So viel kostet dich dein Auto künftig

Kanton Zug bittet Tesla-Fahrer zur Kasse

Der Besitz eines Teslas wird im Kanton Zug künftig teurer. Regierungsrat Beat Villiger rechtfertigt die Massnahme mit sinkenden Steuereinnahmen aus dem Verkehr. (Bild: Adobe Stock)

Zug braucht Geld für den Strassenbau. Weil durch die Motorfahrzeugsteuer immer weniger Geld in die Kasse fliesst, wird diese jetzt überarbeitet. Der Entwurf wirft klimapolitische Fragen auf.

Strassenbauprojekte haben im Kanton Zug derzeit Hochkonjunktur. 2021 eröffnete der Kanton die sehnlichst erwartete Tangente zwischen Zug und Baar. Dieses Jahr finden umfangreiche Bauarbeiten zwischen Nidfuhren und Schmittli statt.

Diese Projekte gehen ins Geld. Die Kasse für Strassenbauprojekte wird zum Teil aus der Motorfahrzeugsteuer gespiesen. Doch diese Einnahmen sinken kontinuierlich. Der Grund dafür liegt in der technologischen Entwicklung.

Es braucht eine neue Steuer

Heute wird diese Steuer in Zug nach dem Hubraum des Motors eines Autos bemessen. Es gilt ein einfacher Grundsatz: Je grösser der Hubraum, desto höher die Steuer. Fette Karren mit viel Leistung kosten entsprechend mehr als ein gewöhnlicher VW Golf. Diese Rechnung geht mit Elektroautos aber nicht auf. Diese haben nämlich gar keinen Hubraum. Zur Förderung der klimafreundlicheren Mobilität gibt es auf E-Autos zusätzlich einen Steuerrabatt von 50 Prozent.

Weil wie überall in der Schweiz auch im Kanton Zug immer mehr Elektroautos gefahren werden, versiegen die Einnahmen in der Zuger Strassenbaukasse. Die Regierung prognostiziert, dass die Einnahmen aus der Steuer von heute rund 25 Millionen bis 2040 auf 20 Millionen Franken zurückgehen. Sie sieht sich darum gezwungen, die Motorfahrzeugsteuer zu überarbeiten.

Ein entsprechender Entwurf, wie die Steuer überarbeitet werden soll, befindet sich derzeit und noch bis am 4. Juli in der Vernehmlassung. Im dazugehörigen Bericht heisst es: «Da die Autohersteller immer mehr Leistung aus immer weniger Hubraum herausholen und gleichzeitig der Marktanteil an Fahrzeugen ohne Hubraum (mit Rabatt) im Kanton Zug stark ansteigt, kann das heutige Steuersystem längerfristig keinen stabilen Steuerertrag mehr garantieren.»

Hoher Preisaufschlag für Tesla-Fahrer

Darum will der Kanton Autos künftig nicht mehr nach dem Hubraum, sondern nach Gesamtgewicht und Leistung besteuern. Der Rabatt für Elektroautos entfällt. Stattdessen will die Regierung ein neues Bonussystem für energieeffiziente Autos einführen. Darunter fallen nicht nur Elektroautos, sondern sämtliche Fahrzeuge, die besonders effizient unterwegs sind. Bei der neuen Steuer handelt es sich um einen «technologieneutralen» Ansatz, wie der zuständige Regierungsrat Beat Villiger (Mitte) auf Anfrage mitteilt. Der Steuerertrag soll so bis ins Jahr 2040 auf rund 30 Millionen Franken pro Jahr anwachsen.

«Sehr attraktiv wird die Besteuerung für eher leistungsschwache und somit leichtere Elektrofahrzeuge.»

Beat Villiger, Sicherheitsdirektor Kanton Zug

Leidtragende der neuen Steuer sind aber ausgerechnet die Besitzer von Elektroautos. Aufgrund der Batterie sind diese verhältnismässig schwer und leistungsstark. Zwar berücksichtigt dies der Regierungsrat, indem Gewicht und Leistung bei Elektroautos nur mit Faktor 0,8 respektive 0,7 für die Berechnung der Steuer ins Gewicht fallen. Trotzdem sind grosse Elektroautos wegen des Fokus auf das Gewicht negativ betroffen. Beispielsweise der Tesla 3, der 2021 der meistverkaufte Neuwagen in der Schweiz war.

