Stadt erhöht Tarife

Parkplätze: Cars zahlen nirgends so viel wie in Luzern

Eine Reise mit dem Car nach Luzern ist wegen der hohen Parkgebühren teurer als an anderen Orten. (Bild: Emanuel Ammon)

Der Luzerner Stadtrat schlägt eine Erhöhung der Parkgebühren für Cars vor – von bis zu 400 Prozent. Schikaniert die Stadt Luzern damit die Car-Unternehmen? Eine solche Darstellung ist verkürzt.

Im Trubel rund um die Stadtpassage, welche das Luzerner Car-Chaos langfristig lösen soll, ging eine Mitteilung des Luzerner Stadtrats beinahe unter: Die Erhöhung der Parkgebühren für Cars (zentralplus berichtete). Ganz hinten im 40-seitigen Bericht und Antrag zum neuen Carregime der Stadt Luzern schlägt der Stadtrat vor, die Gebühren zu erhöhen – und zwar deutlich.

Gebühren für Cars vervierfachen sich

Heute bewegen sich die Parkgebühren pro Stunde zwischen 3 und 10 Franken – je nach Lage des Parkplatzes. Auf den eher abgelegenen Parkplätzen im Alpenquai oder im Lido kostet ein Car-Parkplatz 3 Franken pro Stunde. Für 30 Franken gibt es eine Tagespauschale. Auf den zentralen Parkplätzen beim Kasernen- oder Löwenplatz ist die Stundengebühr mit 10 Franken höher. Eine Tagespauschale gibt es hier nicht.

Künftig kosten die zentralen Parkplätze 18 Franken in der Stunde, also knapp doppelt so viel wie bisher. Im Lido und auf dem künftigen Parkplatz Rösslimatt in Kriens ist der Anstieg der Gebühren moderat. Statt 3 kostet der Parkplatz künftig 5 Franken die Stunde. Die Tagespauschale kostet 50 Franken. Deutlich teurer werden die Parkplätze im Alpenquai. 12 Franken sollen diese Parkplätze pro Stunde künftig kosten. Viermal mehr als bisher.

Stadt will neuen Car-Parkplatz querfinanzieren

Grund für die massive Erhöhung der Gebühren ist, dass auf dem Inseli Ende dieses Jahres 27 Parkplätze wegfallen. Diese werden kompensiert auf der Rösslimatt in Kriens – ein Parkplatz, den die Stadt erst noch bauen muss. Als das Parlament dieser temporären Lösung zustimmte, gab es dem Stadtrat gleichzeitig den Auftrag, ein Gebührenmodell zu finden, mit dem sowohl der Betrieb als auch die Baukosten des neuen Parkplatzes kostendeckend sind.

HIer entsteht ein Car-Parkplatz: Rösslimatt-Wiese in Kriens.
HIer entsteht ein Car-Parkplatz: Rösslimatt-Wiese in Kriens. (Bild: Stadt Kriens)

Mit dem neuen Gebührenmodell erwirtschaftet die Stadt Luzern geschätzt rund 4,7 Millionen Franken. Das reicht, um die Baukosten für den Parkplatz Rösslimatt in der Höhe von 2,5 Millionen Franken und die Betriebskosten für die nächsten zehn Jahre in der Höhe von 2,2 Millionen Franken zu decken. Dabei hat die Stadt Luzern mit einem externen Planungsbüro zusammengearbeitet und berücksichtigt, dass sich die Car-Reisebranche nur schleppend von der Corona-Pandemie erholt.

«Die Gebührenerhöhung ist hinsichtlich der Gesamtkosten für eine Gruppenreise aus Sicht der Stadt Luzern tragbar.»

Konstantin Kuttenberger, Tiefbauamt Stadt Luzern

Gleichzeitig versucht die Stadt, mit dem Gebührenmodell den Car-Verkehr in Luzern zu lenken. Abgelegene Standorte sind günstiger als zentrale und machen es so attraktiver, ausserhalb des Stadtzentrums zu parkieren. Weil nun aber auf dem Inseli zahlreiche Parkplätze wegfallen, befürchtet die Stadt, dass viele Car-Unternehmen auf den nächstgelegenen Parkplatz im Alpenquai ausweichen. Der Stadtrat will dieser Tendenz mit dem happigen Gebührenanstieg auf diesem Parkplatz entgegenwirken.

Luzern ist für Cars eine Hochpreisinsel

Wie der Stadtrat im Bericht und Antrag festhält, sind diese neuen Tarife im schweizerischen Vergleich hoch. Das bestätigt ein Blick in andere Städte. Die Stadt Bern zum Beispiel kennt überhaupt keine Parkgebühren für Cars. Auf den meisten der 40 Parkplätzen gilt lediglich eine zeitliche Beschränkung von zwei bis vier Stunden. Wie die Stadt Luzern arbeitet auch Bern derzeit an einer Lösung, um die Cars aus dem Stadtzentrum zu verbannen. Ein neues Car-Terminal auf dem Neufeld am Stadtrand befindet sich derzeit in der Konzeptphase.

