Massive Abweichungen im Budget

Kriens verrechnet sich bei seinen Parkplätzen komplett

Daniel Burkart, Abteilungsleiter Verkehrs- und Infrastrukturdienste bei der Stadt Kriens, muss bei der Jahresrechnung 2021 eine massive Abweichung erklären. (Bild: Stadt Kriens)

Die Krienser Jahresrechnung weicht im Bereich der Parkplätze massiv vom Budget ab. Die Ausgaben waren fast doppelt so hoch wie geplant, die Einnahmen dafür viel kleiner. Was ist passiert?

Dass wir uns beim Budget verrechnen, ist uns allen schon mal passiert. Die Ferien waren etwas teurer als geplant, vielleicht stand eine ausserordentliche Ausgabe an und schon gelingt es uns Ende Monat nicht mehr, so viel Geld wie erhofft auf die Seite zu legen. So weit, so gut.

Was die Stadt Kriens in ihrer Jahresrechnung 2021 präsentiert, sind aber keine vernachlässigbaren Abweichungen (zentralplus berichtete). Besonders bei der Budgetplanung für die Bewirtschaftung der Parkplätze auf dem Stadtgebiet. Hier hat sich die Stadt komplett verrechnet.

Zuerst zur Klärung: Unter Bewirtschaftung der Parkplätze versteht die Stadt die Ausgaben, die für die Kontrolle der öffentlichen Parkplätze auf städtischen Grundstücken anfallen. Das sind zirka 70 bis 80 Prozent aller Parkplätze in Kriens. Die Stadt lässt die Parkplätze extern von der Securitas kontrollieren. Und das war viel teurer als budgetiert.

Doppelt so hohe Ausgaben

Anstatt der geplanten 111'000 Franken hat Kriens für die Bewirtschaftung seiner Parkplätze nämlich 210'000 Franken ausgegeben. Die Rechnung übertraf den budgetierten Betrag somit um 90 Prozent, sprich, fast das Doppelte.

Auf der Gegenseite stehen die Einnahmen, welche die Stadt durch die Parkplätze generiert. Das sind einerseits Einnahmen durch Parkgebühren und andererseits – falls falsch parkiert wurde – Einnahmen durch Parkbussen. Da die Stadt die Parkplätze umfangreicher als vorgesehen kontrollieren liess, könnte man nun davon ausgehen, dass immerhin auch die Einnahmen höher waren. Das ist aber nicht der Fall.

Statt der budgetierten 680'000 Franken nahm die Stadt nur 560'000 Franken durch Parkgebühren ein. Das entspricht einer Abweichung von 18 Prozent. Nach Abzug des Aufwands resultierte im Bereich der Parkplätze am Ende des Jahres ein Saldo von rund 350'000 Franken. Das füllt zwar immer noch die klamme Stadtkasse – der Gesamtbetrag fiel aber um 40 Prozent kleiner aus, als budgetiert.

«Damals war die Absicht, beim Aufwand der Parkplatzbewirtschaftung Einsparungen vorzunehmen.»

Daniel Burkart, Abteilungsleiter Verkehrs- und Infrastrukturdienste Stadt Kriens

Wie konnte die Stadt bei ihrer Finanzplanung so weit daneben liegen? Die Differenz hat zwei Komponenten: eine politische und eine pandemische.

Die politische Komponente

Der politische Grund hängt mit der finanziellen Situation von Kriens zusammen. Die Stadt muss bekanntlich sparen – überall, wo es nur irgendwie geht. Davon hätte auch die Parkplatz-Abteilung betroffen sein sollen. Stadtingenieur Daniel Burkart erklärt: «Damals war die Absicht, beim Aufwand der Parkplatzbewirtschaftung Einsparungen vorzunehmen.» So plante die Stadt, weniger Kontrollgänge durch die Securitas vornehmen zu lassen. Damit hätten im Vergleich zum Vorjahr rund 100'000 Franken gespart werden können.

