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Nach zwölf Monaten Bauzeit hat der Kanton Luzern gemeinsam mit Tausenden Besuchern die neue Strasse durchs Ränggloch eingeweiht. Es war ein Festtag der speziellen Art.
Urs Huber ist kreativ. Der pensionierte Maurer aus Kriens hat kurzerhand Rollen an seinen Schlitten montiert und probiert aus, wie sich die neue Rengglochstrasse damit befahren lässt. «Ich bin mit meinen Grosskindern im Winter hier Schlitten gefahren, das ist wunderbar gegangen.» Doch nun ist der Schnee weg – und der neue Belag zu rau.
«Leider gerät der Schlitten immer wieder ins Stocken», sagt er lachend. «Aber es ist gleich lustig.» Gesagt, getan – er besteigt den Schlitten erneut und rollt hinunter Richtung Littau. Rund um ihn tummeln sich Menschen, laufen lachend über die frisch asphaltierte Kantonsstrasse, fahren Velo oder lassen sich von E-Tuktuks chauffieren.
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Es ist ein historischer Tag für die Region Luzern: Nach über einem Jahr Bauzeit wird die sanierte und erweiterte Rengglochstrasse am Samstag feierlich eingeweiht. Rund 500 Menschen sind zu Beginn bereits vor Ort. Tausende werden im Verlauf des Tages kommen. Shuttlebusse bringen die Gäste in die enge Schlucht – mit dem Auto anreisen kann niemand, denn Parkplätze gibt es nicht.
Ränggloch: Eine Lebensader kehrt zurück
Die Bedeutung der Strasse für die Region ist enorm. Sibylle Boos-Braun, Gemeindepräsidentin von Malters (FDP), spricht in ihrer Ansprache vor den Gästen von einer «Lebensader zwischen Malters, Kriens und Littau». Für viele Pendler bedeutet die neue Strasse eine erhebliche Zeitersparnis. Endlich wieder direkt von Littau nach Kriens und kein Umweg über die Stadt Luzern (zentralplus berichtete).
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Dennoch ist die Lokalpolitikerin nicht ganz zufrieden: Der neue separate Veloweg auf der Talseite der Strasse sei gut und sicher, ende aber am Kreisel Horüti. Die Verbindung weiter nach Malters fehlt noch, weil das Teil eines zweiten Projekts ist, für das aktuell die Ausschreibung läuft. «Für mich nicht ganz verständlich», sagt Boos-Braun.
Über die neue Buslinie 214 Malters-Littau-Kriens freut sich die Malteser Gemeindepräsidentin hingegen. Sie wird am 1. Mai 2025 den Betrieb aufnehmen. Die Reisezeit mit dem öffentlichen Verkehr zwischen den drei Gemeinden wird damit massiv verkürzt.
Regierungsrat erklärt das Bonus-Malus-System am Ränggloch
Fabian Peter, Luzerner Baudirektor (FDP), hebt in seiner Rede die gute Planung und Zusammenarbeit hervor. Das Kantonstrassenprojekt war mit 53 Millionen Franken veranschlagt.
Später erklärt er im persönlichen Gespräch mit zentralplus, welches Wissen er aus der erfolgreichen Baustelle mitnehmen will. Denn: Der Kanton plant aktuell eine ganze Reihe von Strassenbauprojekten mit Gesamtkosten von 1,7 Milliarden Franken (zentralplus berichtete).
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Ein Grund für die überpünktliche Fertigstellung der Rengglochstrasse sei ein neues Bonus-Malus-System. Das Bauunternehmen musste die Piste unter der Strasse mieten – je schneller es fertig wurde, desto weniger Miete musste es zahlen. «Die Motivation war gross, schnell zu arbeiten», habe ihm der Baumeister bestätigt.
Beim Ränggloch konnte das Unternehmen maximal mit zwei Millionen Franken belohnt oder bestraft werden (zentralplus berichtete). Das Ziel waren 15 Monate Vollsperrung, tatsächlich waren es nun nur 12 Monate. «Es hat ein wenig mehr gekostet, aber der volkswirtschaftliche Nutzen rechtfertigt das», betont der Baudirektor. Keine Staustunden mehr für Pendler – und die Bevölkerung freuts.
Wie viel Mehrverkehr kommt auf Kriens zu?
Und tatsächlich: Hunderte von Menschen strömen über die Strasse voller Freude. Die Stimmung ist ausgelassen – fast könnte man meinen, man sei auf der Määs statt auf einer neuen Kantonsstrasse mit Infoständen zu Baggertechnik.
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Neben Freude mischt sich in die Rede von Maurus Frey, Bauvorsteher von Kriens (Grüne), aber auch Sorge. Freude über die neue Verbindung, Sorge vor Mehrverkehr (zentralplus berichtete). «Mit einer möglichen Verkehrsdosierung können wir uns vor einer Blechlawine schützen», sagt er. Der Kanton und die Stadt Kriens prüfen derzeit, wie sich der Verkehrsfluss steuern lässt, damit es weniger Staus in Kriens gibt.
«Arche Noah Brockenhaus»: Die schwere Zeit ist vorbei
Nicht nur Pendler und Verkehrsexperten freuen sich über die Eröffnung der neuen Strasse. Auch das «Arche Noah Brockenhaus» in Kriens atmet auf.
Während der Vollsperrung war das Geschäft kaum erreichbar – der Umsatz brach ein. «Wir mussten improvisieren: Onlineverkauf, Rabatte als Anreize», erzählt Henrik Zakaryan, 31, aus der Geschäftsleitung. Trotz aller Schwierigkeiten habe das Team durchgehalten. «Jetzt gehts endlich auf», sagt Zakaryan erleichtert. Zur Feier des Tages gibt es Kuchen und Kaffee – und viele Kundinnen und Kunden sind bereits wieder da.
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Das «Arche Noah Brockenhaus» gibt es seit fünf Jahren, seit vier Jahren befindet es sich an der Rengglochstrasse 29. Ursprünglich war es ein Nebenprodukt der Firma Arche Noah Umzug und Räumung. «Wir konnten irgendwann nicht mehr mitansehen, was alles entsorgt wird», sagt Zakaryan. Die Idee eines Brockenhauses war geboren.
Das Postauto fährt als Erstes durch das Ränggloch
Nach den Festreden folgt der symbolische Akt: Ein Postauto rollt als erstes Fahrzeug über den neuen Strassenabschnitt und durchbricht ein Plakat. Die Menschen applaudieren, Kinder winken. Danach gehört die Strasse für einige Stunden der Bevölkerung.
Am Abend ist es dann vorbei mit dem Flanieren. Dann wird die Rengglochstrasse zwischen dem Kreisel Hochrüti und dem Steinbruchhof für den regulären Verkehr freigegeben. Doch bis dahin geniessen die Menschen den seltenen Moment, eine neue Strasse aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben – so wie Urs Huber mit seinem rollenden Schlitten. An einem Festtag der speziellen Art.
- Augenschein vor Ort
- zentralplus-Medienarchiv zu Kriens Ränggloch
- Medienmitteilung des Kantons Luzern zur Eröffnung des Ränggloch