Zugerberg: Was die Stadt Zug gegen die Autoflut plant
Immer wieder ist der Parkplatz auf dem Zugerberg voll. Das sorgt für Wildparker und unnötigen Verkehr. (Bild: Google Maps/ zvg)
An schönen Tagen suchen viele Ausflügler vergeblich nach einem freien Parkplatz auf dem Zugerberg. Ein Problem, das gar nicht so leicht zu lösen sei, wie der Stadtrat festhält.
Ein Tag, der für die Zuger im Nebel liegt, auf dem Zugerberg jedoch strahlend blau daherkommt, beschert der Zuger Polizei regelmässig viel Arbeit. Denn längst nicht alle, die nach etwas Wärme und Vitamin D lechzen, nehmen die öffentlichen Verkehrsmittel, um dem Grau zu entfliehen.
Entsprechend voll bis übervoll sind die Parkplätze auf dem Zugerberg und bei der Talstation Schönegg an solchen Tagen. Wild parkierte Autos sind die Folge. Kommt dazu: Der Verkehr von der Stadt Zug auf den Zugerberg führt durch die Quartiere, welche – der Mehrverkehr ist besonders an den Wochenenden spürbar – darunter leiden.
Ein regelmässiges «Gschtungg» auf dem Berg
«Trotz bestehender Bemühungen wie der Aufstellung von Metallschildern an den Zufahrtsstrassen und Radiodurchsagen, die auf die Parkplatzproblematik hinweisen, bleiben diese Massnahmen weitgehend wirkungslos», äusserte die städtische FDP-Fraktion vor rund einem Jahr in einem entsprechenden Vorstoss (zentralplus berichtete).
Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel taxierte sie insbesondere für Familien mit Kinderwagen sowie Mountainbiker als nicht praktikabel. Daher forderte die FDP-Fraktion in ihrem Postulat den Stadtrat auf, ein Parkhaus im Bereich der Schönegg in Erwägung zu ziehen. Dieses «könnte eine wesentliche Verbesserung dieser Situation bewirken und den direkten Zugang zum Zugerberg erleichtern».
Nun liegt eine ausführliche Antwort des Stadtrats vor.
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was die FDP zu den Ideen der Stadt sagt
Soviel vorweg: Von einem Parkhaus bei der Schönegg ist der Stadtrat nicht begeistert. «Aufgrund der topografischen und eigentumsbedingten örtlichen Situation kann die Stadt Zug im Gebiet Schönegg kein öffentliches, städtisches Parkhaus bauen», schreibt er. Auch empfinde er ein solches Parkhaus nicht als zweckmässig. Die Schönegg sei sehr gut durch den öffentlichen Verkehr erschlossen.
Dies vornehmlich, da Zugerberggäste auch in den Parkhäusern Casino und Frauensteinmatt parkieren könnten, um von dort mittels Bus in Richtung Schönegg zu fahren.
Weiter gibt die Stadtregierung zu verstehen, dass sie der Korporation in den vergangenen Jahren bereits mehrfach vorgeschlagen habe, auf dem Zugerberg an Spitzentagen und -wochenenden einen Verkehrsdienst sowie eine Parkraumbewirtschaftung einzuführen. «Der Verkehrsdienst auf dem Zugerberg wäre auf diese Weise nach dem Verursacherprinzip durch die Parkgebühren finanziert worden», heisst es weiter. So würde sich nicht nur die Parksituation verbessern, sondern auch die Zuger Polizei entlastet, ist die Stadt sicher.
Korporation will Parkplätze nicht bewirtschaften
Das Problem: Die Parkplätze auf dem Zugerberg stehen auf Grundstücken der Korporation. Und der Korporationsrat lehnt ein solches Vorgehen nach wie vor ab. Aktuell stellt die Stadt darum punktuell Sicherheitsassistenten an.
Auf Anfrage von zentralplus äussert sich der Zuger Korporationsschreiber Daniel Schwerzmann wie folgt: «Für die Korporation Zug kommt insbesondere die Bewirtschaftung der Parkplätze nicht infrage. Es ist eine Idee, die immer wieder auftaucht und die wir stets ablehnen. Dies, weil wir sie für unverhältnismässig halten.»
Die Kontrolle der Parkplätze müsste die Korporation selbst übernehmen oder aber delegieren, wie es die Korporation Oberägeri auf dem Raten mache, erklärt Schwerzmann weiter. Bloss sei der Parkplatz beim Raten viel grösser und einfacher zu kontrollieren. «Auf dem Zugerberg macht das unseres Erachtens keinen Sinn.»
Parkleitsystem zu ungenau
Nicht selten kommt es vor, dass Autofahrerinnen auf den Zugerberg fahren, um dort zu merken, dass es keine freien Parkflächen mehr gibt. Das Problem ist der Stadt bekannt. Der Stadtrat gibt zu bedenken, dass beim Bau des Parkleitsystems geprüft worden sei, ob es sinnvoll sei, auch die Parkflächen auf dem Zugerberg ins System zu integrieren.
