Lernfahrer rasen zu viel – und verlieren ihren Ausweis
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In Luzern steigen die Lernfahrausweisentzüge – vermehrt auch, weil die Jungfahrer zu sehr aufs Gas drücken. Fahrlehrer erklären, was dahintersteckt.
Immer mehr Luzerner Lernfahrer sind zu schnell unterwegs – und verlieren deshalb ihren Lernfahrausweis. 2024 sei die Zahl der Entzüge wegen Geschwindigkeitsübertretungen deutlich angestiegen, wie Larissa Probst, Sprecherin des kantonalen Justiz- und Sicherheitsdepartements, schreibt. Die Behörde ist für das Strassenverkehrsamt zuständig.
Mit 225 Vorfällen gab es im vergangenen Jahr auch insgesamt mehr Ausweisentzüge bei Lernfahrerinnen als im Vorjahr. 2023 waren es noch 173. Das ist ein Plus von rund 30 Prozent.
Ausweisentzüge steigen generell an
Die Tendenz ist somit klar – immer mehr Luzerner Lernfahrer riskieren mit überhöhter Geschwindigkeit ihren Fahrausweis, noch bevor sie die Prüfung abgelegt haben. Probst betont zwar, dass der Wert aus dem Jahr 2024 zwar hoch sei, aber im Rahmen der statistischen Schwankungen.
«Die Begleitpersonen und die Lernfahrer sind überfordert.»
Patrick Ineichen, Inhaber und Fahrlehrer der Fahrschule Ineichen
Doch auch die gesamtschweizerischen Statistiken des Bundesamts für Strassen zeichnen ein ähnliches Bild. Vor allem Geschwindigkeitsübertretungen, Fahren ohne Ausweis, Fahren in angetrunkenem Zustand sowie Nichtbeherrschen des Fahrzeugs mit Unfallfolge sind die Hauptgründe für einen Entzug.
Interessant: Luzern sticht bei dem Anstieg der Entzüge aufgrund von zu schnellem Fahren auch landesweit hervor. Warum ist das so?
Junge trainieren sich bei privaten Lernfahrten falsche Gewohnheiten an
Patrick Ineichen, Inhaber und Fahrlehrer der Luzerner Fahrschule Ineichen, macht eine Regeländerung des Bundesrats verantwortlich. Seit dem 1. Januar 2021 müssen Lernfahrerinnen, die jünger als 20 Jahre alt sind, mindestens ein Jahr lang mit dem «Löli» auf den Strassen unterwegs sein (zentralplus berichtete). Erst frühstens nach einem Jahr dürfen sie zur praktischen Fahrprüfung antreten.
In der Praxis bedeutet das: Lernfahrer sammeln erste Erfahrungen hinter dem Steuer mit ihren Eltern, bevor sie Fahrstunden nehmen. Bei einigen bringe das Vorteile, die meisten würden aber falsche Gewohnheiten entwickeln, sagt Ineichen. Diese seien für den Fahrlehrer dann schwer auszumerzen.
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Eltern trimmen Kinder zu schlechtem Verhalten
Ein Beispiel: Viele Eltern trimmen ihre Kinder darauf, schnell zu fahren. Diese Entwicklung beobachtet Thomas Aeschimann, Inhaber und Fahrlehrer der Fahrschule Thomas Aeschimann, seit Jahren. Es erstaunt ihn nicht, dass die Zahl der Lernfahrausweisentzüge wegen zu schnellen Fahrens in Luzern ansteigt.
Führen die Fahrschüler unter dem Tempolimit, würden deren Eltern sie vermehrt dazu anhalten, schneller zu fahren. Ein paar Kilometer pro Stunde über dem Limit würden schon in Ordnung gehen, der Tacho zeige ja stets zu viel an. Diese und andere Aussagen tragen Aeschimanns Fahrschülerinnen ihm zu.
«Die Begleitpersonen und die Lernfahrer sind überfordert»
Die zwei Grundprinzipien der Verkehrssicherheit – das Fahrtempo den Gegebenheiten des Strassenverkehrs anpassen und die Möglichkeit, jederzeit auf Sichtweite anhalten – dürften bei Fahrten unter Aufsicht der Eltern vermehrt untergehen, schätzt Aeschimann.
In den vergangenen Jahren beobachte er immer weniger Sensibilisierung bezüglich Geschwindigkeit bei seinen Fahrschülern. Zudem sei der Umgang auf der Strasse generell hektischer geworden. Mittlerweile unterrichte er täglich junge Personen, die im Strassenverkehr zu nah auffahren. Früher sei das seltener der Fall gewesen und nur bei jungen Männern. Heute komme es auch bei jungen Frauen vor.
Durch die Regeländerung mit dem Probejahr sinkt der Einfluss der Fahrlehrer. Darin sind sich beide befragten Fahrlehrer einig. Ineichen findet, in den neuesten Daten des Kantons Luzern zeige sich das: «Die Begleitpersonen und die Lernfahrer sind überfordert.»
- Daten zu Führerausweisen und Administrativmassnahmen des Bundesamts für Strassen
- Informationen zur Revision der Führerausweisvorschriften
- Schriftlicher Austausch mit Larissa Probst, Sprecherin des kantonalen Justiz- und Sicherheitsdepartements Luzern
- Schriftlicher Austausch mit Patrick Ineichen, Inhaber und Fahrlehrer der Fahrschule Ineichen
- Telefonat mit Thomas Aeschimann, Inhaber und Fahrlehrer der Fahrschule Thomas Aeschimann