Strecke von Unterägeri nach Neuägeri

Veloweg ins Ägerital – neue Studie empfiehlt Brücke

Zwischen Unterägeri und dem Schmittli schlängelt sich die Kantonsstrasse durch die Berge. (Bild: kok)

Der Kanton Zug plant einen Fuss- und Veloweg im Ägerital. Wie kompliziert die Sache ist, zeigt eine neu veröffentlichte Studie. An einer Stelle schlagen die Experten eine Brücke vor.

Ein drei bis vier Meter breiter Fuss- und Veloweg entlang der Zugerstrasse zwischen dem ehemaligen Restaurant Rössli in Neuägeri und der Spinnerei in Unterägeri soll ein Problem lösen, das weit über das Ägerital hinaus seit Jahrzehnten bekannt ist. Das zeigt eine neue Studie auf der Website des Kantons.

Wegen der engen, kurvenreichen Strasse bilden sich in diesem Abschnitt regelmässig Kolonnen, in denen auch Busse stecken bleiben. Nicht selten sind dafür Velofahrer verantwortlich. Denn weil es keinen Veloweg gibt, müssen sie auf der Strasse fahren.

Der Kantonsrat drängt auf Lösungen

Schon vor 30 Jahren machten Politiker auf das Problem aufmerksam, 2022 gewannen zwei FDP-Kantonsräte für den zeitnahen Bau eines Velowegs eine Mehrheit. Damals plante der Kanton, die Strecke für den Veloverkehr erst 2032 auszubauen. Die Politiker gaben dem Regierungsrat drei Jahre Zeit, eine Lösung vorzulegen (zentralplus berichtete).

Diese Woche nun hat der Kanton – nach zwei Jahren – einen ersten Schritt gemacht und besagte Studie veröffentlicht. Sie zeigt: Der Kanton muss etwas tun, nicht nur in Sachen Veloweg, sondern auch für behindertengerechte Bushaltestellen, den Fussverkehr, die Entwässerung und wegen des Lärms.

Neuägeri liegt an der Kantonsstrasse zwischen Unterägeri und dem Schmittli. (Bild: aus Studie des Kanton Zug)

Ausserdem ist der Strassenbelag in die Jahre gekommen, während der Verkehr weiterwächst: 2017 fuhren zwischen «Rössli» und Spinnerei rund 14’900 Autos pro Tag durch, bis 2040 soll diese Zahl um täglich 2000 Fahrzeuge steigen. Der geplante Umfahrungstunnel zur Entlastung ist im März an der Urne durchgefallen (zentralplus berichtete).

Ein neuer Ausweg ist komplex: Zig Inventare sowie kantonale und kommunale Vorgaben und Interessen stehen sich im Weg. Nur mit viel «Kompromissbereitschaft» sei eine Lösung möglich, steht in der Studie. Die Experten haben sich dafür den ganzen Abschnitt vom Schmittli bis zur Spinnerei angeschaut. Sie schlagen Folgendes vor:

Pläne für die Strecke Schmittli nach Unterägeri

Vom Schmittli bis zum «Rössli» soll es einen einseitigen Fuss- und Veloweg sowie einen Radstreifen gen Schmittli geben. Vom «Rössli» bis zur Spinnerei in Unterägeri ist dann talseitig ein durchgehender Fuss-/Veloweg mit vier Meter Breite geplant. Die Engstelle bei der Spinnerei soll mittels Velobrücke über die Lorze umfahren werden. Der neue Veloweg würde bei der Zimmelstrasse enden.

Die Engstelle bei der Spinnerei in Unterägeri muss der Veloweg umfahren. (Bild: Andreas Busslinger)

Das für die Brücke notwendige Grundstück gehört der SAE Immobilien AG, ehemals Spinnereien Aegeri. Für die Brücke würde es also zu Einigungsverhandlungen kommen – oder gar zu einer Enteignung. Die Studienautoren betonen: Nur so sei ein «durchgehender» Veloweg möglich. Auch zwei Liegenschaften in Neuägeri müssten für den Veloweg «verschoben» werden.

Ebenfalls Veränderungen könnte es am Temporegime geben. Mit der Trennung des Fuss- und Veloverkehrs vom Autoverkehr könnte das Tempolimit ausserorts womöglich auf 80 Kilometer pro Stunde angehoben werden. Heute gelten 60 zwischen «Rössli» und Spinnerei, innerorts sind es 50.

Termin für den Bau des Velowegs im Ägerital ist unbekannt

Bei den kantonalen Ämtern und den Gemeinden Baar, Menzingen und Unterägeri geht die Studie nun in die Vernehmlassung. Im Frühjahr 2025 entscheidet die Baudirektion, ob der Vorschlag in der Studie weiterverfolgt oder überarbeitet wird. Einen konkreten Zeitplan für den Bau gibt es noch nicht.

Im Strassenbauprogramm ist das Projekt Rössli–Spinnerei für 2029 terminiert. Die Erfahrung zeige aber, dass «Einsprachen und Rechtsmittelverfahren» folgen könnten, weil es zu «Eingriffen ins Landschafts- und Ortsbild» kommen werde, erklärte die Regierung kürzlich in einer Stellungnahme auf Anfrage der FDP. «Ein definitiver Termin für die Umsetzung kann daher noch nicht genannt werden.»

Zugerland Verkehrsbetriebe sind erfreut

Die Zugerland Verkehrsbetriebe, die auf der Strecke mit den Linien 601, 612 und 634 verkehren, begrüssen die Ankündigung des Kantons, aktiv zu werden. Der Veloweg könne den Verkehrsfluss verbessern und die Sicherheit, schreibt eine Sprecherin auf Nachfrage von zentralplus.

Der Veloweg scheint aber keine Ultimativlösung zu sein. «Die Stelle zwischen Unterägeri und Neuägeri ist eine schmale Passage, bei der es aus verschiedenen Gründen, welche nicht nur auf Velofahrer zurückzuführen sind, regelmässig zu Kolonnenbildung kommt, was zu Verzögerungen führen kann», analysiert die Sprecherin.

Bedeutet: Um den Engpass im Ägerital zu entlasten, ist der geplante Veloweg ein guter erster Schritt. Weniger Autoverkehr wäre wohl der zwingend nächste.

Verwendete Quellen
  • Anfrage der FDP und Antwort der Regierung
  • zentralplus-Medienarchiv
  • Schriftlicher Austausch mit den Zugerland Verkehrsbetrieben
  • Studie Radführung Zugerstrasse
  • zentralplus-Medienarchiv zu Veloweg Spinnerei-Rössli, Schmittli, Neuägeri, Unterägeri, Veloweg Ägerital

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