Doch hätten einige Punkte dagegen gesprochen. Zum einen, dass es ein solches System nur während vereinzelter Spitzentage bräuchte. Zum anderen würden dafür unverhältnismässig hohe Kosten generiert, findet die Stadt.
Dazu komme, dass auf den Zufahrtstrassen nach der Vorsignalisation sehr lange Distanzen zurückzulegen seien. «Dadurch entsteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass freie Parkplätze vom System nur ungenau angezeigt werden können.» Dies, weil noch Fahrzeuge auf dem Abschnitt unterwegs seien.
Die Probleme mit dem Zugerbergverkehr existieren nicht erst seit gestern. Die städtische Exekutive verweist auf drei Studien aus den Jahren 2009 und 2010, in denen etwa elektronische Zufahrtsregelungen oder aber ferngesteuerte Lichtsignalanlagen geprüft worden waren. Alle drei Ideen wurden aufgrund des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses nicht mehr weiterverfolgt.
Automatische Meldung an die Polizei
Heute arbeitet die Stadt mit einer anderen Methode. «Um den Einsatz von Polizei und Sicherheitsassistentinnen effizienter planen zu können, wurde 2023 ein Projekt mit zwei Verkehrszählgeräten gestartet», heisst es in der Antwort weiter. Diese messen den Verkehr zwischen der Schindellegi und der Golpern. Damit können zuverlässige Annahmen zur Anzahl parkierter Fahrzeuge gemacht werden.
«Die Geräte lösen eine Meldung bei der Einsatzleitzentrale der Zuger Polizei aus, sobald eine bestimmte Anzahl Fahrzeuge gemessen wird und daraus ein voller Parkraum Zugerberg abgeleitet werden kann.» Die Polizei kann demnach zielgerichtete Kontrollfahrten einplanen. Für die Kontrollen werden auch Sicherheitsassistenten eingesetzt.
Für die betroffenen Wohnquartiere an den Zufahrtsstrassen prüft die Stadt ausserdem die Einführung von Tempo 30. Das soll die Sicherheit erhöhen und den Lärm minimieren. «Die politische Diskussion zum Konzept Tempo 30 und Begegnungszonen muss abgewartet werden», so die Exekutive. Und abschliessend: «Der Stadtrat ist sich der Problematik bewusst und überlegt sich weitere Sensibilisierungsmassnahmen.»
FDP wünscht sich eine gemeinsame Lösung mit der Korporation
Zur Antwort des Stadtrats auf den Vorstoss der städtischen FDP-Fraktion äussert sich Gemeinderätin Maria Hügin wie folgt: «Ich schätze die Ausführlichkeit des Berichts. Auch wird darin gut ersichtlich, dass sich der Stadtrat seit Jahren darüber Gedanken macht, wie das Problem zu lösen ist.» Und weiter: «Durch die Antwort ist es für uns zudem nachvollziehbar, dass der Stadt die Hände gebunden sind bezüglich der Bewirtschaftung der Parkplätze auf dem Zugerberg.» Hügin glaubt jedoch, dass es sinnvoll wäre, gemeinsam mit der Korporation nach einer Lösung für das Problem zu suchen.
Auch die Haltung des Stadtrats, dass die topografischen Bedingungen und die Eigentumsverhältnisse des Landes ein Parkhaus bei der Schönegg erschweren, kann Hügin nachvollziehen: «Mit dem Verweis auf die Parkmöglichkeiten beim Casino und der Frauensteinmatt können wir leben», so Hügin.
«Uns ging es bei diesem Vorschlag vielmehr darum, alle Optionen zu prüfen, statt sie von vorneweg auszuschliessen.» Sie gibt zu bedenken, dass es sich lohnen könnte, bei der Schönegg ein Hinweisschild mit der Verfügbarkeit der Parkplätze in den genannten Parkhäusern aufzustellen. Dies um Wildparkierer zu verhindern.
Bezüglich der genannten Studien äussert sich die FDP-Gemeinderätin wie folgt: «Wir sind der Überzeugung, dass es heute technische Möglichkeiten gibt, die damals, vor 15 Jahren, noch nicht existierten. Daher finden wir es wichtig, dass die Stadt am Thema dranbleibt, aber auch nicht unnötig Geld ausgibt, wenn die Korporation sowieso gegen eine Bewirtschaftung ist.»
Journalistin und langjährige Autorin bei zentralplus. Schreibt über politische Querelen, aufregende Bauprojekte und gesellschaftlich Bewegendes. Am liebsten jedoch schreibt sie über Menschen. Und natürlich Hunde.
Wie wäre es mit einer Seilbahn von der Stadt aus, z.B. vom alten Kantonsspital? Oder eine Verlängerung der Standseilbahn?
Lucien Wolleb, 08.05.2025, 11:52 Uhr
Schon in den 60er und 70er Jahren – eigentlich bereits viel früher – hatte es nebst ÖV viel Autoverkehr, hinauf auf den Zugerberg.
Besuchende auf 4 Rädern werden halt deren immer mehr.
Nur, der Zugerberg, der störrische!
Er bleibt, wie er schon immer war. Klein und paradiesisch