Veloparkplätze rund um Bahnhof

Luzern soll für attraktivere Velostation in Pedale treten

Gratis und geschützt, trotzdem hat es noch viele freie Veloparkplätze in der Velostation beim Bahnhof Luzern. (Bild: Michael Flückiger)

Für Luzerner Linke ist die Velostation am Luzerner Bahnhof wenig attraktiv und die Zufahrt dazu zu gefährlich. Sie fordern den Stadtrat dazu auf, die schwierige Situation zu entschärfen.

Luzern ist eine Velostadt. Anders lassen sich die rund um den Bahnhof in endlosen Reihen dicht an dicht zu Tausenden abgestellten Velos nicht erklären. Doch wer den Bahnhof nur einigermassen kennt, weiss: Er verfügt zwar über Tausende Abstellplätze, ist aber verkehrstechnisch nicht velofreundlich.

Als Velofahrer braucht es nahe dem Bahnhof einiges an Zivilcourage. Das gilt vor allem für jene, die von der Seebrücke, der Pilatusstrasse oder der Bahnhofstrasse her Richtung Uni fahren wollen. Denn die Zufahrt zu diesen Veloabstellplätzen ist oftmals gefährlich und vielfach durch Taxis oder den öffentlichen Verkehr zugestellt. Hier ist kein gutes Durchkommen. Da fühlt man sich auch mit Velohelm und Händen an den Bremsen nicht ausreichend sicher.

Zufahrt zur Velostation ist linken Postulanten zu gefährlich

Das ruft nun auch linke Kritiker auf den Plan. Marta Lehmann (SP), Judit Aregger (Grüne) und Christian Hochstrasser (Grüne) ist die aktuelle Situation ein Dorn im Auge. Sie haben deshalb ein Postulat im Grossen Stadtrat eingereicht.

Ihr primärer Aufhänger ist die Tatsache, dass die von der Caritas betriebene Velostation hinter der Universität Luzern zu wenig genutzt wird. Den Grund sehen die Postulantinnen an der erwähnt schwierigen Zugänglichkeit. Eine zweite Hürde für eine bessere Nutzung sehen sie in der Tatsache, dass sie nur eingeschränkt geöffnet hat. Entsprechend sei der Druck auf die übrigen Veloabstellplätze erhöht, wie die Postulanten monieren.

Viele Velofahrer parkieren auf der Bahnhofstrasse, so müssen sie keine riskanten Verkehrswege Richtung Nordportal, Taxistandplätze und Busparkplätze auf sich nehmen. (Bild: mif)

Zur erschwerten Zugänglichkeit des Bahnhofs Luzern kritisieren sie, dass Taxis oft auf Velostreifen halten und so die Durchfahrt für Velofahrerinnen vor allem zu Stosszeiten behindern würden. Auch die Einfahrt zur Velostation am Seiteneingang der Uni-Post taxieren sie als Problem. Dort würden Kurierdienste den Velostreifen nutzen und würden auch für die Velofahrer riskante Manöver fahren.

Diszipliniertes Regime für Velofahrerinnen

Ein Augenschein vor Ort beim Nordportal des Luzerner Bahnhofs bestätigt diesen Eindruck. Auch der Rundgang rund um den Bahnhof steht nicht im Widerspruch zur Einschätzung der drei Initiantinnen des Vorstosses. Grundsätzlich fällt auf, dass die Velos auf der Westseite des Bahnhofs sehr dicht parkiert sind. Sowohl auf der Bahnhofstrasse als auch auf der Zentralstrasse parallel zu den Gleisen gibt es kaum mehr freie Plätze.

Die Zentralstrasse parallel zu den Geleisen: Hier reihen sich die Velos schön ordentlich, aber dicht an dicht auf Hunderten von Metern. (Bild: mif)

Von einem Chaos kann allerdings nicht die Rede sein. Alles wirkt aufgeräumt, es herrscht Disziplin. Die Hinweisschilder, dass ausserhalb der Zone parkierte Velos abtransportiert werden, tun ihre Wirkung. Zudem macht es den Anschein, dass auch die Polizei einen guten Job macht. Offensichtlich werden diese Veloparkplätze von den Ordnungskräften regelmässig besucht.

