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Vor vier Jahren wurde die Tangente Zug–Baar eröffnet. Nun zeigen Messdaten: Die Umfahrung hat zu einer Verkehrsentlastung geführt. Doch: An einigen Orten stagnieren die Werte.
Die Tangente Zug–Baar wurde 2021 eröffnet. Dies mit dem Ziel, die Bergregionen besser ans Autobahnnetz anzuschliessen. Weiter sollten Teile der Gemeinden Zug und Baar dadurch entlastet werden. Wie sieht es heute, vier Jahre nach der Eröffnung der Tangente, aus?
So viel vorweg: Bis auf eine ständige Messstelle an der Ahornstrasse in Zug misst der Kanton Zug den Verkehr nur mit mobilen Geräten während einer bestimmten Zeitdauer, erklärt die Baudirektion. Die Ergebnisse rechne er dann aufs Gesamtjahr hoch.
Weniger Verkehr vom Talacher in Richtung Zug
Eine der mobilen Messstellen befindet sich beim Knoten Talacher, kurz nach dem Kreisel in Richtung Zug. Im März 2024 fand an dieser Stelle eine Verkehrserhebung an sieben Tagen statt. Durchschnittlich fuhren dort pro Tag 7426 Autos von Zug in Richtung Talacher oder umgekehrt.
Damit hat sich der Verkehr seit der Eröffnung der TZB merklich verringert. 2019 fuhren noch rund 9300 Autos, drei Jahre später 7700. Im vergangenen Jahr lag die Zahl mit rund 7430 Fahrzeugen also erneut tiefer.
An der zweiten Messstelle beim Talacher zeigt sich ein interessantes Bild. Nach dem Kreisel in Richtung Baar verkehrten in den Jahren vor der Tangenteneröffnung je ungefähr 8150 Autos pro Tag. Im Jahr der Tangenteneröffnung sprang die Zahl auf 11’570, um im Jahr 2022 wieder auf rund 9650 zu sinken. Seither steigt die Anzahl Autos pro Tag wieder leicht an. Die Wirkung der Tangente ist hier also unstet.
Nicht berücksichtigt wird in unserer Auswertung das Corona-Jahr 2020.
Das Dorf Baar gewinnt
Eine der Stellen, die dank Tangente besonders entlastet werden sollten, ist die Marktgasse in Baar. Seit vier Jahren muss der Bergverkehr nicht mehr durchs Dorf, um auf die Autobahn zu gelangen.
Die Zahlen zeigen: Tatsächlich dürften Anwohner der Hauptstrasse seit 2021 etwas ruhigere Zeiten geniessen. Im Jahr 2018 lag die tägliche Zahl motorisierter Fahrzeuge noch bei rund 20’220, im Jahr 2024 waren es noch 13’210. Das entspricht also einer Verkehrsentlastung von rund einem Drittel.
Verkehrszahlen waren teils bereits vor der Tangente rückläufig
Aussagekräftiger sind die Zahlen der Messstellen Ahorn- sowie Baarerstrasse in Zug. An der Kreuzung wird der Verkehr seit 2017 täglich gemessen. Mit teils eindrücklichem Ergebnis.
Seit sieben Jahren praktisch gleichbleibend ist das Verkehrsaufkommen an der Baarerstrasse, südlich der Kreuzung Ahornstrasse. Die Zahl der Autos lag 2017 bei rund 9700, im vergangenen Jahr fuhren täglich durchschnittlich 9470 Fahrzeuge. Die Tangente hat auf diesen Bereich offenbar keinen Einfluss – respektive nahm der Verkehr dort vor 2021 bereits leicht ab.
Es ist nicht die einzige Messstelle in der Stadt Zug, die zeigt, dass der Verkehr bereits vor der Fertigstellung der Tangente rückläufig war. Dass der Stadtrat diesen Umstand nicht öffentlich machte, sorgte vor rund einem Jahr für Kritik (zentralplus berichtete). Dies kurz vor den Abstimmungen zu den Umfahrungstunnels Zug und Unterägeri, welche beide an der Urne scheiterten.
Auch nördlich der Kreuzung Baarer-/Ahornstrasse nahm der Verkehr bereits vor der Tangente leicht ab: Die Entlastung durch die TZB ist hier jedoch klar ersichtlich. Seit 2017 (15’191) sanken die Zahlen um rund ein Drittel. Seit drei Jahren stagniert die Zahl bei rund 10’000.
Tiefstwerte im Dezember
Anhand der täglich gemessenen Werte an der Baarerstrasse nördlich der Kreuzung lässt sich ausserdem gut ablesen, wie sich der Verkehr im Verlauf des Jahres verändert. So war der Verkehr im Juni mit täglich rund 10’900 Autos am höchsten, im Dezember mit 9500 Autos am tiefsten. Auch im Juli und August fahren in der Tendenz weniger Menschen – wohl wegen der Ferien.
Auch werden an dieser Stelle die Verkehrspeaks gut sichtbar. Über 900 Autos werden zwischen 17 und 18 Uhr durchschnittlich gezählt. Der morgendliche Peak ist mit gut 700 Autos zwischen 8 und 9 Uhr weniger markant. Ebenfalls bemerkenswert: Am meisten Verkehr auf der Baarerstrasse gibt es an Freitagen, dicht gefolgt vom Mittwoch.
Noch drastischer als nördlich der Kreuzung ist die Veränderung an der Ahornstrasse selbst, die vor der Tangenteneröffnung gern als Schleichweg benutzt wurde. Im Jahr 2017 fuhren hier täglich rund 6060 Autos durch. Im Jahr 2024 waren es gerade mal 2370, ähnlich wie in den beiden Jahren davor.
Zusammenfassend lässt sich feststellen: Einige Strassen wurden merklich vom Verkehr entlastet. Doch gerade der Rückblick auf die letzten drei Jahre zeigt, dass die Zahl der Autos nicht noch weiter sinkt, sondern vielmehr stagniert und je nachdem gar etwas steigt.
Zahlen sind nicht über alle Zweifel erhaben
Die Zahlen der Verkehrserhebungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Insbesondere jene, die nur während einer oder zwei Wochen im Jahr aufgenommen wurden. So fällt im Fall der Marktgasse auf, dass die Verkehrszahl zwar nach der Tangenteneröffnung generell sank (13’141 im Jahr 2022), diese im Jahr 2023 wieder anstieg (15’034), um im vergangenen Jahr erneut zu sinken (13’210). Der Ausreisser könnte mit der Baustelle Nidfuren-Schmittli im Zusammenhang stehen. Sicher festzustellen sei das gemäss Kanton jedoch nicht.
«Grundsätzlich können wir nicht mit Gewissheit beurteilen, welche Faktoren zu einem veränderten Verkehrsaufkommen geführt haben. Es gibt einige mögliche Einflussgrössen wie beispielsweise Wetter, Veranstaltungen, Baustellen, Unfälle et cetera», erklärt der Kantonsingenieur Marc Amgwerd auf Anfrage.
Die Erfahrung zeige, dass gerade bei Verkehrswegen mit hohem Verkehrsaufkommen bereits geringe Störungen im Netz zu grossen Veränderungen der Verkehrsströme führen würden. Bei den temporären Messkampagnen achte der Kanton daher darauf, sie nicht während der Ferien oder parallel zu grossen Baustellen und Veranstaltungen durchzuführen.
- Kantonale Verkehrsdaten der Messstationen von 2017 bis 2024
- Schriftliche Anfrage bei Marc Amgwerd
- zentralplus-Medienarchiv zur Tangente Zug–Baar