Anders als in Luzern

Darum haben Kreisel in Zug noch nicht ausgedient

Der Knoten Moosrank am unteren Bildrand wird zu einem Kreisel ausgebaut. Hinten im Bild ist der bestehende Kreisel Talacher erkennbar. (Bild: Andreas Busslinger)

In Luzern sorgten Kreisel im vergangenen Jahr für hitzige Diskussionen. Beim aktuellsten Zuger Strassenbauprojekt baut der Kanton einen neuen Kreisel. Warum ist diese Lösung hier noch angesagt?

Vielleicht war es auch etwas dem Sommerloch geschuldet. Aber kein Thema schien den Kanton Luzern im vergangenen Sommer so sehr zu beschäftigen wie die Diskussion um Kreisel und Kreuzungen.

Auslöser war eine Mitteilung des Kantons, dass gleich sieben Kreisel im Raum Sursee zu Kreuzungen rückgebaut werden sollen. Diese würden den aktuellen Verkehrsproblemen eher gerecht werden als Kreisel (zentralplus berichtete). Auch dem Mattenhof-Kreisel in Kriens droht dasselbe Schicksal. Das sorgte in der Region für grosses Unverständnis, da viele dieser Kreisel erst vor wenigen Jahren für viel Geld gebaut wurden.

Kreuzung Moosrank erhält neue Form

Doch was in Luzern ausgedient hat, ist im Kanton Zug offenbar immer noch in Mode. So plant der Kanton aktuell den Umbau des Knotens Moosrank, wo die Ägeri- und die Allenwindenstrasse sich kreuzen. Oder besser gesagt: sich noch kreuzen. Denn aus der Kreuzung wird ein Kreisel. Das zeigt ein Bericht und Antrag der Zuger Regierung an den Kantonsrat.

«Durch die Abfolge mehrerer Kreisel ergibt sich ein homogener Verkehrsfluss.»

Florian Weber, Baudirektor Kanton Zug

Die Sanierung dieses Strassenabschnitts lässt sich der Kanton Zug etwas kosten. 4,2 Millionen Franken beantragt die Regierung beim Parlament für den Umbau des Knotens sowie weitere Arbeiten auf diesem Strassenabschnitt. Der Kanton will den knapp 500 Meter langen Abschnitt der Ägeristrasse zwischen Moosrank und dem Kreisel Talacher sanieren.

Die Ägeristrasse (von links unten nach rechts oben) ist deutlich stärker befahren als die Allenwindenstrasse am rechten Bildrand. (Bild: Andreas Busslinger)

Weiter plant die Baudirektion, die beiden Bushaltestellen Talacher zu verlängern und barrierefrei auszubauen. So können neu zwei Busse hintereinander die Bushaltestelle anfahren. Im Gegenzug werden die Bushaltestellen Moosrank aufgelöst und zurückgebaut. Auf beiden Seiten der Ägeristrasse soll es neue Velostreifen geben, die um den Moosrank-Kreisel herumgeführt werden. Insgesamt soll das Projekt den Verkehr sicherer und flüssiger machen.

Das spricht für respektive gegen einen neuen Kreisel

Herzstück der Sanierung ist der neue Kreisel. Doch warum plant der Kanton Zug noch mit Kreiseln, während sie andernorts scheinbar ausgedient haben? Baudirektor Florian Weber begründet auf Anfrage, dass die Wahl der Knotenform beim Moosrank detailliert untersucht wurde. Diese Untersuchung zeigte, dass an diesem Ort ein Kreisel zwei Vorteile aufweist: «Die vor- und nachgelagerten Knoten Talacher beziehungsweise Nidfuren sind erstens ebenfalls als Kreisel ausgebildet. Durch die Abfolge mehrerer Kreisel ergibt sich ein homogener Verkehrsfluss.» Zweitens sei der Kreisel in der Lage, auch den künftigen, prognostizierten Verkehr zu schlucken.

Nicht immer entscheidet sich die Zuger Baudirektion zugunsten eines Kreisels statt einer Kreuzung. So etwa beim Knoten Schmittli. Dieser wird seit Monaten umfassend saniert. Vor Baubeginn haben über 650 Personen aus Allenwinden und Unterägeri gefordert, dass der Kanton beim Schmittli einen neuen Kreisel baut (zentralplus berichtete). Auch hier war die Verkehrssicherheit das wichtigste Argument. Doch die Petition blieb im Kantonsrat chancenlos.

Auf den Entscheid gegen einen neuen Kreisel beim Schmittli angesprochen, sagt Florian Weber: «Beim Schmittli sind die Verkehrsnebenströme sehr schwach. Ein Kreisel würde die Nebenäste zu stark begünstigen und würde zudem viel Platz beanspruchen.» Allerdings sind auch beim Moosrank die verschiedenen Zufahrten unterschiedlich stark befahren. Über die Ägeristrasse rollen beim Moosrank täglich rund siebenmal mehr Autos als über die Allenwindenstrasse.

Doch zusätzlich muss beim Schmittli auf den Gewässerraum der Lorze Rücksicht genommen werden, was die Platzierung eines neuen Kreisels eingeschränkt hätte. Im Moosrank besteht dieses Problem nicht.

Ägeristrasse wird während zwei Wochen einspurig geführt

Das Bauvorhaben kommt im Frühjahr in den Kantonsrat. Erfahrungsgemäss ist dieser solchen Strassenbauprojekten gut gesinnt. Stimmt der Kantonsrat der Vorlage zu, sollen die Bauarbeiten im Herbst 2024 starten. Die Arbeiten dauern voraussichtlich rund zehn Monate. Nur während zwei Wochen kommt es auf dem Abschnitt zu grösseren Verkehrseinschränkungen. In einer der letzten Bauphasen wird der Belag auf der Ägeristrasse ersetzt. Eine Spur bleibt während dieser Zeit gesperrt. Es wird eine Umleitung von Baar, Menzingen und Ägeri über Neuheim signalisiert. Der Verkehr von Zug wird normal geführt.

Verwendete Quellen

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Victor Zoller
    Victor Zoller, 02.04.2023, 10:51 Uhr

    Für Velos weisen Kreisel eine überdurchschnittliche Unfallhäufigkeit gegenüber anderen Verkehrsanlagen auf. Das kann nur mit einem separaten Radweg rund um den Kreisel, oft kombiniert mit danebenliegenden Zebrastreifen für zu Fuss Gehende gelöst werden. Aber das ist für Velos mühsam, solange der Vortritt nicht wie sonst in der EU geregelt ist. Dort haben kreuzende Radfahrende auf dem Radweg Vorfahrt vor Autos, die in den Kreisel einfahren oder diesen verlassen, wenn der Radweg maximal fünf Meter vom Kreisel entfernt ist.
    Wir werden genau hinschauen müssen!

    Victor Zoller
    Co-Präsident Pro Velo Zug

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  • Profilfoto von Alois Mühlebach
    Alois Mühlebach, 31.03.2023, 19:13 Uhr

    Ob in Zug oder in Luzern, es kommt immer auf die örtliche Situation an,in den Städten ist ein Kreisel nicht immer die Ideale Lösung.

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