Volk hat letztes Wort

Parlament ist gegen neue Umfahrung in Littau

Diese Bahnschranke beim Littauer Bahnhof will die Quartierbevölkerung umfahren. (Bild: Archivbild: io)

Die Littauer wollen seit Jahren eine Umfahrung für die Cheerstrasse, just neben dem Bahnhof. Der Luzerner Stadtrat und nun auch das Stadtparlament wollen das Problem mit anderen Massnahmen lösen.

Trotz zwei angenommenen Abstimmungen und dem klaren Wunsch der Quartierbevölkerung spricht sich neben dem Luzerner Stadtrat auch der Grosse Stadtrat gegen die Umfahrung in Littau aus. An seiner Sitzung am Donnerstag hat das Stadtparlament mit 41 zu 4 Stimmen bei 2 Enthaltungen die Initiative «Cheerstrasse jetzt!» zur Ablehnung empfohlen. Mit der Initiative forderte die SVP eine neue Umfahrungsstrasse für den Bahnübergang beim Littauer Bahnhof.

Der Luzerner Stadtrat hat die neue Strasse jedoch wegen des Kosten-Nutzen-Verhältnisses verworfen. Stattdessen will die Stadt Luzern die Stausituation auf der Cheerstrasse mit einer neuen Ampel und zwei neuen Abbiegespuren verbessern. Zudem sanieren die SBB 2024 und 2025 den Bahnhof und verbessern die Signalethik. Somit wären die Bahnschranken künftig nur noch halb so lange geschlossen (zentralplus berichtete).

Die unendliche Geschichte der Umfahrung der Cheerstrasse

In den 2000er-Jahren plante die damals eigenständige Gemeinde Littau eine neue Linienführung zur Umfahrung des Bahnübergangs beim Bahnhof Littau. Hintergrund: Auf der Cheerstrasse, die Littau Dorf mit dem Littauerboden verbindet, kommt es wegen der Barrieren beim Bahnübergang und der Einmündung in die Thorenbergstrasse oft zu Stau. Kommt ein Zug beim Bahnhof an, steht der Autoverkehr still. 17 Minuten pro Stunde sind die Schranken laut Messungen geschlossen.

2009 bewilligten die Littauer einen Kredit für eine Umfahrungsstrasse, später wurde wenige Hundert Meter nordöstlich eine Unterführung gebaut. Nachdem die Gemeinde mit der Stadt Luzern fusioniert hatte, zeigte sich gemäss der Stadt, dass der Bau einer neuen Umfahrungsstrasse deutlich teurer würde als angenommen. 2017 stimmte die Stadtbevölkerung deshalb über einen Zusatzkredit ab, erneut sagte eine Mehrheit – wenn auch äusserst knapp mit 50,56 Prozent – Ja.

Doch es sollte nicht genügen. Einmal mehr stiegen die Kosten, der Grosse Stadtrat versenkte 2021 den nötigen zweiten Zusatzkredit, was zum Absturz der Umfahrungsstrasse führte. Das Stadtparlament forderte Alternativen, welche der Stadtrat vor einem Jahr präsentierte (zentralplus berichtete), bei Anwohnern in einem partizipativen Prozess aber nicht gut ankam (zentralplus berichtete).

SVP ist unzufrieden

Für die SVP seien diese Massnahmen jedoch ungenügend, wie Fraktionschef Patrick Zibung in der Sitzung am Donnerstag sagte. Nach fast 20 Jahren Diskussionen um die Cheerstrasse solle die Infrastruktur endlich angepasst werden. Um das Projekt nicht zu überborden, solle dieses redimensioniert werden und die geplanten Massnahmen für den Fussgänger und Velofahrerinnen separat behandelt werden.

Baudirektor Marco Baumann (FDP) hatte dafür jedoch wenig Gehör. Projekte aufzuteilen sei nur möglich, wenn diese räumlich oder zeitlich voneinander getrennt seien. Und eine Strasse zu bauen und erst einige Jahre später einen Veloweg dazu, mache wenig Sinn. Auch warnte er namens des Stadtrats vor der Annahme der Initiative. Dadurch bräuchte es einen neuen Kredit, müsste wieder ins Parlament und wegen der Höhe des Preises vermutlich nochmals vors Volk – das Projekt würde sich also erneut stark verzögern.

Das letzte Wort zur Cheerstrasse hat damit – einmal mehr – das Volk. Der Stadtrat will die Initiative «frühestmöglich» der Stadtluzerner Bevölkerung vorlegen.

Verwendete Quellen
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