Stadt Zug unterstützt «Urban Gardening»-Projekt

Wachsen bald Rüebli und Zwiebeln in städtischen Parkanlagen?

Urban Gardening macht Spass und bringt die Bewohner einer Stadt zusammen.

(Bild: zVg)

«Zug – unser Garten» heisst ein neues privates Projekt. Die Idee dahinter: Zuger jeglicher Couleur bepflanzen zusammen ihre Stadt. Im Frühling 2018 soll’s laut Plan losgehen. Doch noch ist ganz vieles offen – und das liegt nicht nur am fehlenden Geld.

Der «Urban Gardening»-Trend erreicht nach Zürich und Luzern mit langer Verzögerung vielleicht bald Zug (siehe Kasten unten).

Ziel von «Zug – Unser Garten» sei es, Zugezogene und Hiesige aus allen Altersgruppen, Bevölkerungsschichten und Kulturkreisen zu vereinen und über gärtnerische Aktivitäten den Austausch untereinander zu fördern, heisst es im Projektbeschrieb des Vereins Let’s talk, der dahinter steht.

Unter der Anleitung von Fachpersonen sollen die Gartengruppen in ausgewählten kleinen städtischen Flächen wie beispielsweise Vorplätzen, Privatgärten, Innenhöfen oder auf Dächern nach Belieben Blumen, Kräuter, Gemüse oder Früchte anbauen.

Der Vereinsvorstand von Let's talk: V.l. Geschäftleiterin Anne Caroline Skretteberg, Werner Schäppi, Cristina Musco, Sara Windlin, Edith Stocker und Barbara Morf.

Der Vereinsvorstand von Let’s talk: V.l. Geschäftleiterin Anne Caroline Skretteberg, Werner Schäppi, Cristina Musco, Sara Windlin, Edith Stocker und Barbara Morf.

(Bild: zVg)

Soziales Miteinander im Kanton Zug stärken

«Auf diese Art und Weise wird nicht nur das Umweltbewusstsein gefördert und auf das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert, sondern auch das soziale Miteinander im Kanton Zug gestärkt», sagt Anne Caroline Skretteberg, Mitgründerin und Geschäftsleiterin des 2012 gegründeten Vereins Let’s talk.

An gemeinsamen Anlässen könnten sich die Gartengruppen über ihre Erfahrungen austauschen und ihre Ernte miteinander teilen und geniessen. Denkbar wäre, eigenes Gemüse anzupflanzen und einjährige Pflanzen. «Tomaten, Mais, Karotten wären zum Beispiel denkbar.»

Das tönt alles wunderbar und idyllisch. Doch ohne den nötigen Grund und Boden sowie rund 63’000 Franken, die das Projekt kosten soll, wird gar nichts gehen. Um finanzielle Mittel zu generieren, hat der Verein deshalb beim 125-Jahr-Wettbewerb der Zuger Kantonalbank ein sogenanntes «interkulturelles Mitmachprojekt» eingereicht und hofft auf viele Stimmen.

Grössten Teil der Kosten privat decken

Laut Skretteberg hat der Verein bisher rund ein Drittel der Projektkosten zusammen. «Wir sind in Kontakt mit einer Stiftung, verschiedenen Firmen und hoffen ebenso auf öffentliche Gelder.»

«Die Stadt ist uns wohlgesonnen und begrüsst das Projekt.»
Anne Caroline Skretteberg vom Verein Let’s talk

Ziel sei es, die Kosten zum grössten Teil privat zu decken. «Es gibt genug Unternehmen in Zug, die etwas Gutes für ihre Mitarbeiter tun wollen. Es ist eine Win-win-Situation für alle», sagt Skretteberg. Doch ohne viel Freiwilligenarbeit geht es auch bei diesem Projekt nicht.

Vater und Sohn pflanzen zusammen Rüebli.

Vater und Sohn pflanzen zusammen Rüebli.

(Bild: Monkey Business Images)

Junge Zuger begeistert

Die Stadt will Orte zum wilden Gärtnern bereitstellen. Neben der Stadt hat auch eine Privatperson ihren Garten angeboten, respektive will ihn für andere öffnen. Wer es ist, will Skretteberg noch nicht verraten. Aber sie hofft auf weitere Angebote von Privaten aus Zug.

«Fast kein unverbauter Flecken mehr in Zug»

Urban Gardening ist nichts Neues. Hat die Stadt Zug den Trend verschlafen, fragten wir Regula Kaiser, die Beauftragte für Stadtentwicklung und Stadtmarketing. «Urban Gardening ist als Phänomen etwas extrem Städtisches», sagt Kaiser. Die Bewegung sei Ausdruck einer Landsehnsucht, die klassischerweise im Asphaltdschungel von unwirtlichen grauen Grossstädten ihren Nährboden finde. «Zug ist dafür schlicht zu ländlich und zu idyllisch», so Kaiser.

