Neues Postauto durchs Renggloch – Wirt ist nur halb zufrieden
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Mit dem Abschluss der Strassenbauarbeiten im Renggloch erhalten rund 300 Menschen erstmals direkten Anschluss an das ÖV-Netz. Das ist gut – doch es ginge besser.
Zwei kleine gelb-weisse Tafeln führen zu einer grossen Veränderung in Blatten bei Malters: Es ist die neue Haltestelle fürs Postauto. Sie steht beim Restaurant Krone im Herzen des Dörfchens und wird seit dem 1. Mai durch die neue Linie 214 bedient (zentralplus berichtete). Für die Bewohner des kleinen Dorfs ist das historisch: Sie hatten noch nie eine Busverbindung.
Was bedeutet die neue Postautolinie für die rund 300 Bewohnenden des beschaulichen Dörfchens? Wir sind hingefahren und haben nachgefragt.
Natürlich ist auch eine Probefahrt mit dem «214» geplant, doch hier ergibt sich das erste Problem: Zum Gespräch um 10.30 Uhr gibt es keine Verbindung. Die frühere würde zu langer Wartezeit führen, die spätere zu grosser Verspätung. Deshalb halt Plan B: Anreise auf zwei Rädern.
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Die 22-minütige Anreise bei bestem Sommerwetter endet im Restaurant Krone von Daniele Apruzzese. Die Vorbereitungen für die Mittagsgäste laufen auf Hochtouren. Das Lokal in Blatten hat der Wirt erst Anfang Februar gemeinsam mit seiner Frau eröffnet (zentralplus berichtete).
«In der Woche, wo ich den Vertrag für die Pacht unterschrieb, ist auch die neue Postautolinie bekannt gegeben worden», erinnert sich Apruzzese. Dass Blatten stündlich von früh bis spät mit dem ÖV erreichbar sein werde, habe den Wirt dabei besonders gefreut.
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Die Fahrt mit dem Bus von Blatten zur Busschleife in Kriens dauert neu knapp 20 Minuten, am Bahnhof Malters kommt man schon nach fünf Minuten Fahrt an. Zwölfmal pro Tag fährt der gelbe Bus in jede Richtung, viermal am Morgen sowie ab dem Mittag bis 20 Uhr.
Spätere Verbindungen bestehen zurzeit nicht, auch am Vormittag wartet man vergebens auf ein Postauto. An Sonn- und Feiertagen bleibt alles wie bisher. Verbindungen gibts keine.
Freude, doch es gibt ein Aber
Leider sei auf die erste Freude eine Enttäuschung gefolgt, denn der Fahrplan sei um einiges gekürzt umgesetzt worden, erzählt Apruzzese. Obwohl die Frequenz am Nachmittag gut sei, könne er doch nicht von einer wesentlichen Verbesserung für sein Lokal sprechen: «Besonders am Abend bräuchte es spätere Verbindungen, sodass unsere Gäste das Postauto nach Hause nehmen können.» Das letzte Postauto nach Malters fährt bereits um 19.49 Uhr.
Daniele Apruzzese fragt sich, welche Kriterien für den Fahrplan berücksichtigt und ob die Bedürfnisse der Bevölkerung in Betracht gezogen worden seien: «Für die Kirche St. Jost wäre doch eine Verbindung am Sonntag ganz praktisch.» Er wünscht sich für die Zukunft noch mehr Verbindungen am Vormittag und später am Abend.
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Dennoch: Für die Gemeinde sei der neue Bus eine positive Entwicklung: «Blatten ist nun näher an den Dorfkern von Malters gebunden.» Für seine fünfjährige Tochter ändere sich aber ebenfalls nichts: «Für die Schulkinder gibt es schon seit Langem einen Schulbus, und der fährt auch weiterhin.»
Ältere freuen sich über den neuen Bus
Zwei Seniorinnen setzen sich in die Stube von Wirt Daniele Apruzzese. Sie haben von den Neuigkeiten noch nicht gehört. «Wir wussten gar nicht, dass es die neue Haltestelle gibt.»
Doch sie wirken begeistert. Gerade für ältere Leute, die nicht mehr mit dem Auto unterwegs sein möchten oder könnten, sei das Postauto ein grosser Gewinn für die Lebensqualität. «Eine Bekannte von mir musste gar aus Blatten ins Dorf Malters ziehen. Ohne Auto hatte sie keine Möglichkeit, ihren Alltag selbständig zu bewältigen und war sozial isoliert.» Nun sei es möglich, im Weiler Blatten zu bleiben.
Dass die neue Verbindung vermehrt von Kirchgängern genutzt werde, halten die Damen allerdings für unwahrscheinlich. Die Kirche leide wohl mehr unter dem Priestermangel als an fehlenden Verbindungen am Sonntag.
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Die Linie 214 wird mit bescheidener Zufriedenheit aufgenommen, der Bus scheint ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung zu sein. Der Fahrplan ist zwar solide, hat aber noch Verbesserungspotenzial. Der Mangel an Postautos abends und sonntags lässt sich aber wohl einfacher lösen als der Mangel an geistlichem Personal in der Kirche St. Jost.
- Persönliche Gespräche vor Ort
- Medienmitteilung VVL