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Die Bahnhofstrasse in der Stadt Luzern wird quasi autofrei. Alt Grossstadtrat Mario Stübi (SP) hat mitgeholfen. Im Interview erklärt er, was der angekündigte Baustart bedeutet – und was er fürchtet.
«Das Resultat ist eine Aufforderung an den Stadtrat, die Initiative zügig umzusetzen.» Das schrieb die SP vor elf Jahren, nachdem 56 Prozent der Bürger die Initiative «Für eine attraktive Bahnhofstrasse in der Stadt Luzern» befürwortet hatten. Nach über einem Jahrzehnt Debatte, Planung und Streit startet der Umbau jetzt (zentralplus berichtete).
Mario Stübi (SP) war 2013 Kampagnenleiter – und hat das lange Ringen nach der Abstimmung hautnah mitbekommen. Im Interview erzählt der alt Grossstadtrat, wo es geharzt hat und welche Befürchtungen er nun hat.
zentralplus: Elf Jahre ist die Kampagne her. Haben Sie gute Erinnerungen daran?
Mario Stübi: Wir hatten Gegenwind, das war kein Spaziergang. Aber wir freuten uns sehr, dass wir eine Mehrheit finden konnten. Allerdings dachten wir, wir können im nächsten Sommer auf der Bahnhofstrasse käfele. Da wurden wir eines Besseren belehrt.
zentralplus: Die langsame Planung und Umsetzung ärgert Sie.
Stübi: Als SP sind wir es gewöhnt, dass linke Initiativprojekte für den öffentlichen Raum eine sehr lange Umsetzungsdauer haben. Das sieht man auch bei unserer erfolgreichen Inseli-Initiative aus dem Jahr 2017, wo bis heute wenig passiert ist (zentralplus berichtete). Ich bin trotzdem froh, dass es jetzt losgeht.
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zentralplus: Wer war für den verzögerten Baustart in der Bahnhofstrasse verantwortlich?
Stübi: Bis vor fünf Jahren hat die Stadt die Umsetzung verschleppt. Daher musste unsere Partei dem Stadtrat ein wenig Beine machen. Am Ende waren es aber vor allem Private, die ihre Parkplatzzufahrt bedroht sahen und vor Gericht zogen.
zentralplus: Darunter auch die Luzerner Kantonalbank (LUKB) (zentralplus berichtete).
Stübi: Korrekt. Dass die LUKB als staatliche Verhinderin aufgetreten ist, ist wirklich traurig. Das hat enorm Zeit gekostet.
zentralplus: Nun sind die gerichtlichen Streitereien beigelegt. Und die Stadt schreibt, die Bahnhofstrasse werde «weitgehend autofrei». Forderte die SP keine «komplett» autofreie Strasse?
Stübi: Der Volkswille wird in diesem Punkt nicht zu 100 Prozent umgesetzt. Das hat sich aber bereits abgezeichnet. Der Teil der Strasse Richtung Bahnhof wird in der ersten Etappe nicht autofrei, wie wir uns das wünschten. Allerdings wird es eine zweite Etappe geben. Dann wird der Autoverkehr hoffentlich verschwinden.
zentralplus: Sind Sie sicher?
Stübi: Ich denke schon. Vielleicht braucht es aber einen weiteren Wink aus der Politik. Es macht einfach keinen Sinn, dass auf der Bahnhofstrasse Autoverkehr herrscht. An einem so zentralen Ort braucht die Stadt Luzern eine Flaniermeile.
zentralplus: Vor zwei Jahren hat die Stimmbevölkerung eine Velostation mit 1200 Stellplätzen unter der Bahnhofstrasse abgelehnt (zentralplus berichtete). Nun plant die Stadt rund 500 Veloparkplätze vor Ort. Reicht das?
Stübi: Das sind sicher mehr Velostellplätze als heute. Aber für die Zukunft definitiv nicht genug. Die Abstellplätze werden nach wenigen Wochen genauso überfüllt sein wie die heutigen. Es kommt zur Umlagerung von der Reuss- an die Fassadenseite. Das ist meine Prophezeiung.
- Medienmitteilung der SP aus dem Jahr 2013
- Telefonat mit alt Grossstadtrat Mario Stübi (SP)
- zentralplus-Medienarchiv zu Bahnhofstrasse Luzern