Winkelriedstrasse: Warum fast alle Parkplätze weg sind
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Die Winkelriedstrasse wird zum Reallabor. 42 der 52 Parkplätze nutzt die Stadt Luzern neu. Kameras überwachen den Versuch.
Diese Strasse im Hirschmattquartier ist eine Lebensader. Wo eine hohe Bevölkerungsdichte, zahlreiche Läden und Gastrobetriebe, eine wichtige Velohauptroute, Güterumschlag, viel Privatverkehr und wenig Platz zusammenkommen, besteht aus Sicht der Stadt Luzern Handlungsbedarf.
Nun hat die Stadt eine regelrechte Bresche in die bestehende Organisation der Verkehrsflüsse geschlagen. Mit einem völlig neuen Mobilitätskonzept. 42 der 52 Parkplätze nutzt die Stadt Luzern neu.
Denn es ist das erklärte Ziel des Stadtrates, bis 2040 die Hälfte aller Oberflächenparkplätze, das sind 3600 an der Zahl, zu streichen. Dies ist Teil der Luzerner Klimaziele, sorgte beim Gewerbe vor Ort aber bereits für Kritik. Besonders die wegfallenden Parkplätze in der Winkelriedstrasse ärgerten (zentralplus berichtete).
Sicherheit und Klimaziele gleichzeitig fördern
Am Freitagvormittag hat die Stadt Luzern nun Medienschaffende eingeladen, um den Test zu erklären. Vor Ort waren Stadtrat Marco Baumann, zuständig für die Umwelt- und Mobilitätsdirektion, und die Testbetriebsverantwortlichen Sibylle Lehmann, Co-Leiterin Mobilität, und David Walter, Projektleiter Mobilität.
Die im Moment nicht stark befahrene Strasse wirkt sehr aufgeräumt, neue Umschlagsflächen fürs Gewerbe liegen seitlich, damit der Verkehr nicht mehr behindert wird. «Pro Block haben wir uns auf einen Gewerbeumschlags- und Serviceparkplatz festgelegt, der für Gewerbetreibende mit der entsprechenden Karte zugänglich ist», sagt sie.
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Am Boden ist zudem eine gestrichelte Linie aufgemalt, die den Sicherheitsabstand markiert, den die Velofahrer vor unvermittelt aufgehenden Autotüren schützt.
Lehmann zeigt ausserdem die neuen Grünelemente für mehr Aufenthaltsqualität, Informationstafeln für die Bevölkerung inklusive der darauf angebrachten QR-Codes für Feedbackmöglichkeiten.
«Und da drüben sehen Sie, wie gerade jemand sein Lastenvelo abstellt», wirft sie ein. Auch dafür gibt es neu eigene Stellplätze. Etwas weiter, Richtung Bundesplatz, bemerkt sie, dass Velos und ein Motorrad nicht sachgerecht abgestellt sind und ergänzt: «Dafür haben wir ab heute für noch zwei Wochen Leute von der Securitas im Einsatz, die die Verkehrsnutzerinnen und -nutzer über das neue Park- und Verkehrsregime orientieren.»
Ein Projekt in der Winkelriedstrasse als Testballon
Noch etwas weiter bei der Kreuzung Habsburgerstrasse verweist sie auf die neuen Vortrittsregelungen mit neuen Markierungen am Boden. «Hier mussten wir aus Sicherheitsgründen den Rechtsvortritt, der normalerweise in Tempo-30-Zonen gilt, aufheben – zugunsten der Hauptveloroute entlang der Winkelriedstrasse.»
Ziel des gesamten Projektes ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Darüber hinaus will die Stadt wissen, wie die vielfältigen Bedürfnisse im innerstädtischen Raum unter Berücksichtigung der Anforderungen aus der Mobilitäts-, Klima- und Energiestrategie unter einen Hut gebracht werden sollen.
Fuss- und Veloverkehr fördern, Klimaquartiere entwickeln, Güterverkehr optimieren, Energieverbrauch senken, Verkehrsbelastung reduzieren: Die Stadt hat sich einiges vorgenommen.
Erkenntnisse will Stadt für weitere Projekte nutzen
Die ganze Winkelriedstrasse ist nun unverkennbar ein Testlabor für neue Verkehrslösungen. Stadtrat Marco Baumann (FDP) sagt: «Die Winkelriedstrasse bleibt auch mit diesem Laborbetrieb eine wichtige verkehrsorientierte Strasse. Wir wollen die Erkenntnisse aus diesem Testlabor in der Folge auch für weitere Strassen mit hoher Verkehrsdichte in der Stadt nutzen.»
Das gehe aber nur unter Einbezug der Bevölkerung. Zu diesem Zweck hat die Stadt ein Mitwirkungsverfahren eröffnet, das den ganzen Test begleitet. So werden Anwohner und Gewerbe im Juni und noch einmal im September zur neuen Situation befragt.
Umfangreiche Messungen und Datensammlungen an der Winkelriedstrasse
Dazu sammelt die Stadt auch Daten zum Verhalten der Verkehrsteilnehmerinnen. Der für die Messtechnik zuständige Projektleiter David Walter verweist auf eine Kamera, die an der Ecke Murbachstrasse in luftiger Höhe an einem Gebäude angebracht ist.
Diese Kamera erfasst laufend den Verkehr und kann mittels virtueller Linien und Geschwindigkeitssensoren genau feststellen, um welche Verkehrsträger es sich handelt, und kann auch aufzeichnen, wie die Leute parkieren und ob sie allenfalls falsch stehen. Der Stadt liegen also laufend Daten vor, wie stark die Parkplätze genutzt werden und ob noch weitere Justierungen am Testlabor vonnöten sind.
Die Stadt Luzern kündigt an, per Ende Juli eine erste Bilanz zu ziehen und die Öffentlichkeit zu informieren. Abgerechnet werde zum Schluss, bis dahin sei man ergebnisoffen.
- Medienmitteilung der Stadt Luzern
- Besuch der Medienorientierung zum einjährigen Testbetrieb an der Winkelriedstrasse