Das geplante Projekt von Let's talk mache sich diesen globalen Trend jedoch für einen anderen Zweck zunutze: «Es will hauptsächlich die Integration neu zugewanderter Bevölkerungsgruppen fördern.» Die grösste Hürde sei momentan nicht der liebliche Charakter und auch nicht der Provinzgeist von Zug, sondern – im Gegenteil – die wenig überraschende Erkenntnis, dass es auch hier schon fast keinen Flecken mehr gebe, der nicht für Baustellen oder Veranstaltungen reserviert wäre.

Laut der Geschäftsleiterin von Let’s talk erhielt der Verein viel positives Echo aufs Projekt. «Vor allem bei jungen Menschen stösst das Projekt auf Begeisterung. Sie sind voll motiviert und möchten mitmachen.»

Was sagt die Stadt?

«Die Stadt Zug steht dem Projekt offen gegenüber», sagt Dina Matter, Projektleiterin Umwelt und Energie der Stadt Zug, auf Anfrage, «Zug will das private Projekt von Let’s talk fachlich und eventuell mit einem Beitrag unterstützen, der noch nicht feststeht.» Der Stadtrat habe diese Absicht bekundet.

«Das Projekt bringt Menschen zusammen und schafft gleichzeitig eine Win-win-Situation.»
Dina Matter von der Stadt Zug

Dina Matter und Regula Kaiser von der Stadtentwicklung vertreten die Stadt in einer Projektgruppe. «Zum Thema Urban Gardening ist es das erste Projekt in Zug, das mir bekannt ist», sagt Matter. Natürlich gebe es die traditionellen Familiengärten, Matter weist ebenfalls auf ein Projekt von Pro Natura im Letzigarten hin, wo einheimische Pflanzen den Insekten dienen. Doch so etwas Grosses gab es noch nicht.

Zur Frage, ob Zug Urban Gardening verschlafen hat, sagt Stadtrat Urs Raschle gegenüber zentralplus: «Das musste von innen kommen.» Wenn die Stadt ein solches Projekt präsentierte, hätte es geheissen, das sei kein Auftrag der öffentlichen Hand, fügt der CVP-Stadtrat hinzu.

«Dahinter stehen Damen mit viel Power und dem nötigen Netzwerk.»
Urs Raschle, Vorsteher Departement Umwelt, Soziales und Sicherheit

Wie realistisch schätzt er die Realisierung ein? «Ich glaube, dass das bald kommt. Dahinter stehen Damen mit viel Power und dem nötigen Netzwerk. Sie wissen, wie man die nötigen Kanäle, auch in die Expatskreise, benutzen kann.»

Nachhaltiger Ansatz begrüsst

Laut Dina Matter begrüsst die Stadt Zug den nachhaltigen Ansatz des Projekts «Zug – unser Garten». «Es bringt Menschen zusammen und schafft gleichzeitig eine Win-win-Situation.» Der Umweltgedanke werde vertieft. Zudem gehe es um die Wertschätzung des Essens – und wie dieses wächst und produziert wird. «Nicht jedes Kind in Zug weiss mehr, wie ein Rüebli wächst», sagt die Projektleiterin Umwelt und Energie.

Die Grundstücke, auf denen sich die Stadt Urban Gardening vorstellen kann, seien noch nicht genauer definiert. «Wir sind noch nicht so weit», sagt Matter. «Es könnte zum Beispiel eine Wiese sein, die heute nicht so genutzt wird. Oder ein Hartplatz, wo man mobile Paletten-Gärten aufstellen könnte.»

Anwohner in Quartieren miteinbeziehen

Sicher sei aber, dass man nichts Funktionierendes wie zum Beispiel Blumenrabatten aufheben wolle für das Projekt. Neben dem Stadtzentrum sind laut Matter auch Pflanzorte in den Quartieren denkbar, wo damit eine Art Treffpunkt entstehen könnte. In den Quartieren wolle man die ansässigen Bewohner mit einbeziehen bei der Planung.

Eine Bedingung für die Nutzung öffentlichen Grundes sei auch, dass die Gärten einen gepflegten Eindruck machten.

Urbane Gärtner und Schrebergärtner – zwei Welten

Genügen denn die Schrebergärten und die vielen privaten Gärten in Zug nicht, könnte man sich fragen. Doch die Grundhaltung der urbanen Gärtner ist laut den Anhängern eine ganz andere als die der Kleingartenpächter.

Während Schrebergärtner die Stadt nicht so mögen würden und hinter Zäunen ihr kleinbürgerliches Glück vom eigenen kleinen Garten und von der Selbstversorgung zelebrierten, liebten urbane Gärtner ihre Stadt.

Sie wollten sie sich nutzbar machen und die Natur in die Grossstadt und in deren Betonwüsten holen. Urban Gardening ist ausserdem offen, jeder kann mitwirken, es ist aber auch unverbindlicher – und wilder.

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