Auch in der Stadt Zürich sind die meisten Parkplätze für Cars gratis und haben lediglich eine zeitliche Beschränkung. Auf einzelnen Parkfeldern gibt es Ausnahmen. Dort gelten für Cars dieselben Parkgebühren wie für normale Autos. Mit 3 Franken pro Stunde sind die zentralsten Parkplätze im Kreis 1 im Vergleich zu Luzern aber immer noch sehr günstig.

Von der touristischen Nachfrage am ehesten mit Luzern zu vergleichen ist Interlaken. Die zentralsten Parkplätze beim Kursaal kosten immerhin 9 Franken pro Stunde, werden mit zunehmender Dauer aber günstiger. Weiter entfernt vom Zentrum kosten die Parkplätze 4 bis 8 Franken pro Stunde.

Stadt verteidigt die teuren Tarife

Selbst Interlaken kann punkto Parkgebühren also nicht mit der Hochpreisinsel Luzern mithalten. Schikaniert die Stadt Luzern mit dieser krassen Erhöhung der Gebühren die Car-Unternehmen? Macht sich die Stadt bewusst unattraktiv für solche Reisen, um dem Car-Problem auf diese Weise entgegenzuwirken?

«In Italien gibt es Städte, wo bereits die Einfahrt in die Innenstadt eine Gebühr von mehreren hundert Euro kostet.»

Brigitte Heggli, Mitglied der Geschäftsleitung Heggli Carreisen

«Nein», stellt Konstantin Kuttenberger vom Luzerner Tiefbauamt klar. «Bei der Anpassung der Parkgebühren geht es um die Refinanzierung von Betrieb und Infrastruktur und nicht darum, die Stadt Luzern als Carreise-Destination unattraktiver zu machen.» Und er betont, dass es sich bei der Anpassung der Gebühren um einen Auftrag des Parlaments handle, dem die Stadt mit dem Vorschlag nun nachkomme.

Dass die Stadt für Cars ein teures Pflaster ist, ist Kuttenberger bewusst. Und dass das gewissen Car-Unternehmen wohl sauer aufstösst, ebenso: «Kritik ist denkbar, allerdings ist die Gebührenerhöhung hinsichtlich der Gesamtkosten für eine Gruppenreise aus Sicht der Stadt Luzern tragbar.»

Auch Luzern ist günstig – verglichen zum Ausland

In diesem Punkt bekommt die Stadt Rückendeckung – und zwar ausgerechnet von der davon betroffenen Car-Reisebranche. Brigitte Heggli vom gleichnamigen Krienser Car-Unternehmen betont zwar, dass sie als ansässige Firma kaum von den erhöhten Tarifen betroffen sei. Als Mitglieder der Geschäftsleitung von Heggli und als Vorstandsmitglied des Nutzfahrzeugverbands Zentralschweiz kann sie die Luzerner Gebührenerhöhung aber einordnen. Und sie kommt zu einem klaren Fazit: «In Luzern sind die Parkgebühren im europaweiten Vergleich immer noch eher niedrig.»

Ein Reisecar auf der Seebrücke in Luzern. (Bild: Emanuel Ammon)

Brigitte Heggli führt aus: «In Italien gibt es Städte, wo bereits die Einfahrt in die Innenstadt eine Gebühr von mehreren hundert Euro kostet.» Zudem zahle das Unternehmen mit der Personenbeförderungssteuer in Deutschland sowie den Strassengebühren in Österreich, Italien und Frankreich im Ausland bereits für die Fahrt hohe Beträge. Selbst beim Rheinfall koste die Parkgebühr pauschal 60 Franken und das für eine einzelne Attraktion.

Heggli bilanziert darum: «Ich finde diese Tarife in Luzern absolut in Ordnung. Die Mehrkosten müssen auf die Fahrgäste abgewälzt werden können. Pro Person sind dies geringe, zumutbare Beträge.»

Tatsächlich kostet eine Car-Reise nach Luzern wegen der neuen Tarife eine Touristin maximal ein paar Franken mehr. Einmal in Luzern angekommen, sind diese Mehrkosten im Vergleich zu den Ausgaben für Schmuck und Uhren im Grendel oder eine Fahrt auf den Pilatus wohl ganz zu vernachlässigen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter
    Hanspeter, 22.08.2022, 20:50 Uhr

    Ich wäre für 100 CHF/Stunde

    Wir Luzerner brauchen die Bus-Touris nicht, nur Casagrande, Bucherer und Bachmann…

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  • Profilfoto von Bruno Hüsler
    Bruno Hüsler, 22.08.2022, 19:27 Uhr

    Der Radweg um den Sempachersee auf Seite Nottwil. Zwischen der Badi Nottwil und Buezwil Sempach- Station eine reine Zumutung für die vielen Velofahrer.

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