20 öffentliche Parkplätze sind weg

Zuger wundern sich über Parkplatzschwund in der Stadt

Barbara Gysel begründet, warum die Parkplätze an der Äusseren Güterstrasse plötzlich privat sind. (Bild: Google Maps / zvg)

Gleich zwei öffentliche Parkfelder in der Stadt Zug sind im Umbruch. Das sorgt für Verwunderung – bei einem Politiker und einer zentralplus-Leserin.

Das Thema Parkplätze ist in der Schweizer Lokalpolitik ein Dauerbrenner. In der Stadt Luzern kommt die Diskussion beispielsweise praktisch bei jeder Sitzung auf. In der Stadt Zug bewegt diese Diskussion zwar weniger. Das liegt auch daran, dass Parkplätze hier einen grösseren Stellenwert haben und deshalb politischen Rückhalt geniessen (zentralplus berichtete).

Umso mehr beschäftigt das Thema, wenn dann doch plötzlich ein Parkfeld verkleinert wird und öffentliche Parkplätze abgebaut werden. In der Stadt Zug geben derzeit gleich zwei Parkfelder zu reden, auf denen plötzliche Veränderungen der Parksituation passierten.

Wo sind die Parkplätze an der Äusseren Güterstrasse hin?

Beispielsweise an der Äusseren Güterstrasse. Hier gab es bis vor kurzem ein Parkfeld mit knapp 20 öffentlichen Parkplätzen. Eine zentralplus-Leserin staunte deshalb nicht schlecht, als sie vor einigen Tagen bemerkte, dass die Parkplätze nicht mehr zur blauen Zone gehören. Stattdessen sind es nun Privatparkplätze. Hat die Stadt die Plätze etwa verkauft?

«Es gab für die Stadt keinen unmittelbaren Grund mehr, das Mietverhältnis weiter aufrechtzuerhalten.»

Barbara Gysel, Stadträtin Zug

zentralplus hat bei Stadträtin Barbara Gysel (SP), Vorsteherin des Umwelt- und Sicherheitsdepartements, nachgefragt. Sie verneint die Vermutung, dass es einen Besitzerwechsel gegeben hat. Das Grundstück gehört seit jeher der SBB. Daran habe sich nichts geändert.

Geändert habe sich aber, dass die Stadt diese Parkplätze bis vor kurzem noch mietete. «Die Stadt hatte die Parkplätze aufgrund des ehemaligen Standortes des Ökihofs gemietet», so Gysel. «Weil dieser nun bekanntlich einen anderen Standort hat, gab es für die Stadt keinen unmittelbaren Grund mehr, das Mietverhältnis weiter aufrechtzuerhalten.» Gleichzeitig betont die Stadträtin, dass in nächster Zeit keine weiteren öffentlichen Parkplätze aufgehoben oder verkauft werden (zentralplus berichtete).

Auch im Parkhaus Neustadtplatz kamen Parkplätze abhanden

Für private Parkplätze trifft das aber nicht zu. Das zeigt das Beispiel vom Parkhaus Neustadtplatz, wo die Stadt aber ebenfalls ihre Finger im Spiel hat. Im ersten Untergeschoss des Parkhauses steht hier seit einiger Zeit eine Trennwand mitten auf den Parkplätzen. Der Wand sind sechs Parkplätze zum Opfer gefallen. Und wenn es nach FDP-Gemeinderat Werner Hauser geht, weiss niemand, was dahintersteckt.

Er wollte darum mittels Interpellation vom Stadtrat wissen, was es mit dieser Trennwand auf sich hat. Der Stadtrat erklärt in seiner Antwort, dass es sich um eine bauliche Massnahme im Zusammenhang mit dem Projekt «Circulago» handelt. Das Projekt soll dereinst einen Grossteil der Stadt Zug und Baar mit Seewärme versorgen (zentralplus berichtete).

Im Parkhaus Neustadtplatz gab es 100 Parkplätze. Jetzt sind es weniger. (Bild: rob)

Doch um die im See gespeicherte Energie als Wärme in die Zuger Haushalte zu bringen, braucht es sogenannte Quartierzentralen. Dort wird die Energie des Wassers in Wärme umgewandelt und in die Haushalte verteilt. Für die Quartierzentrale der Neustadt hat die WWZ das Parkhaus Neustadtplatz ins Visier genommen. «Aus erschliessungstechnischen Gründen erwies sich der Standort im Parkhaus Neustadtplatz als ideal», begründet der Stadtrat stellvertretend für die WWZ.

Die Stadt profitiert gleich doppelt

Im Parkhaus gab es je 50 öffentliche und an Private vermietete Parkplätze. Die sechs aufgehobenen Parkplätze waren öffentlich. Die Stadt Zug hat aber einen Trick auf Lager, damit der Verlust der sechs Parkplätze nicht ins Gewicht fällt. Die wegfallenden sechs Parkplätze werden mit den Parkplätzen für Private kompensiert. Dort gibt es eine natürliche Fluktuation der Mieterinnen. Wenn also ein Platz frei wird, sichert sich diesen die Stadt Zug, um so das Angebot an öffentlichen Parkplätzen stabil zu halten. Private Mieter hingegen gucken in die Röhre.

Die Stadt aber macht dank des Deals mit der WWZ sogar einen kleinen Gewinn. Zwar entgehen ihr Parkgebühren in der Höhe von rund 15'000 Franken. Doch die WWZ entschädigt die Stadt für die Nutzung des Parkhauses mit einem Betrag von jährlich 19'600 Franken. Zug sichert also die Zahl der öffentlichen Parkplätze und profitiert davon gleichzeitig finanziell. Das nennt man dann wohl eine Win-win-Situation.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Erich Staub
    Erich Staub, 11.04.2023, 16:29 Uhr

    Das Lieblings- und Schwergewichtshema der motorisierten Menschen in Zug, Parkplätze zählen und darüber eine Buchhaltung erstellen. Dies ist doch einerseits ziemlich langweilig und hat andererseits nichts mit einer qualitativen Stadtentwicklung zu tun. Ich hoffe, der Stadtrat setzt die Prioritäten anders und entwickelt zumindest etwas Mut und Frische in der Gesamtthematik.

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