Architekt schlägt neue Lösung vor

Luzerner will Inseli vergrössern und Carproblem lösen

Bruno Meier will unter dem Inseli in Luzern Carparkplätze bauen lassen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA/kok)

Das Carproblem in der Stadt Luzern kennt keine einfachen Antworten. Ein Architekt präsentiert nun eine völlig neue Lösung – unter dem Inseli.

Bruno Meier hat die Cars selbst gezählt. Am 24. Juni 2019 kam der Luzerner Architekt auf 96 Reisebusse an einem Tag in der Stadt Luzern. Ein absoluter Rekord, wie er sagt. Sonst sei er auf 60 bis 70 Cars pro Tag gekommen. Wo sollen all die Busse parkieren?

Meier findet, es sei Zeit für eine «Gesamtlösung». Im Konferenzraum seines Büros im Bruchquartier hängt ein drei Meter langes Plakat mit einem Grundriss des Inseli. Unter diesem kleinen Park liege die Lösung für das Carproblem, sagt der Architekt entschieden.

Määs-Pläne und grüne Pläne fürs Inseli stehen im Widerspruch

Vergangenes Jahr hat die Stadt Luzern 26 oberirdische Carparkplätze auf dem Inseli aufgehoben. Dies geht zurück auf eine Initiative für ein grünes Inseli aus dem Jahr 2017. Ebenfalls im vergangenen Jahr votierten die Stadtluzerner aber für den Verbleib der Määs auf dem ehemaligen Carparkplatz.

Herbstmesse Luzern 2015.
Die Herbstmesse oder Määs von oben. Nebst kulinarischen Leckereien gibt es hier vor allem eines: Fahrgeschäft. (Bild: Emanuell Ammon)

Den Widerspruch Asphaltplatz und Grünflächen müssen Planerteams im Rahmen eines Studienauftrags nun lösen. Gelingt ihnen das, kann der Umbau des Inseli gemäss Stadt 2028 starten. Carparkplätze fehlen in Luzern dennoch.

So viele Carparkplätze gibt es – und so viel bräuchte es

Im Konzept Carparkierung schätzte die Stadt Luzern im Jahr 2017 die Nachfrage und sprach von einem Bedarf an 120 Carparkplätzen. Seither kommuniziert die Stadt keine Bedarfszahlen mehr. Denn es fehlt an allen Ecken und Enden.

Heute gibt es: 28 Carparkplätze beim Rösslimatt in Kriens und 13 in Brüelmoos, am Kasernenplatz (5), Löwenplatz (8 bis 11), Schwanenplatz (3), Inseliquai (2), Landenberg (4), und bei der Kante Z auf dem Bahnhofsplatz liegen nur Halteplätze. Zwei weitere am Bahnhof hat das Stadtparlament diesen Frühling versenkt (zentralplus berichtete). Die Folge der knappen Halteplätze sind Wildparkieren und Leerfahrten durch die Stadt (zentralplus berichtete).

Luzerner Architekt plant «Gesamtlösung» für Cars in Luzern

Bruno Meier hält den Abbaukurs für einen Fehler: «Man kann nicht Dutzende Carparkplätze auflösen und keine Alternativen schaffen.» Ohne neue Carparkplätze führe auch die neue 100-Franken-Haltegebühr ins Leere (zentralplus berichtete). Das seien alles nur «Teillösungen».

Der Schwanenplatz im Zentrum ist eine Carhaltestelle. (Bild: © zentralplus)

Dann breitet der Chef der Architektur & Planung GmbH auf dem Konferenztisch seine Pläne aus. Darauf zu sehen sind 124 Carparkplätze und 506 Autoparkplätze in Einstellhallen unter dem Inseli.

So sehen seine Pläne fürs Inseli im Detail aus

Als Erstes will Meier das Inseli und den Europaplatz um etwa 12’000 Quadratmeter vergrössern. Die Uferlinie beim KKL wird um 40 Meter nach aussen verschoben, beim Inseli um 15 Meter. Der kleine Hafen am Westende wird ebenfalls Teil des neuen «Inselipark» mit Wegen und Bäumen.

Draufsicht auf das vergrösserte Inseli. (Bild: zvg)

Unter dem Park liegen zwei unterirdische Parkhausetagen, gehalten von Betonpfählen, die im Seegrund verankert sind. Wie tief man im Schlick bohren müsse, bis fester Stein käme, sei die «grosse Unbekannte», sagt der Architekt. Ingenieure hätten von 30 bis 70 Meter gesprochen.

