«LZ Medien» generieren Wertschöpfung woanders

Verliert die «LZ» nun auch noch ihren regionalen Spürsinn?

Entlassungen sorgen für zusehends mehr Platz: das Gebäude der LZ Medien im Maihof.

(Bild: zvg/NZZ)

Von einer «volkswirtschaftlichen und medienpolitischen Fehlentwicklung» spricht CVP-Kantonsrat Daniel Piazza, wenn er an die Vorgänge bei der «Luzerner Zeitung» LZ denkt. Nun will er Antworten vom Regierungsrat. Das Medienunternehmen verteidigt sich bereits vorbeugend.

Die Schweizer Medienlandschaft wird umgekrempelt. Die «Luzerner Zeitung» LZ wird in ein Joint Venture mit der AZ überführt. Damit entsteht ein neues Medienunternehmen mit 2’000 Angestellten (zentralplus berichtete).

Bereits vor Bekanntwerden dieses Schrittes hat CVP-Kantonsrat Daniel Piazza die Entwicklungen bei der LZ kritisch mitverfolgt. Er macht sich Sorgen um die bedeutendste Printzeitung der Region und hat im Kantonsrat eine Anfrage eingereicht.

«Das Stammhaus zieht mehr und mehr die Wertschöpfung aus Luzern ab.»

Daniel Piazza, CVP-Kantonsrat

«Seitdem die NZZ die ‹Luzerner Zeitung› übernommen hat, scheint unsere Regionalzeitung immer mehr den Bezug zur Zentralschweiz zu verlieren», sagt Piazza. «Zusammenlegung der publizistischen Leitung, die Harmonisierung des Layouts hin zur NZZ-Aufmachung sowie die Verlagerung von Stellen weg aus der Zentralschweiz zeugen von abnehmender regionaler Verankerung», schreibt er im Vorstoss.

Was kann der Regierungsrat tun?

Piazza hat besorgt zur Kenntnis genommen, dass die LZ und ihre Regionalausgaben künftig bei Tamedia gedruckt werden (zentralplus berichtete). «Dies war wohl auch einer der Auslöser, weshalb die Ringier-Druckerei in Adligenswil geschlossen werden muss und 172 Angestellte ihren Job verlieren», so der CVP-Vizefraktionschef. Auch das Korrektorat habe man nach Bosnien ausgelagert. «Das Stammhaus zieht mehr und mehr die Wertschöpfung aus Luzern ab», erklärt Piazza. Dass die Chefs nun künftig im Kanton Aargau sitzen, passt perfekt in diese Reihe.

«Der digitale Medienwandel stellt alle Medienunternehmen vor die Herausforderung, Kosten zu senken.»

Myriam Käser, NZZ-Mediensprecherin

Nun hat Piazza eine Anfrage an die Luzerner Regierung gestellt. Unter anderem will er wissen: «Wie gedenkt der Regierungsrat dieser volkswirtschaftlichen und medienpolitischen Fehlentwicklung zu begegnen?» Und er will vom Regierungsrat wissen, wie er sich dafür einsetzt, dass die regionale Wertschöpfung sowie die regionale publizistische Arbeit dieses für die gelebte Demokratie in Luzern wichtigen Vertreters der «vierten Gewalt» sichergestellt werden könne. 

NZZ-Mediensprecherin Myriam Käser und CVP-Kantonsrat Daniel Piazza.

NZZ-Mediensprecherin Myriam Käser und CVP-Kantonsrat Daniel Piazza.

(Bild: zvg)

Piazza erklärt, dass seine Anfrage erst der Anfang eines politischen Prozesses sei. «Ich will erfahren, wie der Regierungsrat darüber denkt. Kann, will oder muss man aktiv werden?» Für ihn sei klar, dass die LZ Medien Holding AG eine private Firma sei. «Dennoch hat man Erwartungen an die vierte Gewalt. Es ist von grossem Interesse, wie sich die Medienlandschaft entwickelt.» Und bei den Printmedien sei die LZ führend, so Piazza, der diese zusammen mit sämtlichen weiteren (Lokal-)Medien als wichtig und bereichernd für die Luzerner Politik und deren Interaktion mit der Bevölkerung und umgekehrt bezeichnet. «Dazu müssen wir Sorge tragen.»

LZ Medien «informieren» Luzerner Regierung 

Bei den NZZ Medien teilt man Piazzas Sorgen nicht. «Die regionale Verankerung wird primär über die Inhalte hergestellt, die wir sowohl im klassischen Zeitungsprodukt als auch auf dem Onlinekanal gezielt auf die Zentralschweiz ausrichten», sagt Mediensprecherin Myriam Käser. Die regionale Berichterstattung würde unverändert wie eh und je gepflegt. «Kommt hinzu, dass aufgrund der institutionalisierten redaktionellen Zusammenarbeit zwischen Zentral- und Ostschweiz im überregionalen Teil der Zeitung die Berichterstattung qualitativ und quantitativ gestärkt werden konnte», sagte Käser vor dem Bekanntwerden der neuen Fusion.

Zur Kritik, dass die Wertschöpfung aus Luzern abfliesse, entgegnet Käser: «Der digitale Medienwandel stellt alle Medienunternehmen vor die Herausforderung, Kosten zu senken.» Wie jedes Unternehmen auch müssten die LZ Medien nach betriebswirtschaftlichen Kriterien operieren und die rückläufigen Erlöse aus dem Anzeigengeschäft kompensieren. «Wir sparen aber primär da, wo es den Kundennutzen nicht tangiert», verspricht Käser.

Übrigens bestehe bereits heute ein regelmässiger Austausch mit dem Regierungsrat. «Bei grösseren geschäftspolitischen Entscheiden informieren die LZ Medien die Luzerner Regierung», erklärt Käser. 

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