Stattdessen kommt Tempo 30 ins Spiel

Trotz Verkehrschaos: Ebikon will doch keinen Zentrumstunnel

Gemeinderat Hans Peter Bienz ist sich bewusst, dass es im Zentrum von Ebikon kaum Aufenthaltsqualität gibt. (Bild: ewi / zvg)

Ebikon soll schöner werden. Dieser Wunsch ist in der Bevölkerung weitverbreitet, wie eine Umfrage zeigt. Eine Überdachung der Kantonsstrasse kommt aber nicht mehr infrage.

Ebikon ist kein schöner Ort. Man muss keine qualifizierte Stadtplanerin sein, um zu erkennen, dass es im Zentrum in Ebikon wenig Aufenthaltsqualität gibt.

Wie an einer Perlenkette gliedert sich der Kern der Gemeinde entlang der Kantonsstrasse, die in einer schnurgeraden Linie vom einen zum anderen Dorfausgang führt. Die mehrspurige Strasse dominiert Ebikon. Ein echtes Zentrum ist nicht zu erkennen. Stattdessen prägen Tausende Autos, Busse und Lastwagen, die täglich durch die Gemeinde fahren, das Siedlungsbild.

Der Gemeinderat will das Zentrum von Ebikon aufwerten. (Bild: ewi)

Auch der Gemeinderat ist sich bewusst, dass Ebikon in absehbarer Zeit keinen Schönheitspreis gewinnen wird. Aber vielleicht in ferner Zukunft. Denn der Gemeinderat hat vor rund einem Jahr eine Zentrumsplanung lanciert, mit dem Ziel, mehr Aufenthaltsqualität im Zentrum von Ebikon zu schaffen.

Zentrumstunnel ist der Gemeinde zu teuer

Im Rahmen dieser Planung hat die Gemeinde auch ihre Einwohner befragt, was sie sich für die Zukunft von Ebikon wünschen. Und die Ergebnisse der Umfrage bringen eine dicke Überraschung mit sich: der Zentrumstunnel ist vom Tisch.

Verkehr, Ampeln, Autos: Das alles gehört heute fest zum Siedlungsbild von Ebikon. (Bild: zvg)

2016 wurde erstmals die Idee formuliert, die Kantonsstrasse zu überdachen und die Strasse somit «unsichtbar» zu machen (zentralplus berichtete). Auf einen Schlag würde neuer, öffentlich nutzbarer Raum entstehen. Auch der Verkehrslärm und der tägliche Stau zu den Stosszeiten wären so aus dem Siedlungsbild verschwunden.

«Wundermittel» Tunnel

Wenn es darum geht, Innenstädte und Ortschaften vom Verkehr zu befreien, gilt der Bau eines Tunnels als praktisches Mittel. Mit einem Tunnel verschwindet der ganze Verkehr im Untergrund. Das schafft an der Oberfläche Platz für Neues. Doch die Idee ist einfacher als die Umsetzung. Tunnelbauten kosten sehr viel Geld und sind nicht zuletzt deswegen umstritten in der Bevölkerung.

Nichtsdestotrotz setzen Bauämter immer wieder auf Tunnels als Lösung. So stehen im Kanton Zug demnächst zwei Abstimmungen über Tunnelprojekte an. Gesamthaft kosten diese rund eine Milliarde Franken. Und auch im vom Verkehr geplagten Kriens gab es bereits Tunnelideen, um die Stadt vom Verkehr zu entlasten.

Doch daraus wird nichts. Zwar hat rund ein Viertel der Befragten angegeben, dass die Gemeinde die Überdachung der Hauptstrasse unbedingt angehen solle. Doch fast ebenso viele Menschen sind der Meinung, dass der Zentrumstunnel eine schlechte Idee sei und würden den Vorschlag darum klar ablehnen. Hinzu kommt, dass insbesondere die Grundeigentümer entlang der Strasse skeptisch sind. Für rund die Hälfte von ihnen ist die Überdachung der Kantonsstrasse überhaupt nicht wichtig.

