Trottoirs seien «ungenügend unterhalten» – das sagt die Stadt
Die Stadt Luzern habe den Winterdienst vom vergangenen Wochenende in «unhaltbarer Weise» vernachlässigt, kritisiert ein zentralplus-Leser. Die Stadt hingegen zeigt sich mit ihrem Einsatz zufrieden.
Der erste richtige Schnee diesen Winter in der Stadt Luzern beschäftigt die Bevölkerung (zentralplus berichtete). Doch es herrscht nicht nur Freude wegen der verschneiten Landschaft, auch die Schneeräumung wird zum Thema. Vor allem auf den Trottoirs habe die Stadt Luzern den Winterdienst auf «unhaltbare Weise» vernachlässigt, kritisierte ein zentralplus-Leser die Behörden am Montag.
Die Fusswege sowohl im Stadtzentrum als auch in den Hügelzonen seien «absolut ungenügend unterhalten» worden. Dies sei gerade bei den Gefällen besonders gefährlich. Der Leserreporter berichtet davon, dass kein Salz und teilweise auch kein Split eingesetzt worden sei. In seiner Kindheit in den 80er-Jahren seien die Trottoirs «dank angemessenem Salzeinsatz» immer sicher betretbar gewesen.
Der Leserreporter wandte sich mit seinen Beobachtungen an die Behörden. Gemäss seinen Aussagen habe eine zuständige Abteilungsleiterin der Stadt Luzern Personalknappheit und Umweltschutz als Erklärung genannt.
Winterdienst am Wochenende sei herausfordernd gewesen
Anders tönt es nun auf Nachfrage von zentralplus. Bernhard Kuhn, Leiter des Strasseninspektorats, ist «im Gesamten zufrieden mit dem Einsatz», schreibt er auf Anfrage von zentralplus. Die Anspannung vor dem Einsatz sei wie gewöhnlich zu Beginn der Winterperiode erhöht gewesen. Die Arbeit am Wochenende sei aufgrund der Sommerpause und der Dauer des Schneefalls herausfordernd gewesen, erläutert Kuhn weiter.
Die Behörden würden die Wetterprognosen laufend verfolgen und auch die Strassen regelmässig prüfen, um die Lage zu beurteilen. «Schwer vorhersehbar ist die Entwicklung während dem Niederschlagsereignis. Wann geht der Regen in Schnee über? Ab wann bleibt dieser überhaupt liegen?» Das sei lokal sehr unterschiedlich, schreibt Kuhn.
Zu Personalengpässen sei es am Wochenende nicht gekommen. 65 Personen seien im Einsatz gestanden. Die Ressourcen seien so ausgelegt, dass die Ereignisse bewältigt werden könnten, versichert der Leiter des Strasseninspektorats. Einzig sei es zu Priorisierungen von gewissen Strassen gekommen – nämlich dann, wenn die Chauffeure ihre Ruhezeiten hätten einhalten müssen.
In zwei Tagen 250 Tonnen Salz verteilt
Die Priorisierung einzelner Plätze oder Strassen nehme die Stadt aufgrund der Verkehrsmenge vor. Es werde also keine bestimmte Verkehrsart (Auto, Velo, zu Fuss) bevorzugt behandelt – sondern einfach jene Strasse, jener Platz oder Weg zuerst vom Schnee befreit, die oder der am meisten benutzt wird. Zuerst werden demnach die Hauptachsen (inklusive Velohauptrouten wie beispielsweise das Freigleis) und Strecken mit öffentlichem Verkehr behandelt. Danach kommen gemäss Kuhn Nebenstrecken und die Feinerschliessungen an die Reihe. Bei Nebenflächen wie Trottoirs und Bushaltestellen sowie bei sogenannten Handtouren wie Treppen gelte eine vergleichbare Priorisierung.
Dass der Winterdienst am Wochenende jedoch nicht fehlerfrei verlief, zeigt beispielsweise die dubiose Schneesituation auf dem Freigleis. Während die Strasse in Kriens von Eis und Schnee befreit worden sei, könne man dies vom Abschnitt in Luzern nicht behaupten, schreibt die «Luzerner Zeitung». Bei der Einteilung des Freigleises sei offenbar ein Fehler passiert, sagte Bernhard Kuhn gegenüber der Zeitung. Das Freigleis sei am Montagmorgen nachbearbeitet worden.
Der Leserreporter wollte weiter von der Stadt wissen, ob der seiner Meinung nach zurückhaltende Salzeinsatz ein «(grünes) Politikum» sei. Die Stadt entgegnet, sie setze hauptsächlich Salz für die Schnee- und Eisbekämpfung ein. Dabei halte sie sich an die Mengenempfehlungen der Fachverbände. Am Wochenende verteilten die Angestellten gemäss Kuhn 250 Tonnen Salz in der Stadt. Das sei eine «sehr grosse Menge». Weiter erläutert er: «Salz wird eingesetzt, wenn es notwendig ist und das Ereignis eintritt oder eingetreten ist. Wir gehen nicht prophylaktisch salzen.»
Das «sehr aggressive» Chlorcalzium wird nicht mehr verwendet
Der Einsatz von Tau- und Streumittel sei in jedem Fall eine Belastung für die Umwelt. Die Stadt sei deshalb bestrebt, dieses Mittel verhältnismässig einzusetzen. Splitt komme nur auf Nebenstrassen und -flächen zum Einsatz, da die Steinchen nur eine «eingeschränkte Wirkung» hätten. Laut Kuhn sei Splitt hilfreich, wenn es über längere Zeit sehr kalt ist und kein Schnee fällt.
Was sich seit Ende der 90er-Jahre verändert habe: Die Stadt setzt kein Chlorcalzium mehr ein. Dieses «sehr aggressive Mittel» hinterlässt gemäss Kuhn seine Spuren auf Teppichen und Böden. Deshalb verwendet es die Stadt nicht mehr. Splitt werde seit knapp zehn Jahren reduzierter eingesetzt, da es nicht in jeder Situation seinen Zweck erfülle.
- Nachricht von Leserreporter
- Schriftlicher Austausch mit Bernhard Kuhn, Leiter Strasseninspektorat Stadt Luzern
- Artikel «Luzerner Zeitung»