Parkplatzabbau in Luzern: «Es braucht eine bessere Balance»
Sabine Ekberg vor ihrem Geschäft an der Bundesstrasse. (Bild: mas)
Die Stadt Luzern will bis 2040 die Hälfte aller Oberflächenparkplätze abbauen. Das hat heute schon Auswirkungen auf das Kleingewerbe, wie eine Geschäftsinhaberin erzählt. Es brauche ein besseres Gleichgewicht.
30 Minuten habe sie kürzlich einen Parkplatz suchen müssen, erzählt Sabine Ekberg. Sie wohnt mitten in Luzern an der Bundesstrasse. Dort wohnt sie nicht nur, sondern betreibt auch das Café Nord und das Geschäft «einzigwert». In jüngster Zeit habe sich die Suche nach Parkplätzen in der Innenstadt zugespitzt.
Das merke sie nicht nur als Anwohnerin, sondern auch als Inhaberin der beiden Lokale. «Ich höre seit einiger Zeit immer öfters von Kunden, dass sie Schwierigkeiten gehabt hätten, einen Parkplatz zu finden. Einige sagen, dass sie einen Besuch im Laden verschoben hätten wegen der Parkplatzsituation, und andere kommen gar nicht mehr.»
Mit Abo erfährst du:
Welche Kundschaft mit dem Parkplatzabbau besonders ausbleibt
Welcher aktuelle Abbau die Situation zuspitzt
Was die Geschäftsinhaberin fordert
In ihren Lokalen merke sie, dass besonders die Kundschaft aus den Kantonen Nid- und Obwalden sowie aus Uri zurückgehe.
Hier sind jüngst 41 Parkplätze verschwunden
Zugespitzt habe sich die Situation jüngst mit der Sanierung der Winkelriedstrasse, gleich um die Ecke. Vor wenigen Tagen startete die Stadt dort eine Testphase, um die Strasse sicherer zu machen. Pflanzenkästen wurden errichtet und 41 Parkplätze aufgehoben. Dafür gibt es neu Parkfelder ausschliesslich für Handwerker und Lieferanten sowie neue Veloparkplätze (zentralplus berichtete).
Und bis 2040 will die Stadt Luzern weitere öffentliche Parkplätze streichen – total 3600. Das ist rund die Hälfte aller Parkfelder auf öffentlichen Strassen. Es ist ein Teil der Umsetzung der Luzerner Klimaziele. Vor zwei Jahren haben die Stadtbürger klar Ja gesagt zur Klima- und Energiestrategie. Bis 2040 soll der Ausstoss von CO₂ enden. Täglich 20’000 Autos weniger peilt die Strategie im Bereich Verkehr an.
Ein Hebel zur Umsetzung sind Parkflächen. Wenn es weniger davon gibt, werden Zug und Velo attraktiver, so die Vorstellung der Stadt. 5820 öffentliche Strassenparkplätze gibt es in Luzern heute – das sind sogar weniger als bisher angenommen, wie die Stadt nach einer Analyse kürzlich bemerkte (zentralplus berichtete).
«Nachhaltigkeit und Erreichbarkeit müssen sich nicht ausschliessen»
Grundsätzlich findet Sabine Ekberg die Umsetzung der Klimaziele richtig. «Es ist klar, wir müssen etwas tun.» Aber es fehle ihr an Balance, erklärt sie. Denn die Stadt müsse nachhaltig und lebenswert sein – dazu gehöre die Erreichbarkeit. «Das muss sich nicht gegenseitig ausschliessen», findet Ekberg.
Es brauche neue Lösungen. Die jetzige Situation sei nicht zufriedenstellend. Den Bedürfnissen der Gewerbetreibenden und der Anwohner würde zu wenig Rechnung getragen.
Parkplatzabbau nochmals überdenken?
Sie findet, die Stadt Luzern solle als ersten Schritt die Streichung der 3600 Parkplätze überdenken. Möglicherweise müssten ja nicht alle wegfallen. Denn es bräuchte zunächst mal mehr fixe Parkfelder für Anwohner, findet die Geschäftsführerin. Ein weiteres Anliegen von ihr ist, dass der Parkplatzabbau nicht vorschnell passiert. Denn sie merke bei ihrer Kundschaft, dass besonders ältere Menschen davon betroffen sind, die eher mit dem Auto als mit dem Velo einkaufen gehen. «Man hat bereits damit begonnen, sehr schnell alles umzustellen, dabei muss man aufpassen, dass niemand auf der Strecke bleibt», sagt Ekberg.
Auch wenn die Situation mit den Parkplätzen in Luzern derzeit «verzwickt» sei, für die Zukunft sei sie zuversichtlich. Es werde sich schon lösen, glaubt sie. Die Zuversicht schöpft sie aus dem Mobilitätsverhalten der jüngeren Generationen. Diese würden immer weniger aufs Auto setzten und andere Wege nutzen, um zu den Läden und Lokalen zu kommen – und mit dieser Verhaltensanpassung sei langfristig auch die Kundschaft gesichert, glaubt Ekberg. Nur bis es so weit sei, müsse die Stadt eine Balance finden zwischen Nachhaltigkeit und Erreichbarkeit.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.
Luzern möchte damit die öffentlichen Verkehrsmittel und den Langsamverkehr fördern. Der Witz dabei ist, dass die Buschauffeure VBL mit dem Auto anreisen und im Quartier nach Gratisparkplätze suchen. So z.B. in Ebikon. Wenn ich mit dem Velo in der Stadt fahre, fühle ich mich als Kamikaze.
laulu, 30.04.2025, 15:13 Uhr
Es brauche neue Lösungen. Hat sie denn solche?
Der Abbau der 3600 Parkplätze wurde in einem Volksentscheid gefällt, den es zu respektieren gilt.
Und: Die Balance besteht doch. Die Parkplätze werden über eine Dauer von 15 (!) Jahren abgebaut. Da bleibt genügend Zeit, sich den neuen Gegebenheiten anzupasssen.
Mame, 30.04.2025, 19:03 Uhr
Ja gut, es gibt ja ohnehin nur noch Uhrengeschäfte für die Touris und diese reisen mit dem Car an. Solche Parkplätze bleiben dann aber, oder was?
laulu, 30.04.2025, 22:03 Uhr
Nein, die Cars braucht es auch nicht. Das neue Carregime als erster Schritt, scheint bereits zu wirken.
Die Stadt hat mehr von Touristen, die hier übernachten, verweilen und die lokalen Geschäfte und Cafés beleben.