Kreuzung in Neuägeri

Schmittli: Hat sich Zug einen Unfall-Hotspot gebaut?

Baudirektor Florian Weber verlegt im Sommer 2023 den letzten Radstreifen am Schmittli. (Bild: Kanton Zug)

Seit über einem Jahr ist die neue Kantonsstrasse Nidfuren–Schmittli fertig. Nun sagen Leute vor Ort: Die Kreuzung Schmittli sei massiv gefährlicher geworden.

Roman Küng ist Vollblut-Garagist. 1958 eröffnete sein Vater eine Autohandlung an der Kreuzung Schmittli in Neuägeri. Die Lage: direkt am Kreuzungspunkt der Strassen nach Menzingen, ins Ägerital und nach Allenwinden. Nun aber sagt der Auto-Elektriker und SVPler, der das Familiengeschäft vor gut 25 Jahren übernommen hat: «Hier ist es massiv gefährlicher als vorher.»

Der Grund ist die neue Kantonsstrasse. «Ich freue mich riesig, dass wir heute die in hoher Qualität sanierte Strecke Nidfuren–Schmittli termingerecht wieder dem Verkehr übergeben können», sagte Baudirektor Florian Weber (FDP) bei der Eröffnung der Strecke im Sommer 2023. Für 40 Millionen Franken wurde die Kantonsstrasse während eineinhalb Jahren saniert und mit einem Veloweg versehen. Sie sei jetzt sicherer, schrieb der Kanton, auch die Kreuzung Schmittli.

Jeden Tag wird es an der Kreuzung Schmittli gefährlich

Küng, der nicht nur für die SVP im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug sitzt, sondern auch täglich von seiner Garage auf die sanierte Kreuzung schaut, hat daran Zweifel: «Jeden Tag kommt es an der Kreuzung zu gefährlichen Situationen», erzählt er am Telefon. Fahrerinnen, die von Allenwinden oder Menzingen kommen und an der Kreuzung nach Ägeri abbiegen wollen, hätten es seit der Sanierung «wahnsinnig» schwer.

So sah es während der Bauarbeiten beim Knoten Schmittli aus. (Bild: Andreas Busslinger)

«Es gab bereits Unfälle und Vollbremsungen», meint Küng weiter. Die Strassen stünden in einer «blöden Position» zueinander. Der Kanton schreibt, der Knoten habe nun eine «optimierte Verkehrsführung». Dem Wunsch vieler Anwohner nach einem Kreisel kam der Kanton nicht nach. Sie hatten 2017 eine entsprechende Petition eingereicht (zentralplus berichtete).

SVP-Kantonsräte haken bei der Zuger Regierung kritisch nach

Um sicherzugehen, dass es sich bei der Verschlimmerung seit letztem Sommer um keinen «subjektiven Eindruck» handelt, haben sich Roman Küng und andere Anwohnerinnen jetzt Hilfe besorgt. Drei Kantonsräte der SVP, Esther Monney und Thomas Werner aus Unterägeri sowie Hans Küng aus Baar, haben bei der Regierung kürzlich eine kleine Anfrage eingereicht.

Darin verlangen die SVPler eine Auflistung aller registrierten Verkehrsunfälle an der Kreuzung Schmidtli – auch diese Schreibweise kursiert in Zug – zwischen Sommer 2023 und Sommer 2024 sowie für den gleichen Zeitraum drei Jahre zuvor. Mit den Antworten wollen die Politiker herausfinden, ob die Kreuzung seit der Wiedereröffnung zum Unfall-Hotspot geworden ist.

Fussgängerstreifen am Schmittli ist verschwunden – und jetzt?

Denn: Der Ort soll nicht nur für Autofahrer, sondern auch für Fussgängerinnen gefährlicher geworden sein. Vor der Sanierung der Kreuzung gab es einen Fussgängerstreifen nahe der Bushaltestelle «Neuägeri, Schmittli». So liess sich die Zugerstrasse sicher überqueren.

Seit der Eröffnung der neuen Kantonsstrasse sei dieser Fussgängerstreifen verschwunden, erzählt Roman Küng. Fussgänger müssen die viel befahrene Hauptstrasse nun ohne Markierung auf dem Boden queren. Im Vorstoss ist die Rede von «waghalsigen Aktionen» und «gefühlt» wöchentlichen Unfällen und Blaulichteinsätzen.

Ob das die Daten bestätigen können? Die interaktive Unfallkarte des Bundesamts für Strassen (Astra) zeigt an der Kreuzung diverse Auffahrunfälle mit Personenschaden an, allerdings verteilt über die letzten zehn Jahre (zentralplus berichtete). Ob seit der Sanierung eine Häufung stattgefunden hat, beantwortet der Kanton bis Anfang November.

Hinweis: In einer ersten Version stand Hans und Roman Küng seien Brüder. Tatsächlich ist ersterer der Neffe von zweiterem.

Verwendete Quellen
  • Kleine Anfrage von Esther Monney, Thomas Werner und Hans Küng, SVP-Kantonsräte
  • Telefonat mit Roman Küng, Garagist und Gemeinderat Stadt Zug, SVP
  • Medienmitteilung des Kantons Zug zur Sanierung der Kantonsstrasse Nidfuren–Schmittli
  • Interaktive Karte des Bundesamts für Strassen zu Unfällen
  • Medienmitteilung zur «optimierten Verkehrsführung» am Schmittli
  • Petition «Für einen Kreisel bei der Kreuzung Schmittli»
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