Initianten wollen, dass Stadt Infrastruktur der Velostation anpasst

Die Initianten des Postulats haben auch konkrete Vorschläge, wie das Angebot der Velostation verbessert werden kann. So gebe es dort einen dringenden Bedarf an mehr Ladestationen für E-Bikes. Aktuell gibt es 30 Abstellplätze für E-Bikes. Zudem, so sagen sie, solle die Velostation mehr als die aktuell zehn Parkplätze für Spezialvelos wie Lasten- oder Cargovelos bieten. Das entspreche einem Bedürfnis.

Weiter bemängelt das Postulat die zu engen Abstände zwischen den Abstellplätzen, insbesondere für E-Bikes mit breiteren Lenkern. Immer wieder würden sich beim Ein- und Ausparkieren Lenkerkabel verhaken. Die Infrastruktur müsse daher dringend angepasst werden.

Auch seien die doppelstöckigen Veloparkplätze schwer zugänglich. Es sei kaum möglich, die schweren E-Bikes oben einzuparkieren. Im Postulat wird positiv hervorgehoben, dass die Beleuchtung in der Velostation verbessert worden sei. Trotzdem würden viele Plätze in den hinteren Abstellplätzen ungenutzt bleiben, weil sich die Velofahrerinnen nachts dort unsicher fühlen würden.

Occasions- und Mietvelos sollen anderswo gelagert werden

Einen Grund dafür sehen die Grossstadträte darin, dass sich oft Gruppen vor den Schiebetüren am Eingang aufhalten. Sie sehen zudem nicht ein, weshalb die zum Verkauf stehenden Occasions- und Mietvelos im vorderen Raum untergebracht sind. Es müsse geprüft werden, ob dieser Raum nicht als Veloabstellplatz umgenutzt werden könnte.

Verbesserungen seien zudem auch bei der von der Caritas betriebenen, der Velostation angeschlossenen Velowerkstatt angezeigt. Leider sei diese nicht regelmässig besetzt. Ein durchgehender Betrieb würde die Attraktivität aber erhöhen und zu einer besseren Auslastung der Velostation führen.

1100 Veloabstellplätze sind bei Weitem nicht ausgelastet

Die überwachten 1100 Veloabstellplätze, zu denen man nur mit Code Zutritt hat, sind längst nicht ausgelastet. Das gilt vor allem für die abgelegeneren Abstellmöglichkeiten. Bemerkenswert ist aber, dass die neben der Velostation hinter der Uni stationierten Aufhängevorrichtungen für Velos praktisch allesamt leer sind. Obwohl sie direkt neben dem Hintereingang zur Universität stehen.

Direkt neben der Velostation und gleich gegenüber dem Hintereingang zur Universität Luzern hätte es noch viele Plätze frei für Velos. (Bild: mif)

Die Beispiele zeigen: Die Velofahrerinnen gehen den geringsten Weg des Widerstands und sind vor allem auf Sicherheit bedacht. Was durchaus nicht nur die eigene, sondern auch die der Velos betreffen könnte. Denn die Polizeistatistik offenbart immer wieder, dass Velos, die in Bahnhofsnähe an abgelegeneren Standorten parkiert sind, öfter gestohlen werden (zentralplus berichtete).

Die Bestandsaufnahme von zentralplus vor Ort rund um den Bahnhof Luzern zeigt: Das Anliegen der Postulanten, die Zugänglichkeit zu verbessern, die Infrastruktur zu erweitern und die zur Verfügung stehenden Abstellflächen besser zu nutzen, hat durchaus seine Berechtigung. Nun liegt der Ball beim Stadtparlament.

Verwendete Quellen
  • Postulat mehr Sicherheit und Attraktivität für die Luzerner Velostation
  • Medienmitteilung zum Postulat
  • Augenschein vor Ort und Ablaufen sämtlicher Veloparkplätze rund um den Bahnhof Luzern
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