Im ersten Untergeschoss liegen die Carparkplätze und ein Wendekreis für die Reisebusse. Im zweiten Untergeschoss sind Autoparkplätze geplant – als Ersatz für die 380 Parkplätze des Bahnhofparking P1, die für den Bau des Durchgangsbahnhofs (DBL) aufgehoben werden müssen (zentralplus berichtete).

Das erste und zweite Untergeschoss als Garagen. (Bild: zvg)

Beide Geschosse lassen sich über eine Zufahrt neben dem Werftsteg anfahren. «Mehr als diese Ein- und Ausfahrt sieht man vom Parkhaus eigentlich nicht. Der Rest ist unterirdisch», betont der Architekt.

Der Hauptzugang zu Fuss liegt auch über der Oberfläche. In einem Gebäude gegenüber der heutigen Seebar ist ein Restaurant mit Dachterrasse geplant. Darin sind Treppen und Lifte, die in drei unterirdische Etagen führen, mit WC-Anlagen, einem Warteraum für Cartouristinnen, einem Souvenirshop, einer Küche, Ruheräumen für Chauffeure sowie Lager und Technik.

Bruno Meier ist sich sicher, dass sein Carterminal unter dem Inseli die beste Lösung für das Carproblem der Stadt Luzern sei.

Ein neuer Stadtpark, kurze Wege für Cars in Luzern

Chauffeusen müssten keine langen Leerfahrten durch die Stadt unternehmen, wenn sie die Touristen abgesetzt hätten. Tagesgäste könnten fussläufig die Stadt erreichen. Und Besucher des KKL und Schifffahrtsgäste der SGV würden von der direkten Anbindung profitieren.

Sein wichtigster Punkt aber ist folgender: «Die Luzerner Stadtbevölkerung erhält 12’000 Quadratmeter mehr Grünfläche mitten im Zentrum.» Dazu einen Spielplatz und einen neuen Wagenbachbrunnen. Auch an die Määs hat er gedacht: Geplant ist ein Betonplatz zur Nutzung als Eisfläche, Herbstmesse oder zur Fasnacht.

Nun steht seinem Projekt nur noch die Politik im Weg. Seine Pläne hat Bruno Meier bereits an die Stadtluzerner Parteien verschickt. Mit der SGV und dem Energieunternehmen EWL habe er Abklärungen getroffen.

Das unterirdische Parkhaus soll 260 Millionen Franken kosten

Die Baukosten schätzt Meier auf 260 Millionen Franken. Einen Baustart Mitte 2026 hält er für möglich. Gebaut werden müsste im Tagebau. Die Baustelle behindere aber weder den Bau des DBL noch verursache sie Verkehrsbehinderung, betont der Planer. Auch eine unterirdische Erweiterung der Einstellhallen sei möglich.

Das einzige aktuelle Carparkplatzprojekt von Luzern ist eine Fernbushaltestelle für Flixbus und Co. auf der Allmend ab Sommer 2025. Langfristig aber wünscht sich der Kanton die Fernbusse direkt am DBL (zentralplus berichtete). Auch die Cars? Dann könnte dafür eine Lösung unter dem Inseli schlummern.

Chronologie Inseli Luzern

  • 2017 wird Initiative «Lebendiges Inseli statt Blechlawine» angenommen – Ziel: Das Inseli soll grün und autofrei werden.
  • 2020: Der Stadtrat stoppt den Wettbewerb zur Umgestaltung des Inseli und beauftragt eine Machbarkeitsstudie.
  • 2023: Die 26 Carparkplätze auf dem Inseli werden endgültig aufgehoben zugunsten einer Zwischennutzung.
  • 2023: Die Initiative «Die Määs muss auf dem Inseli bleiben!» wird angenommen. Nun müssen grünes Inseli und Volksfest vereinbart werden.
  • 2024: Ein Studienauftrag wird lanciert. Die Neugestaltung des Inseli erfolgt frühestens ab 2028.
Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Bruno Meier, Architekt aus Luzern
  • Pläne und Unterlagen zum Carterminal auf dem Inseli
  • zentralplus-Medienarchiv zum Inseli Cars Carparkplätze Luzern
  • Antwort des Stadtrats auf eine Interpellation der FDP-Fraktion zum Carproblem von Mitte Oktober 2024
  • Konzept Carparkierung Stadt Luzern von 2017
  • Zusammenstellung der Carhaltekanten und Carparkplätze in der Stadt Luzern
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