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Velos, Fussgänger und wenig Platz – auf dem Weg vom Mühlenplatz über die Reussbrücke in Richtung Theaterplatz prallen Mobilitätsinteressen aufeinander. Die Stadt Luzern will handeln.
«Ich würde nie ins Bramberg-Quartier ziehen, sonst müsste ich ja mit dem Velo durch die Altstadt.» – Dieser Satz stammt von einer zentralplus-Leserin, die nicht alleine mit dem Gefühl ist, dass die Altstadt für Velofahrer ein Hindernisparcours ist – und für Fussgängerinnen ein gefährliches Terrain.
Die Luzerner Altstadt ist ein Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen – ein Ort zum Flanieren, aber auch ein Knotenpunkt für den Veloverkehr. Sechs offizielle Velorouten von SchweizMobil führen über die Strecke Mühlenplatz–Reussbrücke–Theaterplatz. Doch wer hier mit dem Velo fährt, muss sich zwischen zahlreichen Fussgängern hindurchmanövrieren. Da sind Konflikte vorprogrammiert.
Verärgerte Fussgänger fordern zum Absteigen auf
Die SP/Juso-Fraktion stellte deshalb ein Postulat an die Stadt Luzern: Die Veloroute müsse besser gekennzeichnet werden, damit sich Velofahrerinnen sicherer bewegen können und Fussgänger sensibilisiert sind. Velofahrer würden auf besagter Route von verärgerten Fussgängern zurechtgewiesen oder gar zum Absteigen aufgefordert. Die Postulanten wünschen sich deshalb eine Bodenmarkierung oder eine bauliche Massnahme, die die Fussgängerinnen und Velofahrer voneinander trennt.
In ihrer Stellungnahme zum Postulat kündigt die Stadt Luzern an, die Signalisation der SchweizMobil-Routen zu überprüfen. Die bisherigen roten Wegweiser seien an manchen Stellen schwer erkennbar. Zusätzlich könnten Bodenmarkierungen oder Hinweisschilder angebracht werden, um mehr Klarheit zu schaffen. Die Stadt schliesst eine räumliche Trennung von Fuss- und Veloverkehr allerdings aus. Der Einsatz von «physischen Schikanen» sei mit dem Zubringerdienst und für die Zufahrt der Blaulichtorganisationen nicht vereinbar.
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Stattdessen setzt Luzern auf Bewusstseinsbildung: Die Kampagne «Rücksicht» soll auch in den nächsten Jahren weitergeführt werden. Temporäre Bodenmarkierungen sollen helfen, die gegenseitige Wahrnehmung zu verbessern. So, wie man sie zum Beispiel vom Luzerner Wochenmarkt kennt – ein Velo und ein Fussgänger in einem Herzen vereint, oder das Schild, das darauf hinweist, dass Velofahrerinnen ihr Velo schieben sollen (zentralplus berichtete).
Zügige Velofahrer haben in der Altstadt nichts verloren
Der Stadtrat weist zudem darauf hin, dass auf den Velorouten von SchweizMobil nicht das schnelle Vorwärtskommen im Vordergrund stehe, sondern das Entdecken und Erleben der Strecke. Für Pendler, die mit dem Velo zügig vorankommen möchten, würden die Velohauptrouten der Stadt Luzern zur Verfügung stehen, die entlang der St.-Karli-Strasse über die Geissmattbrücke, Militärstrasse und Pfistergasse in die Bahnhofstrasse führen.
Martin Abele von Fussverkehr Region Luzern äussert sich zur Umfahrung der Altstadt. «Für die Reussbrücke-Route wurden bereits Alternativen geprüft. Diese wurden jedoch als ‹nicht geeignet› abgelehnt», erklärt er. Damit bleibe der Konflikt zwischen Fuss- und Veloverkehr bestehen. «Fussgängerinnen haben Vortritt, Velofahrer sind deshalb angehalten, Schritttempo zu fahren.» Besonders kritisch sieht Abele, dass die Stadt Luzern trotz der offensichtlichen Problematik an ihrem Konzept festhält. «Die Bemühungen der Stadt, dem Problem mit Aufrufen zur Rücksichtnahme zu begegnen, führen ins Leere.»
Statistik zeichnet ein anderes Bild
Gemäss der Unfallkarte des Bundes ist die Strecke nicht so gefährlich, wie sie im eingereichten Postulat beschrieben wird. Es besteht also keine grosse Unfallgefahr und doch scheint das subjektive Unsicherheitsgefühl gross zu sein. Für alle Beteiligten kostet diese sogenannte Mischnutzung der Gassen vor allem eines: Nerven.
Wirklich gefährlich wird es an anderen Stellen. Fussgängerinnen verletzen sich gemäss der Unfallkarte des Bundes vor allem rund um den Luzerner Bahnhof. Am häufigsten an der Zentralstrasse. Auch für Velofahrer ist es auf der Zentralstrasse gefährlich – besonders auf der Höhe Frankenstrasse. Aber auch die Seebrücke und der Schweizerhofquai gehören neben dem Bundesplatz zu den unfallreichsten Orten mit Velobeteiligung in Luzern.
Luzern hat bereits an anderer Stelle ähnliche Erfahrungen gemacht: Am Xylophonweg an der Reuss treffen Velos und Fussgänger auf engem Raum aufeinander. Auch dort gibt es Konflikte – insbesondere mit schnellen E-Bikes (zentralplus berichtete). Eine Verbreiterung des Weges wurde geprüft, doch aufgrund hoher Kosten und naturschutzrechtlicher Einschränkungen verworfen. Stattdessen setzte die Stadt auf Sensibilisierungsmassnahmen wie Geschwindigkeitsanzeigen und freiwillige Umleitungen.
- Postulat der SP/Juso-Fraktion
- Stellungnahme der Stadt Luzern
- Telefonischer Kontakt mit Martin Abele, Vorstand Fussverkehr Region Luzern
- Unfallstatistik des Bundes