So verbreitet sind E-Autos auf dem Automarkt wirklich
Alberto Sanz de Lama ist Manager bei Autoscout24 und kennt den Markt. (Bild: Adobe Stock/Autoscout24)
Autoscout24, der grösste Schweizer Marktplatz für Autos, hat seine Inserate in Luzern und Zug für zentralplus ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen: In einem Segment sind E-Autos stark auf dem Vormarsch.
Die Schweiz will ab 2050 nicht mehr Treibhausgase ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden können. Kantone und Gemeinden sollen daher eine ambitionierte Klima- und Energiepolitik vorantreiben.
Die Stadt Luzern plant, dass ab 2040 nur noch Autos mit erneuerbarem Antrieb zugelassen werden. In Zug ist man leiser, aber die Zeichen stehen auch dort auf Elektrifizierung. Mit 8,2 Prozent E-Autos ist Zug bereits heute Spitzenkanton, was Elektromobilität angeht (zentralplus berichtete).
Darüber hinaus bringen die Hersteller ihre neuen Modelle immer häufiger in Elektro-, Vollhybrid- oder als Plug-in-Hybrid-Varianten auf den Markt. Doch: Auf den Strassen sind elektrische und Hybridautos immer noch selten anzutreffen – verglichen mit der Aufmerksamkeit, die das Thema erhält.
zentralplus fragt im zweiten Teil einer Serie zur Elektromobilität also: Spiegelt sich der Elektrotrend auch dort wider, wo die Menschen ihre Autos kaufen? Hier kommst du zum ersten Teil der Serie.
wie sich der Automarkt in Luzern und Zug unterscheidet
was der Autoscout24-Manager für die Zukunft prophezeit
Unter den beliebtesten Autos sind keine elektrischen
Autoscout24 ist der grösste Schweizer Onlinemarktplatz für Autos. Hunderttausende Fahrzeuge sind dort gelistet. Für zentralplus hat die Firma exklusiv ausgewertet, was für Autos in Zug und Luzern 2024 auf dem Markt waren. Und: Wofür sich die Bevölkerung interessiert.
Die Top drei der meistgesuchten Autos sind die gleichen wie in der Gesamtschweiz: der Opel Astra, der Cupra Formentor und der Audi RS4. Die ersten beiden Modelle gibt es mit fossilem Antrieb und als Hybrid, der Audi RS4 ist ein Benziner – so wie die meisten Angebote auf der Plattform. Ein Elektroauto ist nicht unter den meistgesuchten Modellen.
Ähnlich verhält es sich auf der Angebotsseite: Unter den fünf häufigsten Occasionsmodellen in Luzern und den fünf häufigsten Neuwagen befindet sich kein Elektroauto. In der Liste sind etwa: der Mazda CX-5, der Fiat 500, der Škoda Octavia oder auch der VW Golf. Einige der Modelle sind zwar als Hybrid erhältlich, aber seltener auf der Plattform verfügbar.
Die fünf häufigsten Inserate in Zug zeichnen ein ähnliches Bild: keine Elektroautos, viele Benziner, einige Hybridmodelle. Auffällig: Auch teurere Modelle wie der Porsche 911 oder der Volvo XC60 sind darunter.
Das spiegelt sich auch in den Preisen wider. Ein durchschnittliches Occasionsfahrzeug in Luzern kostete im vergangenen Jahr 36'000 Franken, ein Neuwagen im Schnitt 54'000. In Zug lagen die Preise in beiden Sparten im Durchschnitt um 20'000 Franken darüber.
Autoscout24-Manager erklärt, wie sich das Angebot verschiebt
Doch weshalb sind unter den Spitzenmodellen nachfrageseitig und angebotsseitig keine E-Autos? Das kann Alberto Sanz de Lama erklären. Er ist Direktor bei der SMG Swiss Marketplace Group, zu der die Plattform gehört.
«Schaut man auf die Zahlen unserer Plattform AutoScout24, zeigt sich, dass Benziner und Diesel nach wie vor den Markt dominieren.» Im Februar 2025 machten sie 80 Prozent der Inserate aus, während Elektroautos nur auf 6 Prozent kamen.
Eine Bewegung beobachtet der Manager dennoch. Der Anteil von Elektroinseraten habe sich seit 2021 mehr als verdoppelt. Im letzten Jahr seien fast 150’000 Elektroautos und Hybride dazugekommen, während die Zahl der Verbrenner um 100’000 gesunken sei. Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung bei Neuwagen.
So viele E-Autos gibt es auf der Plattform – und so viel fossile
Aktuell verhält es sich mit der Aufteilung der Antriebsarten wie folgt: Im Kanton Luzern folgen bei den Occasionen auf die Benziner mit weitem Abstand die Diesel, dann Vollhybride und Elektroautos. Bei den Neuwagen ist der Kuchen bereits deutlich gleichmässiger aufgeteilt. Weniger Benziner, viel weniger Diesel und teilerneuerbare Antriebe machen mit E-Autos über die Hälfte der Inserate aus.
Im Kanton Zug unterscheidet sich die Verschiebung zwischen Neuwagen und Occasionen wenig. Es fällt aber auf, dass Plug-in-Hybride beliebter sind. Kein Wunder: Viele der grossen SUVs, die auf Zugs Strassen fahren, gibt es seit einiger Zeit mit optionalem Ladestecker.
Auch die Preise für E-Autos seien 2024 gesunken, erzählt der Manager weiter. Nämlich um zwölf Prozent. Ein Kauf sei daher heute preiswerter geworden. Dennoch gebe es Unsicherheiten beim Wiederverkaufswert, bei der Ladeinfrastruktur oder den Batteriekosten, die Kaufwillige am Umstieg auf ein Elektroauto hindern würden.
AutoScout24-Umfrage: Das sind die Wünsche
Entscheidend scheinen die letzten beiden Punkte. Laut einer aktuellen Umfrage der Firma würden 58 Prozent der Befragten die begrenzte Reichweite als Hindernis betrachten, während sich 68 Prozent eine eigene Lademöglichkeit zu Hause wünschten, so der Experte. Einfamilienhausbewohner hätten es mit der Elektromobilität häufig einfacher (zentralplus berichtete).
Um dem entgegenzuwirken, brauche es einen stärkeren Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur auf dem Land und in den Innenstädten. Das vorausgesetzt, werde die Nachfrage nach Elektromobilität weiter steigen – darauf blickt Alberto Sanz de Lama zumindest «zuversichtlich».
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.