«The Pop-Up» bietet lokalen Unternehmen eine Plattform

Von Bagels über Pie bis zu japanischen Mochis: Neues Zuger Lokal überrascht

Aliya Lapotko und Eva Piccon betreiben «The Pop-Up» in Zug. (Bild: wia)

Wer in Zug auf der Suche nach Bagels ist, hat es schwer. Jedenfalls bis jetzt. An der Ägeristrasse schafft seit kurzem ein Delikatessen-Shop Abhilfe. Doch nicht nur Bagels, französische Patisserie und amerikanische Cinnamon Buns findet man hier, sondern auch deutlich exotischere Produkte – jedenfalls für einige Monate.

Als wir «The Pop-Up» an der Ägeristrasse 8 in Zug betreten, regnet es in Strömen. Das ist ganz gut so, wie uns Eva Piccon verrät, die den Laden gemeinsam mit Aliya Lapotko führt. «Wenn das Wetter besser wäre, hätten wir vermutlich eine Menge Kunden, dann wäre es schwieriger, in Ruhe ein Gespräch zu führen», erklärt die gebürtige Französin auf Englisch.

Zwar hat «The Pop-Up» erst vor knapp zwei Wochen seine Türen geöffnet. «Doch bereits jetzt hat sich herumgesprochen, dass es diesen Laden gibt», sagt Piccon. «Und schon jetzt gibt es Kunden, die jeden Tag vorbeikommen, um sich beispielsweise ihr Mittagessen zu kaufen.» Die selbstgelernte Konditorin und Köchin wirkt quirlig und spricht schnell. Sie erzählt: «Die Möglichkeit, dieses Lokal bis Ende August zu mieten, kam für uns sehr unverhofft. Innerhalb von zwei Wochen haben wir das Projekt umgesetzt. Normalerweise hat man dafür mehrere Monate Zeit.»

Lockdown fördert zwei neue Unternehmen zutage

Das Herz des Geschäfts bildet eine Ladentheke, hinter der nicht nur Mittagsmenüs ausgestellt sind, sondern auch Torten und Patisserie. Der Korb, in dem normalerweise die hausgemachten Cinnamon Buns liegen, ist an diesem Tag leer. «Wir produzieren alles selber, weshalb auch das Angebot variiert. Und heute hatten wir schlichtweg keine Zeit, Cinnamon Buns zu backen», sagt Aliya Lapotko lachend.

Kundschaft, trotz des schlechten Wetters. Heute ist ganz klar Kuchenwetter. (Bild: wia)

Kein Wunder: Die beiden Frauen betreiben nicht nur den Laden, sie liefern auch Mittagessen auf Bestellung, bei schönem Wetter zudem Picknick-Menüs für draussen. Ausserdem haben beide Unternehmerinnen je drei Kinder, daneben führen sie jeweils eigene Firmen.

Die Französin Piccon hat während des Lockdowns im Frühling 2020 die «Happynomie» gegründet. «Ich hatte damals angefangen, Leuten Torten und selbstgekochte Menüs zu liefern, und gemerkt, dass mein Angebot bei den Menschen gut ankommt. Daraus ist ein Geschäftsmodell entstanden», so die gelernte Wirtschaftsfachfrau. Nicht nur bäckt sie Torten für Privatpersonen, auch organisiert sie Caterings und gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Aliya Lapotko Brunch-Anlässe.

«Alles, was ich hier koche oder backe, erzählt eine Geschichte.»

Eva Piccon

Lapotko gründete ihr Unternehmen My Meal Plan ebenfalls vor rund einem Jahr, als praktisch die ganze Schweiz im Homeoffice arbeitete. Die Idee: Fixfertige, gesunde Menüs werden an Privatpersonen geliefert und müssen nur noch aufgewärmt werden. Dabei geht Lapotko auch auf individuelle Ernährungsbedürfnisse ein, kocht etwa vegan oder glutenfrei. Daneben betreibt sie die Brunch-Factory im Zuger «Freiruum».

Während der nächsten Monate gibt es an der Ägeristrasse in Zug Schlemmereien zu kaufen. (Bild: wia)

Der Fokus bei «The Pop-Up» liegt da klar anders. «Letzthin hat uns jemand gefragt, ob wir bei unseren Speisen auf die Kalorienzahl achten», sagt Piccon und schmunzelt. «Das ist hier nicht unbedingt unser Ziel», sagt sie, zeigt auf den üppigen Cheesecakes und den amerikanischen Rüeblikuchen und ergänzt lachend, «Fett ist gut, Fett ist gesund!». Auf jeden Fall gesund fürs Gemüt. «Doch natürlich sind die Salate, die wir anbieten, jeweils sehr gesund. Ausserdem achten wir bei unseren Lebensmitteln darauf, dass sie möglichst saisonal und regional sind.

So freut sich Piccon bereits sehr auf die Beerensaison und die Zuger Kirschen, die sie vom Buuregarten in Hünenberg bezieht.

Ein Rüeblikuchen mit einer Geschichte

«Ich habe selber in Mexiko, in den USA sowie in Frankreich gelebt. Alles, was ich hier koche oder backe, erzählt eine Geschichte. Den amerikanischen Rüeblikuchen etwa mache ich nach dem Rezept meiner ‹zweiten Mama› in New York. Schlicht, weil ich bis jetzt kein besseres gefunden habe», erklärt sie lachend.

Mamas Lemon Meringue Pie hat seinen Preis. (Bild: wia)

Neben Salaten und Süssem findet man an der The Pop-Up-Theke auch eine Auswahl an gefüllten Bagels. Ein Angebot, das in Zug bisher gefehlt hat. Den norwegischen Wildlachs, den die Köchin verwendet, räuchert sie selbst. Ihr Motto: «Never settle for that which is easy», sprich: Gib dich nicht mit dem Einfachsten zufrieden.

Die Unternehmen beflügeln sich gegenseitig

Nicht nur den beiden Gründerinnen soll «The Pop-Up» als Verkaufsplattform dienen, sondern auch anderen Unternehmerinnen. Lapotko nennt das Konzept «Cross-Fertilization». Lokale Unternehmen erhalten jeweils eine Ecke oder ein Regal, wo sie ihre Produkte ausstellen können und bringen die eigene Kundschaft in den Laden, was wiederum den anderen in die Karten spielt. Die verschiedenen Kleinfirmen sollen sich dadurch gegenseitig beflügeln.

Innerhalb einer Woche wurde das Lokal neu gestrichen und eingerichtet. (Bild: wia)

Tatsächlich ergibt sich durch diese Kooperation ein ziemlich exotischer Mix. Gefrorene Smoothies stehen zum Verkauf, daneben japanische Mochis, Sauerteigbrot und argentinische Biscuits. Auch das Inventar des Ladens, etwa das ausgestellte Keramikgeschirr und die Vintage Möbel und Teppiche stehen zum Verkauf.

Zwei Angestellte stehen im Moment in der Küche. Kommende Woche kommt ein ausgebildeter Koch dazu. «Das ist gut, denn bereits jetzt läuft das Geschäft viel besser als erwartet», sagt Piccon, blickt aus dem Fenster in den Regen und fügt hinzu: «Auch wenn ich etwas nervös werde, wenn, beispielsweise aufgrund des Wetters, weniger läuft.» Kaum hat sie das gesagt, betritt bereits eine Kundin den Laden.

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