Schlaue Ampeln sollen es richten

Stau: So wappnet sich Luzern gegen den Feierabendverkehr

Dosierstelle beim Inseliquai in Richtung Frohburg: Ein Countdown zählt die Zeit bis zur nächsten Grünphase runter. (Bild: Stadt Luzern)

Während der Stosszeiten kommt es auf den Luzerner Hauptstrassen häufig zu Stau. Mit sogenannten Dosierstellen sagt die Stadt Luzern dem Stau nun den Kampf an.

Die Junge SVP kritisiert in ihrer Anti-Stau-Initiative, dass die Strassenkapazitäten unter anderem wegen sogenannter Dosierstellen immer kleiner werden (zentralplus berichtete). Doch was sind überhaupt solche Dosierstellen? Wer dieser Frage nachgehen will, kann sich ab diesem Sommer in der Stadt Luzern ein gutes Bild davon machen.

Die Stadt hat nämlich heute mitgeteilt, dass sie in diesem Sommer elf weitere solcher Anlagen installieren will. Im Gegensatz zur Haltung der Jungen SVP tragen diese Anlagen nicht zu einer Zunahme des Staus bei – sondern führen genau zum Gegenteil. Die zusätzlichen Dosierstellen sollen Stau auf den Hauptverkehrsachsen verhindern und die Mobilität in der Stadt erhöhen.

Was sind Dosierstellen?

Doch was sind überhaupt solche Dosierstellen? Wie so oft in der Verkehrsplanung handelt es sich dabei um einen technischen, sperrigen Begriff. Denn Dosierstellen sind grundsätzlich nichts anderes als intelligente Ampeln. Thomas Karrer, Projektleiter beim Tiefbauamt der Stadt Luzern, erklärt: «Auf den Hauptachsen messen Detektoren in der Strasse laufend die aktuelle Verkehrslage.» Die Sensoren können zwischen fliessendem oder stockendem Verkehr sowie Stau unterscheiden. «Das System kann so über mehrere Zyklen frühzeitig erkennen, wann sich eine Stautendenz abzeichnet und die Dosierstellen einschalten.»

Dadurch verkürzen sich die Grünphasen der Ampeln auf den Nebenstrassen automatisch. Je mehr Verkehr auf der Hauptachse herrscht, desto kürzer werden Grünphasen auf den einmündenden Nebenstrassen. Eine dieser neuen Dosierstellen installiert die Stadt beispielsweise bei der Einmündung der Biregg- auf die Obergrundstrasse. Hat es auf letzterer bereits viel Verkehr, schaltet die Ampel an der Kreuzung noch für kurze Zeit auf Grün. Dadurch gelangen weniger zusätzliche Autos auf die Obergrundstrasse – und der Verkehr wird flüssiger. Velos und Mofas sind bei den Dosierampeln ausgenommen.

«Schleichwege durch die Quartiere werden damit weniger attraktiv.»

Thomas Karrer, Projektleiter Tiefbauamt Stadt Luzern

Wie die Stadt mitteilt, zeigen Verkehrsmodelle, dass es auch zu den Stosszeiten nur eine geringe Reduktion der Autos braucht, damit der Verkehr flüssig wird. Bereits 5 Prozent weniger Autos führen demnach dazu, dass der Verkehr auf den Hauptstrassen gut läuft und Kreuzungen weniger blockiert sind.

Wo gibt es die zusätzlichen Dosierstellen?

Nebst der Bireggstrasse installiert die Stadt Luzern an zehn weiteren Standorten solche Anlagen:

  • Sedel-/Friedentalstrasse, aus Richtung Rotsee
  • Hünenbergstrasse, bei der Einmündung in die Maihofstrasse
  • Wesemlinstrasse, bei der Einmündung in die Zürichstrasse
  • Gesegnetmattstrasse, bei der Einmündung in die Haldenstrasse
  • Parkhaus National, bei der Einmündung in die Haldenstrasse
  • Parkhaus Casino-Palace, bei der Einmündung in die Haldenstrasse
  • Inseliquai, bei der Zufahrt zur Frohburgstrasse
  • Tribschenstrasse, bei der Zufahrt zur Langensandbrücke
  • Werkhofstrasse, beim Rechtsabbieger in die Tribschenstrasse
  • Arsenalstrasse, bei der Einmündung in die Obergrundstrasse

Heute gibt es bereits bei der Langensandbrücke, der Werkhof-, Bellerive-, Kreuzbuch- und Haldenstrasse und beim Inseli solche Ampeln.

Und was ist mit den Nebenstrassen?