Doch das Krienser Baudepartement wehrte sich gegen das Vorhaben, weil es befürchtete, dass viel häufiger falsch parkiert würde. Deshalb wurde die Sparmassnahme letztlich wieder gestrichen. «Eine Korrektur des Budgetpostens wurde leider im Nachgang nicht entsprechend abgebildet, sodass in der Rechnung 2021 ein Mehraufwand zu verzeichnen war», schildert Burkart das Problem.

Kriens lässt öffentliche Parkplätze auf städtischem Boden von der Securitas kontrollieren. (Bild: Securitas)

Die Vorjahresrechnung bestätigt die Aussage Burkarts. 2020 hatte Kriens einen ähnlichen Aufwand für die Parkplatz-Bewirtschaftung verbucht wie 2021. Es blieb also alles beim Alten. Die Schlussfassung des Budgets war einfach nicht auf dem neusten Stand der Dinge.

Die pandemische Komponente

Die pandemische Komponente im Krienser Budget erklärt die grossen Abweichungen bei den Parkgebühren. Kriens hoffte bei der Finanzplanung auf ein rascheres Ende der Pandemie – mit dementsprechend zunehmender Mobilität und schliesslich mehr Einnahmen durch Parkgebühren. Es kam 2021 bekanntlich anders.

Daniel Burkart sagt dazu: «Eine genaue Budgetierung war aufgrund der pandemiebedingten Situation sehr schwierig und schlecht vorhersehbar. Einerseits hoffte man auf eine Beruhigung der Situation, sodass mit ähnlichen Einnahmen wie vor der Pandemie gerechnet wurde.» Und es gab einen zweiten Grund, der auf höhere Einnahmen hoffen liess. «Andererseits wurden neue Parkplätze im Zentrum von Kriens geschaffen, die einen Anstieg der Einnahmen als plausibel erscheinen liess.»

Kriens, ein Volk von Parksünderinnen

Immerhin gibt es im Krienser Parkplatz-Debakel einen kleinen Lichtblick – auch wenn er eher zweifelhafter Natur ist. So nahm Kriens viel mehr Geld durch Parkbussen ein, als erwartet. Statt der geplanten 40'000 Franken spülten die Parkvergehen der Bevölkerung der Stadt 57'000 Franken und damit rund 40 Prozent mehr Einnahmen in die Kasse. Das sei aber nicht darauf zurückzuführen, dass schlicht mehr kontrolliert wurde – die Stadt habe die Zahl der Kontrollgänge in den letzten Jahren nicht erhöht, bekräftigt Burkart.

Die Krienser, ein Volk von Parksündern? Burkart bestätigt: «Bei der Zahl der ausgestellten Umtriebsentschädigungen findet seit 2019 ein gleichmässiger Aufwärtstrend statt, der auch in ähnlichen Gemeinden und Städten beobachtet wird.» Weshalb sich in Kriens immer weniger an die Parkier-Regeln halten, weiss Burkart nicht.

Über die zusätzlichen Einnahmen wird sich die Stadt Kriens sicher nicht beklagen. Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul.

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11 Kommentare
  • Profilfoto von Renggloch Böög
    Renggloch Böög, 14.06.2022, 12:21 Uhr

    Die Leistungen des Gemeinderates und ihre grosse Klappe, welche sie auswärts an den Tag legen (zum Beispiel an den SCK-Spielen), gehen definitiv diametral auseinander! Frischer Wind am Tiefpunkt. Zeit zum handeln……

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    • Profilfoto von schaltjahr
      schaltjahr, 14.06.2022, 14:00 Uhr

      Der Renggloch Böög verwendet die passende Bezeichnung .. Gemeinderat .. Kriens musste unbedingt zur Stadt werden, hat aber die Infrastruktur einer Siedlung im Urwald und die Regierung schmückt sich mit dem Titel Stadtrat um mehr Abzukassieren und um sich selber zu Gefallen ..

