Bier-Diktat in Luzerner Restaurants

Vetterliwirtschaft, Frau Kopp?

Ist verbandelt mit einem regionalen Bierhersteller: Die GLP-Grossstadträtin Laura Kopp.

(Bild: Montage, bra)

Der Stadtrat soll klären, ob in Luzerner Restaurants lokale Bierbrauereien berücksichtigt werden müssten. Dies verlangt die Grünliberale Laura Kopp in einem Vorstoss. Brisant: Die Politikerin sitzt selber im Verwaltungsrat beim «Luzerner Bier». Verdächtig?

Eigentlich klingt die Bieridee süffisant: Die regionale Braukunst soll in Stadtluzerner Restaurants vermehrt Einzug halten. Die Grünliberalen fragen den Stadtrat mit einer Interpellation, ob man bereit wäre, in den städtischen Betrieben mindestens ein Bier einer lokalen Brauerei ins Angebot aufzunehmen.

Nur ist diese Anfrage erstens unnötig, wie Recherchen von zentral+ zeigen, zweitens fragwürdig, weil die Interpellantin selber im Verwaltungsrat einer solchen Bierbrauerei sitzt, und drittens kommt die Idee bei Branchenvertretern alles andere als gut an. 

«Wo kommen wir denn da hin?»

Patrick Grinschgl, Präsident Gastroverband Stadt Luzern

Vorschiften? «Nein danke»

Die Stadt Luzern vermietet ihre Immobilien an vier verschiedene Restaurants. Diese wären von einem allfälligen Bierdiktat, wie es Laura Kopp will, betroffen. Die Gebäude befinden sich in Besitz der Stadt Luzern: Der Hopfenkranz, das Geissmättli, das Reussbad sowie die Rathausbrauerei. Aber diese vier Restaurants servieren bereits alle auf freiwilliger Basis Biere von kleineren und regionalen Brauereien. «Wir bieten sogar zwei», sagt etwa Bruno Rampinelli, Wirt des Restaurants Geissmatt, «ein hausgebrautes sowie das Luzerner Bier.» Der Gedanke, dass lokale Biere gefördert werden sollen, findet Rampinelli grundsätzlich in Ordnung. Von Vorschriften will er aber nichts wissen. «Falls die Stadt hier Regeln aufstellt, wäre das ein schlechter Witz.»

Ähnlich sieht das auch Patrick Grinschgl, Präsident des Gastroverbands der Stadt Luzern. «Die Stadt soll den Wirten nicht sagen dürfen, was sie auf die Karte zu setzen haben und was nicht. Wo kommen wir denn da hin?» Und Stef Kaufmann vom Hopfenkranz findet: «Wenn ich ein Bier mag und es gut läuft, dann setze ich es auf die Karte. Wenn nicht, verschwindet es.»

«Die Stadt kann auch einfach Nein sagen.»

Laura Kopp, Grossstadträtin der Grünliberalen

Anfrage für eigenen Vorteil?

Laura Kopp, Grossstadträtin der Grünliberalen – und zudem VR-Präsidentin der Brauerei Luzern AG, die seit 2010 das «Luzerner Bier» produziert – verteidigt ihren Vorstoss. Sie wolle mit ihrer Anfrage keine Vorschriften erlassen. Dies, obwohl sie in diese Richtung tendiert: Sie fragt in ihrer Interpellation, ob der Stadtrat bereit sei, darauf «hinzuwirken», mindestes ein Bier einer unabhängigen lokalen oder regionalen Brauerei ins Angebot aufzunehmen.

Herrscht künftig ein Bier-Imperativ bei städtischen Gastrobetrieben?

Herrscht künftig ein Bier-Imperativ bei städtischen Gastrobetrieben?

(Bild: bra)

«Die Stadt kann auch einfach Nein sagen», wehrt sich Kopp. «Die Anfrage ist nicht verpflichtend. Viele Beizen haben ja im Offenausschank ein Bier und dazu noch ein alternatives, das sie in der Flasche anbieten.» Grundsätzlich sei sie nicht von Berufs wegen am Thema interessiert, sondert ganz einfach, weil sie gerne Bier habe. «Ich mache im Frühjahr einen Bier-Sommelier-Kurs.»

Mit Eigennutz oder gar Vetterliwirtschaft habe das nichts zu tun, so Kopp. «Das könnten Sie mir vorwerfen, wenn ich vorgeschlagen hätte, nur Luzerner Bier zu verkaufen. Habe ich aber nicht. Zudem hätte die Anfrage auch genauso gut ein Parteikollege unterschreiben können, und keiner hätte es gemerkt.»

250’000 Franken pro Jahr

Vorbild für Kopps Anfrage ist eine neue Regelung in Zürich, die ab Herbst 2017 gilt. Mittel- und Grossbetriebe mit einer Ausschankmenge ab 35 Hektolitern pro Jahr werden verpflichtet, mindestens ein Bier von einem unabhängigen Produzenten anzubieten. Das Ziel: Die Biervielfalt soll gefördert werden.

Die Ausgangslage in der Limmatstadt ist jedoch eine andere als jene in Luzern: Die Liegenschaftenverwaltung der Stadt hatte im Jahr 2008 mit der Feldschlösschen Getränke AG einen Rahmenvertrag über den Bierausschank unterzeichnet, der im Jahr 2012 um weitere drei Jahre verlängert wurde.

Betroffen sind in Zürich rund 60 Betriebe. Durch die alte Regelung nahm die Verwaltung jährlich rund 250’000 Franken ein. Solche Rahmenverträge kennt Luzern seit der Fusion von Heineken mit der Brauerei Eichhof allerdings nicht mehr, wie Gastro-Vertreter Patrick Grinschgl erklärt. Die «Befreiung» aus solchen Knebelverträgen hat in Luzern schon lange stattgefunden. Die Pächterinnen und Pächter von Luzerner Liegenschaften können ihre Bierlieferanten schon seit Jahren selber bestimmen.

Interressiert am Thema? Dann lesen Sie hier, wie sich Luzerner Brauereien über die letzten Jahre entwickelt haben.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Pascal Kalbermatten
    Pascal Kalbermatten, 24.02.2016, 22:04 Uhr

    Ein gutes Bier setzt sich am Markt durch – auch ohne Luzerner Bierquoten!

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  • Profilfoto von jules gut
    jules gut, 24.02.2016, 17:09 Uhr

    da muss mann als journalist ja schon viel fantasie haben um uns hier in die ecke der vetterliwirtschaft zu stellen! hier das original: http://www.stadtluzern.ch/dl.php/de/dms-7e2b529daf909ca2e52311cef945172f/SLU-2962302.pdf

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