Schön für die, welche auf der Hauptstrasse unterwegs sind. Doch werden Autofahrerinnen und Busse auf den Nebenstrassen damit nicht benachteiligt? Was hat das Quartier davon, wenn sich der Verkehr auf der Bireggstrasse nun plötzlich bis zum Neubad zurückstaut?

Thomas Karrer von der Stadt Luzern entwarnt: «Der Stau wird nur bedingt verlagert. Denn die Wartezeiten vor den Dosierstellen kommen dem gesamten Verkehrsfluss auf den Hauptachsen zugute.» Das bedeutet: Zwar werden die Wartezeiten an den Ampeln womöglich länger. Dafür kommt man dann schneller vorwärts, sobald man auf die Hauptachse eingebogen ist. Das hat einen positiven Nebeneffekt, wie Karrer erklärt: «Schleichwege durch die Quartiere werden damit weniger attraktiv.»

Letztlich profitiert auch der öffentliche Verkehr davon. Denn viele Buslinien verkehren über die Hauptachsen der Stadt. Fliesst dort der Verkehr besser, versinken die Busse nicht mehr im Stau, und erreichen die nächste Haltestelle pünktlich.

«In der Zürich-, Maihof-, Friedental- oder Obergrundstrasse soll durch die Dosierstellen der Verkehr flüssig gehalten werden», sagt Karrer. Davon profitieren letztlich auch die Busse, die dort unterwegs sind. Nützt auch das nichts, will die Stadt weitere Massnahmen zur Bevorzugung der Busse einsetzen.

Countdown für Ungeduldige

Die Stadt nimmt die neuen Dosierstellen bereits ab kommendem Montag, 18. Juli, in Betrieb. Einzig die Anlage beim Parkhaus National installiert die Stadt erst in diesem Herbst. Dann heisst es hoffentlich «freie Fahrt» für alle Auto- und Busfahrer auf den Hauptstrassen. Jene auf den Nebenstrassen brauchen hingegen eine Extraportion Geduld.

Immerhin: Die neuen Ampeln zeigen jeweils einen Countdown bis zur nächsten Grünphase an. Vielleicht ermöglicht das den ungeduldigsten Autofahrerinnen ja auch etwas Entspannung.

Verwendete Quellen
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16 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 29.08.2023, 06:58 Uhr

    Das nach der Dosier Ampel so weniger Verkehr hat Stimmt,manchmal 2-400m Leer! Was aber automatisch vor der Ampel zum Stau führt!
    Das aber nur zum vergraulen der PWs führt,die dann logisch andere Wege suchen!
    Zudem habe ich schon beobachtet,das die Löwenstr, frei von PWs war,beim Fussgänger Übergang aber Rot!Es wurde erst grün,als die PWs angefahren kamen!
    Das ist doch reine Schikane und hat nichts mit Intelligenter Verkehrsführung zu tun!
    Was auch dazu führt,das Velofahrer bei Rot den Fussgängerstreifen kreuzen!Solch Intelligente Ampelführung zB in Buchrain haben bewiesen das der Mensch nicht zu ersetzen ist,oder die Ampelführung ist so Intelligent wie des Programmierers!

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    Hegard, 17.07.2022, 08:02 Uhr

    Die Dosier Ampel
    bei der Haltestelle Gütsch ist ja ein gutes Beispiel.
    Gemachter verschobener
    Stau für freie Fahrt für den Buss und Stau dahinter und höhe Kurplatz wieder.
    Das IT Systhem hat keine Augen und sollte nicht mit Kameras,sondern mit Sensoren gesteuert werden.
    Auch die Fussgänger sollten Intregiert werden.Es bringt nichts,wenn die Strasse frei ist und die Fussgänger Rot und wenn dann die Pws anrollen.,die Fussgänger grün und wieder Stau.

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    oliver.heeb, 16.07.2022, 15:24 Uhr

    Schlaue Ampeln wären in erster Linie bei der Zuwanderung gefragt.

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      Hegard, 17.07.2022, 08:05 Uhr

      Es gibt auch Farben Blinde CHs vorallem Velofahrer

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    Trömpeterli, 14.07.2022, 19:03 Uhr

    Was ist nur mit dem Verursacherprinzip geschehen?

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    James' Meinung, 14.07.2022, 16:42 Uhr

    Es wäre schön, wenn am Abend (dort, wo es Sinn macht), die Ampeln wieder ausgeschaltet würden. Beispiel Ebikon, 22.00 Uhr: Kein Verkehr, Ampeln sind alle auf Rot! Zeit von der Ladengasse bis in die Stadt, ca. 25 Minuten. Früher wurden die Ampeln zu einer bestimmten Zeit am Abend deaktiviert und zu einer bestimmten Zeit am Morgen wieder aktiviert – wieso ist das nicht mehr möglich? Es wäre einfacher, wenn man ehrlich sagen würde, dass man den Autofahrern das Autofahren möglichst verkomplizieren will.

