Luzern: Neues Kursschiff fährt klimaneutral

Viel Bling-Bling um die neue MS Diamant

Die MS Diamant während der Taufzeremonie am 4. Mai.

(Bild: Pascal Gut)

Die MS Rigi geht in den Ruhestand. Doch wehmütig ist man nicht. Denn die MS Diamant – wie das neue, luxuriöse Motorschiff auf dem Vierwaldstättersee heisst – wird ihrem Namen gerecht. Oder haben Sie auf einem Kursschiff schon einmal ein Fussbad genommen? Eben.

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön. Und noch schöner soll sie mit dem neuen Motorschiff der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) werden. «Ein Meilenstein hinsichtlich Qualität und Innovation», versprechen die Macher vollmundig, «eine Attraktion und perfekt geeignet für exklusive Veranstaltungen.»

Keine Frage, das Schiff bietet eine Menge Luxus und Besonderheiten auf seinen fünf Decks. Die mit Glaskuppeln überdachten Salons sind elegant und der charmante Nautilus-Raum im Rumpf des Schiffes erlaubt den Besuchern einen Einblick in die Unterwasserwelt des Vierwaldstättersees – fast wie bei Kapitän Nemo zuhause. 

Ersatz für die MS Rigi

Und die Innovation schlechthin: Die Wasserterrasse bietet ein eigenes Seewasser-Fussbad. Wer noch mehr Originalität braucht, muss erste Klasse lösen, denn nur so erhält man Zugang zum Sonnendeck. Dieses vermittelt gemäss Schiffsprospekt das Gefühl, auf einer Yacht in Saint-Tropez zu sein. Hier befindet sich die sogenannte Kompass-Lounge mit acht Plätzen, die sich während der Fahrt stets nach Norden dreht. Eine Perspektive, die vielleicht weniger geeignet ist für Leute mit schwachem Magen. 

Kapitän Ritter ist auf sein neues Kind stolz.

Kapitän Ritter ist auf sein neues Kind stolz.

(Bild: Pascal Gut)

Das neue Schiff dürfte nicht nur Saint-Tropez-Enthusiasten erfreuen, sondern ersetzt ausserdem die in Rente gehende MS Rigi. Traurig ist wohl niemand. Denn das neuste Kind der SGV-Flotte kann neben seinem eleganten Design insbesondere mit der Technik punkten. Mit seinem Hybrid-Diesel-Motor verbraucht das Schiff nämlich zwischen 15 und 20 Prozent weniger Energie als ein gleich grosses Schiff mit einer herkömmlichen Dieselmaschine. Den Rest-CO2-Ausstoss kompensiert die SGV mit Zahlungen an ein Klimaprojekt in Uganda in Partnerschaft mit myclimate. Deswegen bezeichnet die SGV ihr neues Flaggschiff auch als erstes klimaneutrales Kursschiff der Schweiz.

Zuerst als Massstab gefertigt

Um Energie zu sparen wurde nicht nur auf innovative Antriebstechnik gesetzt. Von Anfang an sei alles getan worden, um das Gewicht des Schiffes so niedrig wie möglich zu halten, erklärt Rudolf Stadelmann, Geschäftsführer der SGV-Tochter Shiptec AG. Leer wiegt das Schiff gerade mal 340 Tonnen, wenig für ein Schiff dieser Grössenordnung. Um das zu erreichen orientierten sich die Macher beim Flugzeug- und Bahnbau. Viele der Elemente, wie etwa das Deck, bestehen aus Faserverbund, wodurch auf schwere Stahlplatten verzichtet werden konnte.

 

Ein Blick ins Innere der MS Diamant.

Ein Blick ins Innere der MS Diamant.

(Bild: Pascal Gut)

Bei den Verbindungen der einzelnen Elemente setzte man auf Klebstofftechnik anstatt auf Schrauben, führt Stadelmann als Beispiel an. Neben Gewicht und Antrieb spielte die Rumpfform eine entscheidende Rolle. Der in der Schweiz entwickelte Rumpf wurde mittels Computersimulation immer weiter verbessert und schliesslich als Modell im Massstab 1:8 in einem Schlepptank in Holland getestet und zur Vollendung gebracht. «Mit der Entwicklung und dem Bau dieses Schiffes setzen wir einen neuen Massstab in der Binnenschifffahrt», ist Rudolf Stadelmann überzeugt. «Was mich besonders stolz macht: Trotz all dieser vielen einzelnen Ideen und Innovationen ist das Schiff eine Einheit geworden.»

4500 Namensvorschläge 

Auch Kapitän Ritter ist auf sein neues Kind stolz. «Etwas Besonderes für mich war es, dass ich den Bau des Schiffs begleiten durfte. Dadurch ist es für mich so, als hätte ich ein Kind beim Erwachsenwerden beobachten können.» Nach den ersten Probefahrten im Oktober hätte es noch verschiedener Feinjustierungen bedurft, doch die neue Technik habe sich erstaunlich problemlos integrieren lassen, freut sich Ritter, der es kaum erwarten kann, das Schiff endlich ganz offiziell in Betrieb nehmen zu können.

«Die Namensvorschläge reichten von witzig bis oberwitzig. Einige waren charmant, andere gingen gar nicht.»

Hans-Rudolf Schurter, Direktor SGV

Ein grosser Publikumsmagnet ist das Schiff jedenfalls bereits jetzt, wie sich am Abend zur Einweihungsfeier zeigt, wo sich viele Hundert Leute eingefunden haben. Doch wie heisst denn das Schiff jetzt überhaupt? Die Veranstalter lassen sich mit der Antwort Zeit. Aus den 4500 eingereichten Namensvorschlägen durch die Bevölkerung sind vier in die engere Auswahl gekommen. Die Vorschläge reichten von «witzig bis oberwitzig. Einige waren charmant, andere gingen gar nicht», scherzt Hans-Rudolf Schurter, Direktor der SGV an der Medienkonferenz.

Ab 25. Mai täglich auf Kurs

Aquamarin, Aquarius, Diamant oder Lake Lucerne? Während sich die Wolken drohend verdunkeln, wird das Geheimnis endlich gelüftet. Die Luzerner Stadträtin und Baudirektorin Manuela Jost tauft das Schiff auf den Namen Diamant. Das Band wird durchgeschnitten, die Flasche schwingt nach unten, zerschlägt am Schiffsrumpf, der Sekt spritzt und weissblaue Papierfetzen regnen in Massen vom Himmel, die MS Diamant ist jetzt hochoffiziell getauft. 

Danach sticht das neue Kursschiff zur Jungfernfahrt in See. Ab dem 25. Mai wird die MS Diamant täglich im Kurs von Luzern nach Flüelen UR unterwegs sein. Freitag- und Samstagabend kommt es jeweils auf kulinarischen Fahrten zum Einsatz. 

Die MS Diamant geht auf Jungfernfahrt.

Die MS Diamant geht auf Jungfernfahrt.

(Bild: Pascal Gut)

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