Mindestens elf Mitarbeiter verlieren Job

Vier Poststellen auf einmal: Streichkonzert in Luzern

Auch auf die Poststelle am Hirschengraben kommen Veränderungen zu.

(Bild: giw)

Jede dritte Postfiliale in der Stadt verschwindet bis 2020 in der Stadt Luzern. Als Folge verlieren mindestens elf Postmitarbeiter ihre Stelle. Stattdessen sollen Dritte – sogenannte Postagenturen – und Lehrlinge die Aufgaben übernehmen. Noch ist offen, wer für den Gelben Riesen in die Bresche springen wird.

Die Post baut bis 2020 in der Stadt Luzern Leistungen ab: Von den heute neun selbst betriebenen Postfilialen in der Stadt Luzern sollen in Zukunft drei weitere von Partnern unterhalten werden. In den Quartieren Würzenbach, Untergrund / Bruch und Reussbühl sollen die bestehenden Filialen künftig von Partnern betrieben werden. In Schönbühl wird die Filiale ganz geschlossen und durch einen Hausservice ersetzt.

«Bargeldeinzahlungen sind bei Postagenturen nicht möglich.»

Müssen die Postkunden nun beim Service mit Einbussen rechnen? «Nein, in Postagenturen sind weiterhin die meisten der täglich nachgefragten Postdienstleistungen erhältlich», versichert Markus Flückiger, Sprecher der Post. Dazu gehöre die Abholung und die Aufgabe von Sendungen während den Öffnungszeiten der Partner. Einzahlungen liessen sich bargeldlos und im Gegensatz zu posteigenen Filialen auch mit Fremdkarten erledigen. Mit einer Einbusse muss die Kundschaft jedoch leben: «Bargeldeinzahlungen sind bei Postagenturen nicht mehr möglich», so Flückiger.

Heute stehen den Kunden in der Stadt Luzern 12 Filialen, davon drei mit Partnern, ein Automat (My Post24) und eine Vielzahl Briefkästen zur Verfügung. In der Stadt Luzern bestehen bereits drei von Partnern betriebene Postfilialen in der Altstadt, im Kreuzstutz und im Wesemlin. Am weitesten fortgeschritten ist die Realisierung einer Filiale mit Partner im Würzenbach. Diese soll wenn möglich bis Herbst 2017 eröffnet werden.

Für die Filialen Hirschengraben und Reussbühl evaluiert die Post aktuell mögliche Standorte für Filialen mit Partnern. Im Gebiet Schönbühl / Hirtenhof wird die Post voraussichtlich keine Lösung mit Partner realisieren können. Sie prüft daher in diesem Gebiet die Einführung eines Hausservice für Briefe und Pakete.

65 Prozent weniger Briefe in 16 Jahren

Die Post begründet den Abbau der Poststellen mit den Postkunden selbst: Die elektronische Kommunikation und die gestiegene Mobilität würden dazu führen, dass Kunden ihre Postgeschäfte vermehrt rund um die Uhr, unterwegs und auf elektronischem Weg erledigten. Der klassische Postschalter verliere daher kontinuierlich an Bedeutung – seit dem Jahr 2000 gingen 65 Prozent weniger Briefe und 46 Prozent weniger Pakete über die Schaltertheken der Post, schreibt diese. Im gleichen Zeitraum gingen auch die Einzahlungen um 40 Prozent zurück. Die Post passe deshalb ihr Angebot den veränderten Kundenbedürfnissen an.

«11 Stellen werden abgebaut bis 2020.»

Markus Flückiger, Pressesprecher Post

Die Post evaluiert aktuell die künftigen Betriebsformen und Standorte der neuen Partnerfilialen. In der Schweiz gibt es bereits 850 solche Postfilialen, diese hätten sich bewährt: «Wir verzeichnen eine sehr hohe Kundenzufriedenheit, unsere Kunden schätzen die längeren Öffnungszeiten», sagt Flückiger. Das zeige sich beispielsweise an der Postagentur bei der Bäckerei Merz an der Eisengasse, die seit 2012 postalische Dienstleistungen anbietet. «Die Kunden werden in der Bäckerei auch am Samstagnachmittag bedient.»

Poststellenmitarbeiter verlieren ihre Stelle

SP wehrt sich gegen Postagenturen

Die städtischen Sozialdemokraten äussern sich in einer Medienmitteilung zur Schliessung der Poststellen. Sie schreiben, dass dieser Poststellenabbau massiv und unverantwortlich sei. Postagenturen seien kein Ersatz für Poststellenschliessungen.

