Besuch im Stadtzuger «Filetstück»

Warum das ZVB-Areal dringend erneuert werden muss

Georg Joho und Karin Fröhlich auf dem aktuellen ZVB-Areal, welches deutlich ökonomischer genutzt werden könnte. (Bild: wia)

Bald kommt der Bebauungsplan zum neu geplanten ZVB-Stützpunkt in den Grossen Gemeinderat (GGR). Wir haben uns selbst ein Bild vor Ort gemacht, um zu sehen, wo die Probleme liegen und was sich künftig ändern wird.

An der nächsten Sitzung des GGR dürfte es spannend werden. Dann findet nämlich die erste Lesung zum Bebauungsplan An der Aa II statt. Worum es geht: Das Betriebsgelände der Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB) soll erneuert respektive verdichtet werden.

Das klingt nun zunächst nicht sonderlich aufregend. Doch: Das 34'000 Quadratmeter grosse Gelände befindet sich mitten in der Stadt Zug, manche würden gar sagen: im «Filetstück der Stadt» (zentralplus berichtete). Entsprechend wird das Projekt vom Kanton Zug sowie der ZVB umgesetzt. Dies für stolze 190 Millionen Franken (zentralplus berichtete).

Anstatt nun jedoch in den vielzähligen Dokumenten und Details der Vorlage zu versinken, wollen wir uns die Lage vor Ort lieber selber anschauen. Zu diesem Zweck wagt sich zentralplus gemeinsam mit Georg Joho, dem Leiter Liegenschaftsentwicklung bei der ZVB sowie mit der Medienverantwortlichen Karin Fröhlich ins Schneegestöber.

Langsam wird der Platz knapp

Als wir auf dem Gelände der ZVB stehen, wird schnell klar, warum sich die Situation hier ändern soll. Joho sagt: «Die beiden Hallen stammen aus dem Jahr 1953 und 1978. Wie man sieht, handelt es sich um einstöckige Gebäude. Diesen Platz könnte man viel besser nützen.»

Die Bus-Einstell- und Werkstatthallen, wie sie heute existieren. (Bild: zvg) (Bild: zvg)

Darum sollen die Busse künftig ausnahmslos im Untergeschoss parkiert werden. Ausserdem, so betont Joho, «kommen wir langsam an die Grenzen mit dem verfügbaren Platz. 1997 beförderten wir jährlich 12 Millionen Fahrgäste, aktuell sind es bereits 18 Millionen, also genau 50 Prozent mehr.» Entsprechend mehr Fahrzeuge brauche es.

Manche Busse sind zu hoch für die Garagen

Auf dem Gelände, das wir gerade betrachten, finden sich verschiedene Bustypen. In der offenen Halle steht ein neues Busmodell, das gerade aufgeladen wird. Es handelt sich um eines der 12 reinen E-Fahrzeuge, welche mittlerweile im Kanton herumkurven.

Joho: «Da sich einige der Batterien auf dem Dach der Fahrzeuge befinden, sind diese Busse höher als die herkömmlichen. Dies wiederum führt dazu, dass sie nicht in alle Garagen hineinpassen.» Er gibt weiter zu bedenken: «Ich arbeite nun seit drei Jahren im Betrieb. Es ist enorm, wie schnell sich die Situation bezüglich E-Fahrzeuge allein in dieser Zeit verändert hat.» Doch auch das Thema Wasserstoff beobachte die ZVB genau.

Weg mit den Hallen, her mit dem günstigen Wohnraum

Wir denken uns die beiden riesigen Hallen weg. Ebenfalls radieren wir mental das ZVB-Gebäude nahe den Bahngeleisen aus, das aus dem Jahr 1962 stammt. Was bleibt, ist eine riesige Freifläche, welche sich von der Bahnlinie bis zu den Verwaltungsgebäuden an der Aa und an die General-Guisan-Strasse erstreckt.

Vier Gebäude sollen hier künftig zu stehen kommen. Auf rund 25'000 Quadratmetern Geschossfläche werden die ZVB sowie der Rettungsdienst Zug (RDZ) ein neues Zuhause finden, ausserdem Teile der kantonalen Verwaltung. Auf dem nördlichen Teil des Geländes sind weitere knapp 25'000 Quadratmeter für Büros angedacht. Im vierten Bau ist auf rund 2600 Quadratmetern preisgünstiger Wohnraum geplant. Dies wiederum entspricht mehr oder weniger dreissig Wohnungen.

