Mit der Spartageskarte Gemeinde kann man das gesamte ÖV-Netz der Schweiz nutzen. (Bild: ewi)
Die elf Zuger Gemeinden sprachen sich gegen die Einführung der Spartageskarte aus. In der Stadt Zug regt sich der Widerstand gegen diesen Entscheid. Jetzt gibt es Neuigkeiten zum ÖV-Angebot.
Ein kostengünstiger Ausflug mit dem ÖV ins Tessin und am selben Tag wieder nach Hause? Seit der Weigerung sämtlicher Zuger Gemeinden, die «Spartageskarte Gemeinde» einzuführen, ist das im Kanton Zug nicht mehr ganz so einfach zu bewerkstelligen (zentralplus berichtete).
In der Stadt Zug regte sich deswegen Widerstand. Richard Rüegg reichte im Namen der Mitte-Fraktion eine Motion ein, um die Wiedereinführung einer SBB-Tageskarte zu erwirken. Das Stadtparlament stellte sich hinter den Vorstoss. Jetzt hat der Stadtrat Zug seinen Bericht und Antrag zum Thema veröffentlicht.
was der Vorstoss mit Alltagshürden für die älteren Generationen zu tun hat
Der Zuger Stadtrat bleibt weiterhin stur. Wie bereits bei anderen Vorstössen zum Thema stellt sich die Stadtregierung stoisch gegen eine Einführung der Spartageskarten. Deswegen beantragt der Stadtrat Zug, die Motion aus der Mitte-Fraktion als unerheblich zu erklären.
Neue Argumente zieht die Regierung nicht ins Feld. Vielmehr beruft sie sich auf eine bereits bekannte Argumentationslinie: Eine Einführung bringe der Stadt einen beträchtlichen Mehraufwand.
Die Spartageskarten seien personalisiert, heisst es im Bericht. Da auch auswärtige Personen diese beziehen könnten, gehe man davon aus, dass die Spartageskarten nur in Person an einem Schalter erhältlich sein könnten. Dies, da die Einwohnerkontrolle ansonsten die Identitäten der Interessenten nicht überprüfen könne. So laufe der Prozess nicht vollständig digital ab und generiere Aufwand.
Stadtrat soll Sachlage nicht korrekt aufzeigen und Möglichkeiten ignorieren
Rüegg sehe in dieser Begründung keine neuen Erkenntnisse. Zudem ignoriere der Stadtrat geflissentlich den möglichen Spielraum, welchen die SBB den Gemeinden beim Vertrieb der Spartageskarte einräumen würde. «Einfach gesagt, wenn man nicht will, dann will man nicht», kommentiert der Politiker die Sturheit der Regierung.
In mehreren Punkten gebe der Stadtrat in seinem Bericht die Sachlage nicht korrekt wieder, so Rüegg. Beispielsweise könne die Stadt Zug darüber entscheiden, ob sie die Spartageskarte an Auswärtige abgeben möchte oder nicht.
Weiter erfolge die Personalisierung, laut Rüegg, damit die SBB allfällige Rückgaben richtig verorten können. Die Prüfung der Personaldaten würden dann die SBB übernehmen, nicht die Stadtverwaltung.
Zugang zur SBB-Tageskarte nur für Technikaffine
Zudem heisst es im Bericht, dass es genügend SBB-Tageskartenangebot gebe – dies könne man meist bequem auf digitalem Wege beziehen. Dazu seien auch ältere Personen «heute durchaus in der Lage». Rüegg widerspricht vehement – viele ältere Personen seien digital nicht gut vernetzt.
Ständige Warnungen vor Cyberkriminalität würden die Zurückhaltung der älteren Generationen gegenüber der Digitalisierung verstärken. So entstehe eine Furcht, sich mit den neuen Technologien auseinanderzusetzen. Im Endeffekt schliesse die Stadt Zug mit dem Verweis auf Online-Angebote Personen, die der digitalen Welt entsagt haben, vom Bezug von günstigen ÖV-Tageskarten aus.
Wo bleibt der Dienstleistungsgedanke der Stadtverwaltung?
Für den Mitte-Politiker gehe der Dienstleistungsgedanke der Stadtverwaltung gegenüber den Bürgerinnen verloren. Er spüre in der Zuger Stadtverwaltung eine Tendenz, dass man Arbeit abwenden wolle. Wobei der Aufwand sich laut Rüegg ja gar in sehr überschaubaren Grenzen halten würde.
Mit etwas Kreativität könnte die Stadt Zug das Aufwandsproblem auf einfache Weise lösen. In der Stadt Luzern übernimmt beispielsweise die Luzern Tourismus AG den Vertrieb der Spartageskarte Gemeinde (zentralplus berichtete).
Entscheidung liegt beim Stadtparlament
Zurzeit liegt der Ball beim Zuger Stadtparlament. Sollte dieses die Motion entgegen der Empfehlung des Stadtrates als erheblich erklären, wären der Regierung die Hände gebunden. So müsste der Stadtrat Möglichkeiten aufzeigen, wie die Stadtverwaltung eine Einführung der Spartageskarte Gemeinde bewerkstelligen könnte.
Rüegg scheint damit zu rechnen, dass die Einführung der Spartageskarte Gemeinde im Stadtparlament eine reale Chance hat. Für ihn ist klar: «Ich werde weitermachen.»
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.