Auch David Roth reichte im November 2016 einen dringlichen Vorstoss als Reaktion auf die Ankündigung der Post ein, schweizweit bis zu 600 Poststellen schliessen zu wollen. Der Regierungsrat soll sich darin für den Erhalt des postalischen Service Public in den Gemeinden starkmachen. Roth sprach von einem drohenden Abbau des Service Public in den Gemeinden. Für einen Flächenkanton wie Luzern sei dieser wichtig. Der Kantonsrat entschied gegen den Willen des Regierungsrates mit 70 zu 40 Stimmen, das Postulat vollständig für erheblich zu erklären.

Im Interview mit «Der Bund» sagte Roth, er halte nichts davon, Poststellen mit Postagenturen zu ersetzen: «Damit spart die Post bei den Löhnen. Das ist auch ihr Ziel. Es geht ihr nicht in erster Linie darum, näher am Kundenbedürfnis zu sein, wie sie vorgibt.» Eine Volg-Mitarbeiterin mit einem Lohn von 3000 Franken sei laut Roth eine direkte Konkurrentin einer Poststellen-Mitarbeiterin.

Postagenturen sind für Roth nur bedingt eine Alternative, da von diesen Dienstleistungen, wie sie etwa das Gewerbe brauche, nicht angeboten würden. Als Beispiel nannte er Massensendungen. Der Kanton habe den Überblick und könne entsprechend auf die Post einwirken.

Im Rahmen der Umwälzungen bei den Postfilialen kommt es auch zu einem Stellenabbau: «11 Stellen werden abgebaut bis 2020», bestätigt Flückiger. Für die betroffenen Mitarbeiter – es dürften mehr als Stellen sein – würden individuelle Lösungen gesucht. Keine einfache Situation für die Poststellenmitarbeiter in der Stadt Luzern.

Vor grösseren Veränderungen steht auch die Filiale an der Zürichstrasse. Diese wird bis in drei Jahren umgebaut und in Zukunft als Lehrlingspoststelle geführt. In einer Lehrlingspoststelle verantworten angehende Detailhandelsfachleute das gesamte Tagesgeschäft und teilen sich alle Aufgaben in der Filiale. Lehrlinge erhalten keinen vollen Lohn – ist das eine versteckte Sparmassnahme? «Auf keinen Fall, das ist eine bewährte Form der Ausbildung. Bereits heute wird der Standort Hirschengraben als Lehrlingspoststelle betrieben», sagt Flückiger. Die Auszubildenden würden dabei von erfahrenen Beraterinnen unterstützt.

Intensiver Austausch mit den Behörden

Für die Erarbeitung des neuen Postangebots steht die Post seit über zwei Jahren im Austausch mit den Behörden der Stadt Luzern. Die Post wird zudem bei beabsichtigten Veränderungen das Gespräch mit den Quartiervereinen suchen und die Bevölkerung der betroffenen Quartiere zu gegebener Zeit zu Informationsveranstaltungen einladen. «Unser wichtigster Ansprechpartner ist die Stadt Luzern, der wir allfällige Lösungen vorstellen und besprechen werden», sagt Flückiger.

Wer bei der Zustellung eines Pakets häufig abwesend ist und immer wieder Abholungseinladungen im Briefkasten findet, hat verschiedene Möglichkeiten, um den Empfang solcher Sendungen zu steuern: In der Post-App, auf der Webseite der Post oder beim Kundendienst lässt sich eine passende Alternative zur Abholung der Sendung bei der vorgesehenen Filiale wählen. Pakete können auch direkt an Automaten adressiert werden. Ein solcher Automat ist seit 2016 im Bahnhof Luzern in Betrieb. Dort können rund um die Uhr Pakete abgeholt und aufgegeben werden.

Derzeit ist die Poststelle im Bruchquartier aber noch geöffnet, obwohl immer weniger Kunden Postdienstleistungen am Schalter in Anspruch nehmen.

Derzeit ist die Poststelle im Bruchquartier aber noch geöffnet, obwohl immer weniger Kunden Postdienstleistungen am Schalter in Anspruch nehmen.

(Bild: giw)

Die Zufahrt zum Geschäftskundenschalter bei der Post Universität ist nicht optimal. Die Post prüft daher die Erweiterung des bestehenden Angebots für Geschäftskunden durch die Einrichtung spezieller, gut erreichbarer Standorte mit verlängerten Öffnungszeiten. «Geplant ist jeweils ein Standort auf der linken und rechten Seeseite», sagt Flückiger. Dort können Geschäftskunden frankierte und versandbereite Briefe und Pakete aufgeben. Das Angebot umfasst die am meisten nachgefragten Dienstleistungen im Bereich Brief- und Paketaufgabe für das In- und Ausland.

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