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      Hegard, 17.07.2022, 08:07 Uhr

      Die linken wollen PWfahrer vergraulen

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    Philipp, 14.07.2022, 15:46 Uhr

    Das ganze sollte besser intelligente Verkehrsbehinderung genannt werden.

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    Markus, 14.07.2022, 15:38 Uhr

    Es würde mehr bringen den kompletten Stadtverkehr auf 20-30 kmh zu senken für alle Teilnehmer

    Keine Ampeln und Kreisverkehr

    Es gibt genug Studien darüber

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    • Profilfoto von Heinz Hanselkranzmeier Dipl. Ing.
      Heinz Hanselkranzmeier Dipl. Ing., 14.07.2022, 16:53 Uhr

      Oder Mobility Pricing. Autofahrer sollten den von ihnen verursachten Stau selber bezahlen.

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      • Profilfoto von Philipp
        Philipp, 14.07.2022, 19:24 Uhr

        Zahlen tun die Autofahrer bereits zur Genüge. Aber das Geld wird für andere Sachen eingesetzt. Sie haben offensichtlich vergessen dass das Geld der Autofahrer für den ÖV zweckentfremdet wird weil dieser sonst viel teurer wäre und die Leute Ihn noch weniger nutzen würden.

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 14.07.2022, 15:13 Uhr

    Halde gemachter Stau mit charchen Verkehr.
    Höhe Dietschberg
    Ampel Rot ,oh grün
    4-5 Pws fahren Durch,dann wieder rot,nächste Charche,nächster Stau bei jeder Haltestelle hinter dem Buss der vorgelassen wurde. Höhe Kurplatz grüne Welle,nein nächster Stau.
    Das ist Stauverschiebung,aber nicht Intelligente verkehrsführung.
    Denn der grosse Stau bildet sich dann vom Verkehrshaus
    bis Höhe Dietschiberg

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 14.07.2022, 14:56 Uhr

    Die einstellung sollte aber schon ein Profi machen.
    Auch bei den Fussgängerstreifen sollten die Ampeln sensoren haben.zb Höhe Friedensstrasse überqueren der Löwenstr,ich
    Fussgänger melde mich an der Ampel an ,Fussgänger Rot,Pw grün Strasse frei,Jetzt kommen vom Räbstock Autos,Jetzt müssen die Pw Höhe Friedensstrasse die Pws anhalten,weil die Fussgänger grün haben,ausser ein Velofahrer😇 der bei Rot durchfuhr und so läuft der Verkehr in der ganzen Stadt
    Ist das Intelligente Verkehrsführung

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    • Profilfoto von Marc Wieser
      Marc Wieser, 15.07.2022, 10:55 Uhr

      Soweit ich Ihren – sehr schwer verständlichen und orthografisch schmerzenden – Posts entnehmen kann, sind Sie ein Experte auf dem komplexen Gebiet der intelligenten Verkehrssteuerungen. Bitte melden Sie sich doch beim Tiefbauamt als Berater.

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      • Profilfoto von Dicky Dick Lozaern
        Dicky Dick Lozaern, 15.07.2022, 17:43 Uhr

        Wieder ein typischer Marc Wieser Kommentar. Alles was nicht grün oder rot ist wird belächelt und ins lächerliche gezogen. Lieber Marc, bist du wirklich nicht gescheiter?

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      • Profilfoto von Marc Wieser
        Marc Wieser, 15.07.2022, 20:56 Uhr

        Nein, sehr gescheit bin ich wirklich nicht. Ich durfte leider auch kein Universitäts-Studium geniessen und bin darum auch weit davon entfernt, ein Verkehrs-Ingenieur zu sein. Ich hatte aber während meiner beruflichen Laufbahn mehrmals die Gelegenheit, mich mit Verkehrs-Spezialisten auszutauschen und Verkehrs-Simulations-Programmen bei der Berechnung von komplexen Situationen zuzuschauen. Ausserdem sind mir die divergierenden Ansprüche der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer bekannt und die Schwierigkeit, all diese Interessen unter einen Hut zu bringen. Mein Post ist darum nicht lächerlich gemeint. Jeder, der das Gefühl hat, eine gute Idee zu haben, die besser ist als alle Resultate der Simulationsprogramme und die Gesammelten Vorschläge der Verkehrs-Ingenieure soll sich melden. Ich bin sicher, der Input stösst bei den zuständigen Stellen auf offene Ohren.

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