Grau im Bild die geplanten Neubauten. Das linke Gebäude soll mit 30 Metern das höchste werden. (Bild: zvg)

Es ist demnach viel Raum für externe Büros geplant. Doch: Braucht es diesen in Zeiten der flexiblen Arbeitsplätze und Homeoffices überhaupt noch? Joho glaubt, ja. «Nach wie vor sind Büroflächen in der Stadt Zug beliebt. Einige Firmen sind gar nach Baar gezogen, weil sie in Zug keine Räumlichkeiten fanden.» Ausserdem gelte es zu bedenken, dass Zug mit der Fertigstellung des Zimmerberg-Basistunnel II viel schneller erreichbar sein wird von Zürich aus. Dies wiederum dürfte die Attraktivität Zugs zusätzlich steigern. Der Tunnel ist im Ausbauschritt 2035 der SBB eingeplant.

Temporärer Umzug über die Strasse

Wenn wir schon bei Jahreszahlen sind. Wann soll das ZVB-Gelände überbaut werden? Und wie geht das vonstatten? Der ZVB-Hauptstützpunkt sowie der Neubau für Rettungsdienst und Verwaltung sollen innert fünf Jahren umgesetzt werden, geplant ist, dass diese erste Etappe 2031 fertiggestellt werden könne, so Joho. In einer zweiten Etappe entstehe daraufhin das Baufeld Nord. «Wir planen in Etappen, weil sowohl die ZVB als auch der RDZ immer funktionieren muss», sagt der Leiter Liegenschaftsentwicklung.

Unterschlupf finden ZVB und RDZ während der Bauzeit auf der gegenüberliegenden Seite der General-Guisan-Strasse. «Auf dem sogenannten Gaswerkareal planen wir eine einfache Halle für die Busse, dazu kommt ein Modulbau. Der RDZ wird dort zusätzlich eine Garage für seine Fahrzeuge erhalten.»

Vorteile für Spaziergänger und Viecher

Nicht nur Firmen, Wohnungssuchende und Fahrzeuge sollen mit der Neuüberbauung Vorteile erfahren. Das Gelände wird auch für Fussgängerinnen attraktiver respektive zugänglicher werden. Von Westen wird in Zukunft ein Weg quer durchs Gelände führen. Ausserdem wird bei der S-Bahnhaltestelle Schutzengel eine neue Fussgängerunterführung gebaut, welche den Zugang zum See erleichtert.

Auch für die urbane Fauna und Flora entstehen Vorteile. Der heutige Fussgängerweg auf dem Damm wird nämlich rückgebaut, damit Tier und Pflanzen dort ungestörter kreuchen und fleuchen können. Stattdessen führt künftig eine Unterführung darunter hindurch. Ausserdem wird der heute unterirdisch verlaufende Siehbach teils an die Erdoberfläche geführt.

Der Situationsplan des Areals an der Aa. Hellgrün die vier geplanten Gebäude. (Bild: zvg)

Viel «föörige» Zeit hat man nicht

Mehrere Jahre Baulärm und -verkehr. Das dürfte für die Anwohnerinnen nicht nur angenehm sein. Ob Joho Widerstand gegen das Projekt zu spüren bekommt? «Gerade eben haben wir eine zweite Informationsveranstaltung für die Anwohner durchgeführt. Diese zeigen sich naturgemäss sehr interessiert an den Plänen.» Joho hofft jedoch, dass es nicht zu Einsprachen oder sonstigen Verzögerungen im Projekt kommt. Denn: «Der Platz wird langsam knapp.»

Der Bebauungsplan zum Grossprojekt wird am 24. Januar in erster Lesung im GGR behandelt. Es folgt eine öffentliche Auflage respektive die Behandlung der Einwendungen. Im Juni soll die zweite Lesung im GGR durchgeführt werden. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der Bebauungsplan im November 2023 vom Kanton Zug genehmigt wird.

Verwendete Quellen
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