Umfahrungstunnel Meggen: Vorbilder gibts, aber auch Hürden
Die Megger Gemeindepräsidentin Carmen Holdener erklärt, weshalb sie gegen einen neuen Tunnel in Meggen ist. (Bild: Andreas Busslinger/zvg)
Die SVP will für Meggen einen Umfahrungstunnel, doch die Behörden reagieren abweisend. Dabei gibt es einige erfolgreiche Beispiele für Tunnellösungen ganz in der Nähe.
Umfahrungstunnel sind in der Schweiz beliebte Mittel, um Gemeinden vom Durchgangsverkehr zu befreien. Prominente Beispiele gibt es auch in der Zentralschweiz: Wer beispielsweise von Luzern Richtung Brünig fährt, kennt den Umfahrungstunnel Sachseln am Sarnersee sowie seinen kleinen Bruder bei Lungern.
Auch am südlichen Ende der Axenstrasse leitet seit 2005 eine 2,6 Kilometer lange Röhre den Verkehr durch den Berg und beruhigt die Urner Gemeinde Flüelen. Früher rollte der gesamte Verkehr der Axenstrasse mitten durch das Dorfzentrum.
In diesen Gemeinden herrscht seither das gleiche Bild: Die Zentren wurden vom Durchgangsverkehr befreit, kaum jemand wünscht sich das alte Regime zurück.
warum die Idee der SVP doch noch Realität werden könnte
«Die Lebensqualität ist gewaltig gestiegen»
Die «Obwaldner Zeitung» befragte 2023, elf Jahre nach der Eröffnung des Umfahrungstunnels Lungern, die Bevölkerung. Das Urteil eines Tankstellenleiters lautete: «Die Lebensqualität ist gewaltig gestiegen, es ist viel angenehmer heute.» Ein Bäckermeister ergänzte: «Es ist ruhiger geworden, und die Sicherheit ist stark gestiegen.» Auch viele weitere Befragte äusserten sich ähnlich – man getraue sich mit den Kindern nun wieder auf die Strasse.
Auch Sisikon, direkt an der Axenstrasse gelegen, träumt davon. Bis zu 22’000 Fahrzeuge fahren an Spitzentagen quer durch das Dorf am Urnersee. Mit der neuen Axenstrasse und damit mit zwei neuen Tunneln soll ab Anfang der 2030er-Jahre Schluss damit sein.
Vier Kilometer lange Röhre soll Meggen vom Verkehr befreien
Während es in der Urner Gemeinde langsam, aber sicher losgeht mit der Umfahrung, schielen SVP-Politiker der Gemeinde Meggen mit Neid auf diese Lösung. Denn sie erleben täglich, wie auch ihre Gemeinde vom Durchgangsverkehr eingenommen wird.
10’300 Fahrzeuge fahren gemäss der Partei täglich durch das langgezogene Dorf. Deswegen schlägt die SVP nun einen Tunnel vor, wie sie in der aktuellen Ausgabe von «Meggen aktuell» schreibt (zentralplus berichtete). Eine rund vier Kilometer lange Röhre soll Meggen von den Autos befreien.
Doch wie realistisch ist eine solche Umfahrung? Gemeindepräsidentin Carmen Holdener (Mitte) sagt auf Anfrage von zentralplus, bis zur Veröffentlichung der SVP-Idee sei ein solcher Umfahrungstunnel kein breit diskutiertes Thema in der Megger Bevölkerung gewesen.
Ausserdem fürchtet sie Folgeeffekte: «Eine Umfahrung mittels Tunnel würde zweifellos in Meggen Zentrum zu einer Entlastung führen, allerdings würde sich das Verkehrsproblem durch die Stadt Luzern ab Verkehrshaus weiter verschärfen, da die Achse Küssnacht–Luzern durch die Umfahrung weiter an Attraktivität gewinnen würde.»
Gemeindepräsidentin winkt ab
Holdener sagt weiter, dass es «praktisch nie» zu Verkehrsüberlastungen oder Staus komme. Man habe entsprechend von der Bevölkerung keine Rückmeldungen zu «erheblichen Emissionen durch den Durchgangsverkehr» erhalten.
Die Gemeindepräsidentin winkt also ab – und verweist auf das Megger Mobilitätskonzept, das neben Individualverkehr auch auf Langsamverkehr und ÖV setzt. Sprich die S-Bahn, den Voralpenexpress Luzern–Küssnacht und mehrere Buslinien. «Somit sehen wir aktuell keinen Handlungsbedarf hinsichtlich der Idee eines Umfahrungstunnels.» Ohnehin sei ein Tunnelprojekt nur unter der Federführung des Kantons realisierbar.
Kanton hat für Idee lediglich drei Sätze übrig
Doch auch dort löst die Idee keine Begeisterungsstürme aus. Auf fünf Fragen von zentralplus, beispielsweise was der Kanton von der Idee hält und was die Vor- und Nachteile einer neuen Umfahrung wären, antwortet die Pressestelle des Bau-, Umwelt und Wirtschaftsdepartements mit gerade einmal drei Sätzen.
Hier im Wortlaut: «Wir kennen die Idee der SVP Meggen nicht im Detail und können sie nicht beurteilen. Für die Planung von Strassenbauprojekten ist das Bauprogramm für die Kantonsstrassen 2023–2026 massgebend. Die Kantonsstrasse K2 führt durch Meggen, es sind aktuell keine Planungen oder Bauprojekte in diesem Abschnitt vorgesehen.»
Die SVP-Idee hat derzeit also einen schweren Stand bei den Behörden. Doch das muss kein Aus für einen Megger Tunnel bedeuten: Sisikon am Urnersee beispielsweise musste jahrzehntelang für die Umfahrung kämpfen, die nun in weniger als zehn Jahren Realität werden soll. Wer weiss: Wenn die Megger ebenso lange weibeln, könnte die Röhre doch noch kommen.
Matthias Stadler ist Redaktionsleiter von zentralplus und seit über zehn Jahren Journalist. Die meiste Zeit davon in Luzern und in der Zentralschweiz, während zwei Jahren auch als Ozeanien-Korrespondent.