Rasen für den Klimaschutz – Zuger Jungpolitiker will höheres Tempolimit
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Der Zuger Jungfreisinnige Nicolas Burnier fordert eine Tempoerhöhung auf Schweizer Autobahnen – aber nur für Elektroautos. Er will damit dem Klima helfen.
Schleichen oder rasen? Das ist – zugegeben etwas zugespitzt – die Frage, wie schnell auf den Schweizer Autobahnen künftig gefahren werden soll. Das Bundesamt für Strassen Astra lancierte vor wenigen Tagen die Debatte, indem es sich für ein Tempolimit von 80 Kilometer pro Stunde aussprach. Künftig solle, so das Astra, zu Spitzenzeiten das Tempo gedrosselt werden, damit der Verkehr besser fliesse.
«In ein paar Jahren werden wir wahrscheinlich nicht umhinkommen, während der Stosszeiten im Mittelland flächendeckend Tempo 80 anzuordnen, um Dauerstaus zu verhindern», sagte Astra-Direktor Jürg Röthlisberger dem «Tages-Anzeiger». Diese Limite werde heute bereits im Mittelland angewandt, beispielsweise vor Baustellen, oder wenn ein grösserer Stau absehbar sei.
«Wir müssen den gesamten Verkehr elektrifizieren»
Nun macht ein Zuger Jungpolitiker einen diametral anderen Vorschlag. Nicolas Burnier, Vizepräsident der Jungfreisinnigen Zug, fordert ein Tempolimit von 140 Kilometer pro Stunde auf Schweizer Autobahnen – allerdings nur für Elektroautos. Er begründet in einer Mitteilung seinen Vorschlag mit dem Klimawandel. Wie erreicht die Schweiz das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein? «Wir müssen den gesamten Verkehr elektrifizieren.»
Da er als Freisinniger aber weder Verbote noch Zwang wolle, setze er auf Anreize, wie er im Gespräch mit zentralplus sagt. «Wir müssen die Menschen also belohnen, wenn sie auf das E-Auto umsteigen.» Ein Tempolimit von 140 auf Autobahnen würde gerade jungen Menschen den Übergang zum Elektroauto erleichtern, sagt der 25-Jährige, der beruflich Ladestationen einbaut. «Es ist Zeit, den Menschen zu zeigen, dass Klimaschutz Spass macht.»
Wenn es nach ihm ginge, dürften Elektroautos künftig also schneller fahren als Autos mit Verbrennermotoren. Noch ist das allerdings erst eine Idee. Einen konkreten politischen Vorstoss hat er noch nicht eingereicht, Burnier ist auch nicht in einem Parlament vertreten. «Doch wenn die Idee auf eine gute Resonanz stösst, würden wir von den Jungfreisinnigen schon eine Lösung finden, um den Vorschlag auf das politische Parkett zu bringen.»
80 oder 140? Jungfreisinniger sieht keinen Widerspruch
Der Jungfreisinnige will 140 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen, das Astra 80. «Die Idee des Astra hat mich tatsächlich überzeugt, jetzt meine Idee zu veröffentlichen», sagt er. Doch er sehe die beiden Vorschläge nicht zwingend als Widerspruch.
«Wenn das Tempolimit von 80 Kilometer pro Stunde zu Stosszeiten nötig sein sollte, gilt es das zu prüfen. Ich finde, man sollte das Limit einfach nur dann einführen, wenn es auch wirklich etwas bringt.» Ansonsten seien 140 Kilometer pro Stunde für Elektroautos durchaus möglich. «Die Schweizer Autobahnen sind auf diese Geschwindigkeit ausgelegt, moderne Autos sowieso.»
Schon mehrere ähnliche Ideen in Bundesbern – ohne Erfolg
Das Astra winkt derweil ab. «Der Bundesrat hat sich in den letzten Jahren mehrfach zur Thematik ‹höhere Geschwindigkeit auf Autobahnen› geäussert. Wir haben diesen Ausführungen nichts hinzuzufügen», schreibt die Medienstelle auf Anfrage.
In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass ein höheres Tempo auf Schweizer Autobahnen gefordert wird. Bürgerliche Nationalräte, unter ihnen SVP-Vertreter, wollten das zulässige Tempo für sämtliche Personenwagen schon mehrere Male entweder auf 130 oder 140 Kilometer pro Stunde erhöhen, sie fielen damit aber jedes Mal durch. Der Bundesrat listete in den Vorstossantworten mehrere Gründe auf: So sei das Autobahnnetz in bautechnischer Hinsicht seit 1985 auf eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Kilometer pro Stunde ausgelegt.
Auch das wachsende Verkehrsaufkommen spreche gegen eine Erhöhung. Zudem könne mit einem höheren Tempolimit der Verkehrsfluss kaum verbessert werden, da die optimale Leistungsfähigkeit einer Strasse nur bei einem möglichst gleichmässigen Verkehrsfluss erreicht werden könne. «Eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern führt jedoch – je nach Verkehrsbedingungen – zu einem noch ungleichmässigeren Verkehrsfluss und damit zu einer Verringerung der Leistungsfähigkeit.»