Mehr Lohn, mehr Perspektiven

Viele Luzerner wechseln nach der Lehre den Beruf

Lea Gnos von der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Luzern freut sich über die Zunahme an Berufsmaturaanmeldungen. (Bild: Tobias Haas/zvg) (Bild: Tobias Haas/zvg)

Der Weg in den Berufseinstieg ist längst nicht mehr so geradlinig wie einst. Das zeigt sich etwa an der zunehmenden Anzahl Anmeldungen bei der Berufsmatura. Nach abgeschlossener Berufslehre drücken immer mehr Luzernerinnen erneut die Schulbank.

Der bisherige Berufsweg der Autorin ist vergleichsweise langweilig: Gymi, Studium, Beruf. Blickt sie bei Bekannten über die Schultern, sieht es schon etwas spannender aus. Viele haben nach abgeschlossener Lehre eine Berufsmaturität gemacht und danach an einer Hochschule studiert. Wie die Nachfrage bei der Luzerner Dienststelle Berufs- und Weiterbildung zeigt, wird dies immer mehr zum Trend.

Berufsmatura nach Lehre wird beliebter

Dieses Jahr haben sich 969 Jugendliche und Berufsleute für die Berufsmatura (BM) angemeldet. Damit ist der diesjährige der bisher grösste Luzerner BM-Jahrgang, wie Lea Gnos, die Leiterin der Berufsmaturität im Kanton Luzern, auf Anfrage mitteilt. Seit 2014 verzeichnet die BM einen stetigen Aufwärtstrend. Etwas mehr als die Hälfte der Leute absolvieren eine BM nach der Lehre, so Gnos.

Insbesondere die Ausrichtungen «Technik, Architektur und Life Sciences» und «Gesundheit und Soziales» nehmen an Beliebtheit zu. (Bild: zvg)

Von den möglichen BM-Ausrichtungen ist nach wie vor «Wirtschaft und Dienstleistungen» am beliebtesten. Das stärkste Wachstum hingegen verzeichnen die Ausrichtungen «Technik, Architektur und Life Sciences» und «Gesundheit und Soziales». Letztere sei ausserdem insbesondere bei Berufsmaturandinnen nach der Lehre beliebt. «Interessanterweise sehen wir in dieser BM-Ausrichtung viele Berufsleute, die nicht einen gesundheitlich-sozialen Beruf erlernt haben», fügt Gnos an.

Trend zur Umorientierung

Diese letzte Bemerkung scheint auch ein allgemeiner Trend zu sein. Im Trendbericht zur Berufsmaturität der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung wird festgehalten, dass rund zwei Drittel der BM-Absolventen als Nächstes einen Hochschulabschluss verfolgen. 35 Prozent davon gar in einem Feld abseits der beruflichen Grundbildung.

Noch hat der Kanton Luzern das Ziel von einer 15-prozentigen Maturitätsquote nicht erreicht. Gemäss den letzten Messungen von 2018 liegt die Quote bei 13,7 Prozent. (Bild: Lustat)

Die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung freue sich über diese Entwicklung. Denn der Kanton Luzern hat es sich zum Ziel gesetzt, die BM-Quote auf insgesamt 15 Prozent zu erhöhen. In den letzten Messungen vom Jahr 2018 wurde dieser noch nicht erreicht (2018: 13,7 Prozent). Anscheinend tragen die Bemühungen der Dienststelle jedoch Früchte, so Gnos.

Alternative zu trockenem Arbeitsmarkt

Die Gründe für den Aufwärtstrend seien vielfältig, wie Lea Gnos sagt. Einer davon sei die vielfältigen Zukunftsperspektiven. Der BM-Abschluss öffne viele Türen «und ist auch in Bezug auf die persönliche Weiterentwicklung sehr wichtig», so Gnos. Dies wird auch in den vereinzelten BM-Absolventen-Porträts der Zentralschweizer Bildungsmesse hervorgehoben: Die BM sei ein «echtes Sprungbrett für die Karriere», beschreibt beispielsweise Tanja Z'graggen, stellvertretende Gruppenleiterin im Chinderhus Maihof, ihre Motivation.

Zudem dürfen BM-Absolventen auch mit deutlich mehr Lohn rechnen. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Bundesamts für Statistik erhalten Personen mit einem BM-Abschluss fünfeinhalb Jahre nach dem Abschluss rund 10 Prozent mehr Einkommen als Personen ohne BM.

Ein weiterer Grund sei – wie so oft in letzter Zeit – die Corona-Pandemie. Der Entscheid für oder gegen die BM sei immer auch vom jeweiligen Stellenmarkt abhängig: Gibt es jeweils attraktive freie Stellen kurz nach Lehrabschluss im Angebot, entscheiden sich auch mehr junge Berufsleute gegen die BM und vice versa. «Wir gehen davon aus, dass die Coronapandemie die positive Entwicklung der BM unterstützt – und dass die BM den jungen Berufsleuten gleichzeitig hilft, die Nachteile eines verzögerten Eintritts in den Arbeitsmarkt abzufedern», erklärt Gnos.

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