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      • Profilfoto von Russenlover_Beter_lic.phil.
        Russenlover_Beter_lic.phil., 14.06.2022, 15:16 Uhr

        Sie bringen es auf den Punkt. Ich hoffe die Stadträte lesen diese Zeilen!

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    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 14.06.2022, 08:50 Uhr

    Frischer Wind turns into chaos!

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    schaltjahr, 14.06.2022, 08:00 Uhr

    Eine weitere Lachnummer aus dem Komödiantenstadel am Stadtplatz. Zum Lachen, wenn es nicht so eine schlimme Situation wäre. Kriens steuert mit Volldampf auf den Bankrott zu und die Regierung tut nichts um die zu verhindern.
    Ein Schwachpunkt scheint die Bauverwaltung zu sein, welche offenbar wurstelt und sich an keine Vorgaben hält ( Budgetüberschreitungen, Baukontrollen etc. ) Hier ist der zuständige Stadtrat in der Pflicht durchzugreifen. Dafür ist er gewählt und auch fürstlich Bezahlt.. Aber man tanzt ja lieber auf grosser Bühne und sammelt Posten ..

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  • Profilfoto von Russenlover_Beter_lic.phil.
    Russenlover_Beter_lic.phil., 14.06.2022, 07:09 Uhr

    kriens ist auf allen ebenen zur lachnummer geworden…

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    Posäunli, 14.06.2022, 06:07 Uhr

    Dann könnten wir doch die Parkplätze abschaffen, die werden eh nicht rege benutzt.

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    • Profilfoto von Philipp
      Philipp, 14.06.2022, 13:13 Uhr

      Und woher nehmen Sie dann die 350’000 Franken die dadurch in der Kasse fehlen würden?

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      Obernauer, 14.06.2022, 13:27 Uhr

      Das sind die typischen und kurzsichtigen Aussagen von Grünen Wähler. Dabei wird immer vergessen wieviel Geld durch die Autofahrer generiert wird. Und das nicht nur mit den 350’000 CHF an Parkgeldern. Auswärtige unterstützen mit Ihren Besuchen die Wirtschaft von Kriens massiv. Sei es die Gastronomie, Läden, Freizeit, Kultur usw. Kriens kann zudem froh sein, dass mit den Parkplätzen Geld erwirtschaftet werden kann für die klammen Kassen. Mit Radfahrer die grundsätzlich meinen alles sollte für Sie Gratis sein, wäre dies nicht möglich. Die gehen ja bereits auf die Barrikade wenn sie 2.- für einen ganzen Tag bezahlen müssten. (Siehe Bahnhofparking)

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    • Profilfoto von Posäunli
      Posäunli, 14.06.2022, 15:50 Uhr

      Dann doch lieber Parkgebühren verdoppeln. Wie Sie sagen, haben Autofahrer ja das grosse Geld, die können es sich leisten.

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      • Profilfoto von Philipp
        Philipp, 14.06.2022, 16:40 Uhr

        Ich habe nirgends geschrieben dass Autofahrer das grosse Geld haben. Und seit wann ist ein Auto Luxus? Es fährt nicht jeder ein 100’000.- Fahrzeug. Es gibt viele Geringverdiener und den Mittelstand die sich ein Auto leisten können und müssen.
        Aber verdoppeln Sie die Parkgebühren ruhig. Dann werden vielleicht die Autofahrer fern bleiben. Aber gleichzeitig wird Kriens noch unattraktiver. Jedenfalls was das Geld ausgeben betrifft. Vielleicht können Sie dann Blümchen pflücken, und Ringel Ringel reiche auf der Strasse tanzen, aber dadurch geht es Kriens nicht besser. Im Gegenteil. Die Einnahmen werden sinken, die Wirtschaft leiden und alle, inklusive Ihnen, werden es mit höheren Steuern bezahlen.

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