Die Design-Messe «Aus Zug»

Vom Hefeknödel bis zum Ehering

Eine Skulptur aus Gingko-Blättern: Nur wurden sie aus Stahl nachempfunden.

Hier gibt es keine Hobby-Guetzlibäcker, keine Weihnachtskerzenverkäufer und keine Mützenstrickerinnen. Die Design-Messe «Aus Zug» versucht erst gar nicht, weihnachtlich zu sein. Vielleicht will der Besucher gerade deshalb gar nicht mehr weg.

Aus Zug kommen sie, die Designer, die an der Zuger Design-Messe wirken. Sie nehmen ihre Werke mit in die Shedhalle, ziehen für zwei Tage aus ihren Ateliers aus. Daher auch der Name der Messe: «Aus Zug». 2009 gegründet, soll die Messe aufs Schaffen lokaler Designer aufmerksam machen und diesen letztendlich auch zu mehr Kundschaft verhelfen. Laut Webseite will man sich insbesondere auf die Sparten Textil, Wohnen und Schmuck konzentrieren. zentral+ war beim Aufbau vor Ort und erstaunt darüber, dass unter den Teilnehmern wider aller Erwartungen eine Tortenbäckerin, eine Raviolimanufaktur und eine Herstellerin gefüllter, fernöstlicher «Buns» zur Stelle sind.

Mirjam Roosdorp lacht und erklärt: «Ja, das erstaunt viele. Aber das gehört alles zu Design dazu. Design ist Farbe, Form und Funktion.» Roosdorp ist seit mehreren Jahren mitverantwortlich für «Aus Zug». Es ist Freitagmorgen, bereits sind einige Aussteller vor Ort, erste Holzgestelle werden in die Luft gehievt, erste Büsten stehen – noch nackt – auf den Tischen, erste asiatische Lampions werden zwecks Einstimmung auf Fernöstliches montiert.

Keine ruhige Minute erwartet

Erwartet werden, wie im letzten Jahr, 1500 Besucher am Messewochenende. Eher mehr, «wahrscheinlich suchen uns einige Weihnachtsmarktbesucher in der Hoffnung auf etwas Wärme auf», sagt Franziska Leuppi. Sie ist Mitbegründerin der Messe und stellt, wie auch die zwei Co-Organisatorinnen Mirjam Roosdorp und Prisca Waller, selber aus. Ihr Schmuck ist noch nicht in Sichtweite, noch stehen erst die massiven Eichenholzbalken, auf denen schwarze Platten montiert sind. «Da drauf kommen noch Glasvitrinen und in diese lege ich dann den Schmuck», erklärt Leuppi. «Sonst hätte ich während der Ausstellung keine ruhige Minute. – Das habe ich zwar sowieso nicht», stellt sie pragmatisch fest.

Noch liegt da kein Schmuck in den Vitrinen.

Noch liegt da kein Schmuck in den Vitrinen.

Daneben stellt gerade eine zierliche Frau mittleren Alters ihre Ausstellungsstücke auf. Es sind verspielte Skulpturen, Formen und Hocker aus Stahl. «Es fasziniert mich, aus dem flachen Stahlblech etwas in 3D zu schaffen», erklärt uns Marianne Schwerzmann-Glauser.

 «Dies ist bewusst kein Handwerkermarkt. Professionalität ist wichtig.»

Mirjam Roosdorp, Co-Organisatorin und Ausstellerin bei «Aus Zug»

21 Plätze stehen an  der «Aus Zug»-Messe zur Verfügung, sie alle werden dieses Jahr besetzt sein. Und wie wird ausgewählt, wer dabei sein darf? Roosdorp erklärt: «Wir versuchen, eine gute Mischung zu finden bei den Themen. Dies ist bewusst kein Handwerkermarkt. Professionalität ist wichtig.»

Eine Skulptur aus Gingko-Blättern: Nur wurden sie aus Stahl nachempfunden.

Eine Skulptur aus Gingko-Blättern: Nur wurden sie aus Stahl nachempfunden.

Das Gesamtbild ist wichtig

«Trotzdem würden unsere Aussteller nicht an eine Zuger Messe passen, wo jeder seinen Schachtelstand hat und wo alles lieblos und berechnend ist. Hier geht’s auch ums Gesamtbild.» Darum sei auch nicht klar abgetrennt, wo ein Stand aufhört und wo der nächste beginnt. Und das könne schon mal zu Unmut zwischen den Ausstellenden führen. «Das ist aber kein Problem. Wir können ja miteinander reden», so Leuppi.

Bruce, Breadly und Buns

Nun, wir wollen erst einmal sehen, was es sonst noch so alles zu entdecken gibt an der «Aus Zug». «Konaküche» ist da auf dem Flyer zu lesen. In der Hoffnung auf ein paar asiatische Gaumenfreuden wird schleunigst der entsprechende Stand aufgestöbert. Die Vorfreude wird im Keim erstickt, noch wird hier nichts gedämpft. Aber was genau gibt es hier eigentlich? Eine junge Japanerin erklärt, dass es sich bei ihrer Spezialität um «Buns» oder gedämpfte Hefeknödel handelt, die sowohl mit klassisch japanischen Inhalten – etwa Schweinefleisch oder süsser Bohnenpaste – gefüllt werden oder aber mit europäischer Kost. Bolognese-Sauce und Mozzarella etwa.

Und, zieht das bei den Schweizern? «Immer mehr», erklärt die Japanerin. Man vertreibe die Buns bereits in Firmenmensen oder an japanische Imbisse.

Auch einige Zuger Möbeldesigner sind an der Messe zugegen. So etwa «burri&gnirs». Ein Schreiner und ein Möbeldesigner, die gemeinsame Sache machen und unkonventionelle, nachhaltige Produkte produzieren. Vom Eichenbett über Kinderschaukeln bis hin zu Brotbrettern namens «Bruce» und «Breadly».

Bruce und Breadly heissen sie, die feschen Brotbretter aus dem Hause «burri&gnirs».

Bruce und Breadly heissen sie, die feschen Brotbretter aus dem Hause burri&gnirs.

(Bild: zvg)

Abseits vom Duftkerzen-Geruch

Nach so viel schwerem Holz lechzt das Herz nach Luftigem. Da kommt der Stand der Illustratorinnen Brigitt Andermatt und Regi Meier gerade recht. Bedruckte Leinenbeutel mit oft tierreichem Muster, fluffige Kissen und seltsam proportionierte Stofftiere gibt’s hier.

Daneben werden gerade Holzmodule, oder wie man dort sagt, Pixel, montiert. Auf diesen stellen verschiedene Jungunternehmer und Kleinstproduzenten unter den Fittichen des Projekts «Paettern» aus (zentral+ berichtete).

Durchaus. Hier möchte man bleiben. Fernab vom Weihnachtsmarkt mit seinen gehäkelten Babyfinken, Vanille-Duftkerzen und zu heiss gekochtem Glühwein kommt seltsamerweise eine gewisse Weihnachtsstimmung auf.  Vielleicht, weil es die Design-Messe «Aus Zug» erst gar nicht versucht, weihnachtlich daherzukommen.

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