«Auch Tempo 30 wird zur Diskussion stehen. Das würde den Verkehr im Zentrum natürlich beruhigen.»

Hans Peter Bienz, Gemeinderat Ebikon

Für den Gemeinderat ist dieses Ergebnis Anlass, den Zentrumstunnel endgültig zu begraben. Sowieso würden die klammen Gemeindefinanzen die Realisierung eines solchen Projekts derzeit nicht zulassen, sagt der zuständige Gemeinderat Hans Peter Bienz auf Anfrage. «Wir müssen bei den Ausgaben Prioritäten setzen. Und oberste Priorität hat derzeit nicht dieses Projekt, sondern Investitionen in die sanierungsbedürftigen Schulanlagen.»

Auch Tempo 30 beruhigt den Verkehr

Für einen Zentrumstunnel ist es darum aktuell der falsche Zeitpunkt. «Die Idee kommt zwar visionär daher», sagt Bienz weiter. «Doch insbesondere die betroffenen Grundstückseigentümer haben bei der Befragung Zweifel geäussert, ob das Projekt wirklich zu einer Aufwertung des Zentrums beitragen würde.» Gerade die Geschäfte entlang der Strasse würden befürchten, dass sie im Schatten einer sieben Meter hohen Wand, welche für die Überdachung der Strasse notwendig wäre, an Attraktivität verlieren würden.

«Der Löwen ist ein ganz wichtiges Monument für Ebikon mit einer jahrhundertelangen Geschichte.»

Hans Peter Bienz

Bienz ist dennoch optimistisch, dass sich der Strassenraum auch ohne Überdachung verschönern lasse. Die Gemeinde habe genügend Handlungsspielraum, auch wenn sich die Strasse im Besitz des Kantons befinde. Ebikon werde den Dialog zum Kanton suchen. Und der Gemeinderat stellt in Aussicht: «Auch Tempo 30 wird zur Diskussion stehen. Das würde den Verkehr im Zentrum natürlich beruhigen.»

Gasthaus Löwen geht wieder auf

Nebst der Beruhigung des Verkehrs und zusätzlichen Grünflächen äussert die Bevölkerung in der Umfrage ein weiteres wichtiges Anliegen: die Wiederbelebung des Gasthauses Löwen. Knapp 80 Prozent der Befragten wünschen sich das.

Der Bevölkerung liegt viel am Löwen. Darum hat die Gemeinde das Traditionslokal 2020 gekauft. (Bild: ewi)

«Der Löwen ist ein ganz wichtiges Monument für Ebikon mit einer jahrhundertelangen Geschichte», führt Hans Peter Bienz aus. Doch trotz seiner Bedeutung schloss das Lokal 2014 und wurde seither unter anderem als Asylunterkunft und für die Langzeitvermietung von Zimmern genutzt (zentralplus berichtete).

Doch für den Gemeinderat ist klar, dass das traditionsreiche Haus künftig wieder für die Bevölkerung zugänglich sein müsse. Darum hat er das Haus 2020 für rund 2,6 Millionen Franken gekauft. «So können wir mitentscheiden und die künftige Nutzung des Löwen mit beeinflussen», begründet Bienz den damaligen Kauf.

Der Entscheid erweist sich wohl als richtig, angesichts des grossen Interesses der Bevölkerung an diesem Lokal. In den nächsten Schritten der Zentrumsplanung werde sich der Gemeinderat gemeinsam mit der Bevölkerung Gedanken machen, wie der Löwen künftig genutzt werden könnte. Ob wieder ein gastronomischer Betrieb Einzug im Löwen halten würde, kann Bienz noch nicht sagen.

Er stellt aber fest: «In der Umfrage haben sich viele Menschen gewünscht, dass an diesem zentralen Ort wieder eine Beiz einzieht.»

Verwendete Quellen
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