Luzern erhält ein Roboter-Zentrum

Von wegen nur für Nerds und Jungs: Roboter halten Einzug in Luzerner Schulzimmer

Das Programmieren macht sowohl Mädchen als Jungs Spass, sagt Dozentin Andrea Schmid. (Bild: PH Luzern)

Programmieren können sowohl Jungs als auch Mädchen. Damit der Zugang zu Technik und Informatik erleichtert wird, setzt die Pädagogische Hochschule Luzern nun auf Roboter. Luzern erhält sein erstes Roboter-Zentrum. Weshalb es dieses braucht – und wie dadurch gendergerechtes Lernen gefördert werden soll.

Roberta heisst der kleine Roboter, der aus vielen kleinen Legosteinen zusammengebaut ist. An ihr können Kinder tüfteln, Knöpfe drücken und Roberta sogar durchs Klassenzimmer jagen lassen, wenn sie sie dazu richtig instruieren.

Die Pädagogische Hochschule Luzern baut in Zusammenarbeit mit den Departementen Technik & Architektur und Informatik der Hochschule Luzern ein Roboter-Zentrum auf – das «RobertaRegioZentrum». Am Samstag findet die Eröffnungsfeier statt.

«Roboter bauen und Programmieren ist nicht nur etwas für Nerds und Jungs», sagt Andrea Schmid, Dozentin an der PH Luzern. Sie koordiniert das neue Roboter-Zentrum. Dank Robotern würden sich die Jugendlichen auf eine spielerische Art mit Informatik und Technik befassen, ist sie überzeugt.

Durch Roberta das Programmieren lernen

Die PH Luzern bietet für Schulklassen Roberta-Kurse an. In diesen können die Schülerinnen und Schüler Roboter und Mikroprozessoren zusammenbauen und programmieren.

In einem ersten Schritt sollen die Schülerinnen und Schüler Roberta dazu bringen, einen Meter nach vorne zu fahren. Am Schluss wird Roberta durchs ganze Klassenzimmer fahren, ohne in einen Stuhl oder Tisch zu krachen. «Die Aufgaben, die wir ihnen stellen, haben immer einen Alltagsbezug», erklärt Schmid. «Ähnlich einem Staubsaugerroboter oder einem selbstfahrenden Fahrzeug lernen die Kinder, den Roboter dementsprechend zu programmieren.»

Über Roberta

«Roberta – Lernen mit Robotern» ist eine Bildungsinitiative des Fraunhofer-Instituts. Seit 2002 wird mit Roberta das Ziel verfolgt, mehr Kinder und Jugendliche für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern. Und so einen spielerischen Zugang zu den MINT-Fächern zu ermöglichen – also zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Mit dem neuen RobertaRegioZentrum werden künftig Angebote und Beratungen in der Aus- und Weiterbildung für Lehrpersonen der Primar- und Sekundarstufe angeboten. Für Kinder und Jugendliche stehen Kurse zur Verfügung, in denen sie mit den Robotern programmieren lernen.

Stereotype brechen

Mit den Robotern sollen sowohl Mädchen als auch Jungs angesprochen werden, sagt Schmid.

Technik und Informatik sind oft männlich konnotiert. Mit den Robotern soll dieses Stereotyp aufgebrochen werden. Denn Mädchen hätten zu Beginn mehr Scheu und Berührungsängste, wie Schmid erzählt. Oftmals heisse es, zu Hause spiele doch der Bruder mit solchen Dingen.

«Zuerst sitzen Mädchen tendenziell eher nebenan und beobachten. Sie stellen Fragen, wollen nichts kaputt machen», erzählt Schmid. Bewusst werden dann die Rollen getauscht – und die Mädchen setzen sich zum Roboter. «Sie werden Schritt für Schritt unterstützt, bis sie am Ende des Tages selbstständig anpacken, ihre Scheu ablegen und sich getrauen.»

