Ohne Bares kein Billett? Kantonsrat kritisiert Regierung
In Luzern soll die Möglichkeit, Billette in Bussen mit Bargeld bezahlen zu können, abgeschafft werden. Nachdem Kritik zu den Plänen aufkam, äussert sich nun die Regierung dazu.
Mitte Dezember steht der jährliche Fahrplanwechsel im ÖV an (zentralplus berichtete). Neben Änderungen des Fahrplans ist im Kanton Luzern aber auch eine Abschaffung geplant. Ab dann ist das Bezahlen von Billetten im Bus mit Bargeld in der Stadt und Agglomeration Luzern nicht mehr möglich. Das entschied der Verkehrsverbund Luzern (VVL) in Absprache mit den entsprechenden Transportunternehmen im September (zentralplus berichtete).
Der Entscheid führte auch zu Kritik: «Wir sind überrascht, in welchem Tempo die Abschaffung von Bargeld beim Ticketkauf im Bus umgesetzt wird», sagte Heidi Stöckli, Mediensprecherin von Pro Senectute Kanton Luzern, gegenüber der «Luzerner Zeitung». Auch der Konsumentenschutz äusserte Bedenken.
Rechts und Links gegen Pläne
Und schliesslich schaltete sich auch die kantonale Politik ein. SVP-Kantonsrat Martin Wicki reichte vor zwei Wochen ein Postulat ein, in dem er den Regierungsrat dazu auffordert, die Bargeldbezahlung in Bussen beizubehalten. Den Vorstoss unterzeichneten weitere SVP- und auch zwei SP-Parlamentarier. Wicki hielt darin fest: «Es gibt auf den Buslinien Haltestellen, an denen keine stationären Ticketautomaten vorhanden sind. In diesem Falle ist der Kauf eines Tickets mit Bargeld nicht gegeben und somit ein Mitfahren für gewisse Personen nicht mehr möglich. Dies bedeutet eine Ausgrenzung von Personen, die nicht bargeldlos bezahlen möchten oder können.»
Die Regierung entgegnet in ihrer nun veröffentlichten Stellungnahme zum Postulat, dass Passagiere diverse andere Möglichkeiten hätten, um Busbillette lösen zu können: Beispielsweise über verschiedene Apps. Im Bus gebe es zudem die Möglichkeit, mit Debit- und Kreditkarten oder Twint zu bezahlen. Auch könne der Swisspass benutzt werden, um Billette zu bezahlen, beispielsweise mittels Rechnung oder als Prepaid.
Zudem gebe es die Möglichkeit, Mehrfahrtenkarten im Bus zu entwerten. Und in der Stadt Luzern gebe es ein Netz von über 200 Billettautomaten, wo Fahrausweise auch weiterhin mit Bargeld erhältlich seien. Die Verkaufsstellen der VBL am Schwanenplatz und am Bahnhof Luzern sowie weitere Partnerverkaufsstellen würden ebenfalls Bargeld akzeptieren.
«Einfache Zugänglichkeit des ÖV ist gewährleistet»
Für die Regierung ist klar: «Die einfache Zugänglichkeit des ÖV ist damit weiterhin gewährleistet.» Damit sei die Nutzung des ÖV auch für Personen möglich, die keinen Billettautomaten in der Nähe haben und weder ihr Smartphone noch kontaktlose Bezahlkarten nutzen.
Die Regierung schreibt weiter, sie teile das Anliegen eines einfach zugänglichen öffentlichen Verkehrs. «Wir sind uns bewusst, dass mit den Änderungen im Verkauf im Fahrzeug einzelne Kundinnen und Kunden ihre Gewohnheiten ändern müssen. Gleichzeitig gilt es darauf hinzuweisen, dass die Umstellung zu weniger Verzögerungen im Fahrbetrieb führt, wovon alle Fahrgäste profitieren.»
«Es gibt Leute, die können nur mit Bargeld bezahlen»
Zusammengefasst heisst das: Das Bargeld kommt weg, Passagiere sollen sich umgewöhnen. Für Postulant und SVP-Kantonsrat Martin Wicki ist die Haltung der Regierung keine Überraschung. «Aber es gibt eben auch Leute, die wollen oder können nur mit Bargeld bezahlen. Und das sollten wir akzeptieren. Zudem sagen mir Buschauffeure, es sei für sie kein grösserer Aufwand, wenn jemand im Bus sein Billett mit Bargeld statt mit Debitkarte löst. Der Effizienzgewinn im Fahrbetrieb ist also klein.»
Die Regierung argumentiert auch, dass es neue Investitionen brauchen würde, wenn im Bus weiterhin mit Münz bezahlt werden könnte. Zur Abrechnung der Einnahmen aus dem Bargeldverkauf stehe den VBL ein Einzahlungsautomat zur Verfügung. Dieser habe aber das Ende seiner Lebensdauer erreicht und werde Ende 2024 ausser Betrieb genommen. «Bei einer Weiterführung wären daher entweder Investitionen in ein neues Gerät notwendig oder es wäre ein neuer Prozess zur Einzahlung einzuführen.»
Martin Wicki, der auch Gemeinderat von Malters ist, entgegnet: «Wenn ich mit Twint oder mit einer Kreditkarte bezahle, gehen auch nicht 100 Prozent der Summe an das Unternehmen. Der Kostenaspekt ist für mich also kein stichhaltiges Argument.» Zudem könnte, so Wicki, auch eine kostengünstige Alternative mit Banken oder der Post geprüft werden, anstatt den Einzahlungsautomaten zu revidieren. «Es hätte zudem den Vorteil, dass Buschauffeure auch in der Agglo und dezentral Einzahlungen machen könnten.»
Als Nächstes ist nun der Kantonsrat dran. Die Regierung beantragt, das Postulat teilweise erheblich zu erklären.
Matthias Stadler ist Redaktionsleiter von zentralplus und seit über zehn Jahren Journalist. Die meiste Zeit davon in Luzern und in der Zentralschweiz, während zwei Jahren auch als Ozeanien-Korrespondent.
Bitte Titel ändern, da er falsch ist.
Müsste heißen “Mit Barem kein Billett” oder “ohne karte kein Billett”
Rosy, 08.11.2024, 13:19 Uhr
Ich finde es eine frechheit das man im Bus kein bilette mehr lösen kann ohne Handy mit Twint zB. Ich habe das aber ich denke eine gewissene Generation wird einfach schikaniert. Die Billettautomaten verschiedene, im Bus kann oderdarf man nicht mehr lösen weil sonst der chauffeur sein fahrplan nicht mehr Einhalten kann. Haha welche schreibtischtäter hat sich das ausgedacht? Auchscgon mal überlegt das ihr auch Älter werden.