, Wagners Musik, Filmclips, historische Dokumente, Partituren und Fotografien finden sich in der interaktiven Geschichte wieder. Die Comicbilder erscheinen einzeln auf dem Bildschirm. Über einen Kopfhörer vernimmt man die Musik und die Texte aus den Sprechblasen. Zudem können auf den Zeichnungen Dinge angewählt werden, um nähere Informationen zu erhalten.

Lieber Bleistift und Papier

Zur Vernissage am Freitagabend erschienen die beiden Künstler der Graphic Novel. Die Italienierin Flavia Scuderi (Zeichnungen) und der Deutsche Andreas Völlinger (Skript) beantworteten einige Fragen zur Entstehung des Buches. In gebrochenem Deutsch erklärte Scuderi, dass sie für dieses Projekt direkt am Tablet gezeichnet habe. Es existierten folglich keine Bleistiftskizzen, die in der Ausstellung hätten gezeigt werden können. Doch Scuderi gab zu, «mit Bleistift und Papier macht mehr Spass!».

Die Ausstellung animiert. Es wird betrachtet, gelauscht, gezeichnet und gelesen.

Die Ausstellung animiert. Es wird betrachtet, gelauscht, gezeichnet und gelesen.

(Bild: nae)

Gefragt nach dem zeitlichen Ablauf, meinte Andreas Völlinger, er habe nur etwa sechs Wochen Zeit gehabt, sich in das Leben des Komponisten einzuarbeiten. «Es war anstrengend, aber sehr schön», erzählte er mit einem Augenzwinkern. In den Comic eingeflossen sind auch weniger bekannte Facetten von Richard Wagner wie die Erziehung seiner Kinder, die ihm grossen Spass bereitet haben soll.

Viel Bild, wenig Text

Die Ausstellung macht die Geschichte um Wagner direkt am Ort des Geschehens lebendig und erlebbar. Sie ist übersichtlich und lebt vor allem von den Bildern. Ein bisschen mehr Text hätte ihr jedoch nicht geschadet. Trotzdem bietet das Richard Wagner Museum mit dieser Ausstellung einen neuen Einblick in das Leben des einzigartigen Komponisten. Dies fand beim Vernissagepublikum grossen Zuspruch. Wagneraffine und Liebhaber hochwertiger Comic-Kunst sind in dieser Ausstellung bestens aufgehoben.

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