Immer wieder komme es zu schönen Erlebnissen. «Letzthin fragte mich ein Mädchen, wie ich auf meinen Beruf gekommen sei und was es dazu alles brauche.» Die Dozentin ist überzeugt: Programmieren macht beiden Geschlechtern Spass.

Mädchen trauen sich mehr zu

Dass Roberta helfen kann, Stereotype abzubauen, belegen mittlerweile Studien und Forschungarbeiten.

Beispielsweise zeigte die Begleitforschung zum Projekt Roberta der Universität Bremen, dass Mädchen nach einem Besuch eines Roberta-Kurses eher glaubten, dass sie Computerexpertinnen werden könnten, wenn sie es wollten.

«Wir sind dieser Entwicklung nicht wehrlos ausgeliefert. Wir können mitbestimmen, wie weit Digitalisierung und künstliche Intelligenz vorpreschen dürfen.»

Andrea Schmid, Dozentin PH Luzern

«Die Programmieraufgaben werden Schritt für Schritt schwieriger», sagt Schmid. «Wenn die Schülerinnen und Schüler ein Problem lösen können wie zum Beispiel, dass Roberta beim Laufen nicht mehr in die Wand fährt, haben sie ein Erfolgserlebnis und ihr Selbstbewusstsein wird dadurch gestärkt.»

Schmid betont, dass der Unterricht mit den Robotern für Jungs nicht schlechter sei. Auch auf ihre Bedürfnisse gehe man ein. Die Roboter dürfen auch anders eingekleidet und geschmückt werden. Vielleicht wird dann aus Roberta ein Robert.

Stehen bald nur noch Roboter in den Klassenzimmern?

Doch was können diese Roboter besser als Lehrpersonen? «Der Roboter ist ein Werkzeug, ein Lehrmittel. Die Lehrerinnen und Lehrer braucht es, um den Jugendlichen aufzuzeigen, wie man an den Roboter herangeht, wie man ihn programmieren kann.»

Dass Roboter Einzug in die Klassenzimmer halten, ist nichts Neues. Besonders in Japan setzt man vermehrt darauf. Schmid glaubt aber nicht, dass die Roboter dereinst die Lehrpersonen ersetzen werden: «Die Stärke von uns Lehrpersonen ist, dass wir situativ handeln können und auf jede Schülerin und jeden Schüler individuell eingehen können.» Und so weit ist die künstliche Intelligenz noch nicht.

«Ob man irgendwann nur noch Roboter und keine Lehrpersonen mehr ins Klassenzimmer stellen möchte, liegt an unserer Gesellschaft», sagt Schmid. Umso wichtiger sei es, dass sich bereits Schülerinnen und Schüler mit künstlicher Intelligenz und Robotern auseinandersetzten. «Wir sind dieser Entwicklung nicht wehrlos ausgeliefert. Wir können mitbestimmen, wie weit Digitalisierung und künstliche Intelligenz vorpreschen dürfen.» Mit Roberta sollen Schülerinnen und Schüler diese Entwicklung verfolgen – und kritisch hinterfragen.

Andrea Schmid ist ausgebildete Sekundarlehrerin. Sie ist Dozentin an der PH Luzern für Medien und Informatik und Naturwissenschaften. (Bild: PH Luzern)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Tanja F.
    Tanja F., 23.10.2019, 07:21 Uhr

    Ich glaube nicht, dass irgendwann nur noch Roboter im Klassenzimmer stehen werden. Der Trend der Roboterfixierung und der Programmierung ist zwar vorhanden, aber ich bin der Meinung, dass wir hier wieder den «Teufel an die Wand» malen. Aus meiner Sicht ist es jedoch sehr wichtig, dass wir bereits Kleinkinder mit dieser «neuen» Welt in Berührung bringen. Daher habe ich meinem Sohn Ben die Raupe Flitzi besorgt, mit der er sich an das Thema Robotik und Programmierung herantasten kann und das spielerisch. Es wird schon wichtig sein, dass Kinder sich etwas «trauen», aber das war ja schon immer so. Daher sollten Kinder sich mit diesem Themenfeld definitiv beschäftigen.

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