Das illustriert die Zuger Regierung anhand einiger Beispiele. Weil der Tesla aufgrund seiner grossen Elektrobatterie sehr schwer ist und gleichzeitig der Rabatt gestrichen wird, fällt die Berücksichtigung des Gewichts in diesem Fall teuer aus. Statt bislang rund 230 Franken kostet der Besitz eines Teslas in Zukunft 405 Franken. Kleine Autos mit Benzinmotor, beispielsweise ein VW Golf oder ein Fiat 500, werden hingegen um 50 respektive 70 Franken billiger. Das neue Bonussystem ist in diesen Zahlen allerdings noch nicht berücksichtigt.

Macht der Kanton Elektroautos unattraktiver?

Der Kanton Zug setzt sich das Ziel, dass im Verkehr immer weniger CO₂-Emissionen ausgestossen werden. Jetzt wird die Steuer auf Elektroautos teurer, jene für manche herkömmliche Autos günstiger. Torpediert der Kanton mit der neuen Steuer sein eigenes Ziel?

«Nein», erwidert Regierungsrat Beat Villiger. Grund dafür ist der neu eingeführte Bonus für energieeffiziente Autos. Mit der Gewährung des vorgesehenen Bonus bleibe es attraktiv, rein elektrisch betriebene Personenwagen zu kaufen, sagt Villiger. «Sehr attraktiv wird die Besteuerung für eher leistungsschwache und somit leichtere Elektrofahrzeuge.» Als Beispiele nennt er den Renault Zoe oder den Peugeot iOn.

Das Bonussystem ist aber nicht Teil der Vernehmlassung und darum noch nicht ausgearbeitet. Das System ist im Gesetz nicht konkret festgelegt, damit mögliche Anpassungen an technologische Entwicklungen im Bereich der Energieeffizienz schnell umgesetzt werden können. Klar ist nur, dass es sich um einen zeitlich begrenzten Bonus von maximal vier Jahren handelt.

Auch Plug-in-Hybride profitieren

Besonders progressiv zeigt sich der Kanton Zug mit der neuen Steuer nicht. In mehreren Kantonen, beispielsweise in Zürich, Glarus oder Nidwalden, gibt es für Elektroautos nämlich gar keine Fahrzeugsteuer. In Zug wiederum drohen gewisse Elektroautos ab 2025 gar teurer zu werden.

«Der Regierungsrat erwartet vom Bonussystem einen spürbaren Effekt auf die Beschaffung von klimafreundlichen Neuwagen.»

Beat Villiger

Hybridautos, also solche, die sowohl mit Verbrennungsmotor als auch elektrisch fahren, werden von der neuen Steuer hingegen besonders stark profitieren. Die Abgabe für zwei Hybridmodelle von Toyota wird beispielsweise um rund einen Viertel günstiger. Das ist erstaunlich, weil vor wenigen Monaten bekannt wurde, dass die Ökobilanz solcher Autos schlechter ist als bisher angenommen. Beat Villiger kündigte daraufhin an, dies bei der Überarbeitung der Steuer zu berücksichtigen (zentralplus berichtete).

Regierung setzt grosse Hoffnung in neue Steuer

Zuletzt bleibt die Frage, wie gross der Einfluss der Motorfahrzeugsteuer beim Umstieg auf CO₂-neutrale Autos überhaupt ist. Beat Villiger hegt grosse Hoffnungen in das neue System: «Der Regierungsrat erwartet vom Bonussystem einen spürbaren Effekt auf die Beschaffung von klimafreundlichen Neuwagen.»

Anders sieht es das Schweizer Beratungsunternehmen EBP. Es hat den Kanton Zug bei der Überarbeitung der Steuer unterstützt. Im entsprechenden Bericht steht, dass eine wirksame, ökologisch ausgelegte Steuer die CO₂-Emissionen um lediglich fünf Prozent senkt. Ihre Wirkung ist begrenzt, weil die kantonale Fahrzeugsteuer nur für wenige Personen ein entscheidendes Kriterium beim Autokauf ist.

Das zeigt sich im Kanton Zug exemplarisch. Der Kanton hat sowohl die höchste Elektroauto-, aber auch SUV-Dichte. Beide Kategorien befinden sich im oberen Preissegment. Entscheidender Faktor beim Autokauf ist darum weniger die Motorfahrzeugsteuer, sondern schlicht die Dicke des Portemonnaies der Käuferin.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


10 Kommentare
  • Profilfoto von Ebi Rordorf
    Ebi Rordorf, 11.04.2024, 14:39 Uhr

    Offenbar ist es völlig nebensächlich, wieviel Platz ein Gefährt beansprucht. Die Karren werden immer fetter. In zuger Parkhäusern stehen die bizarren Monster mit ihren riesen Protzkühlern dicht an dicht.
    Eine gute Grundlage für die Besteuerung wäre: Gewicht x Fläche x PS.
    Ein SBB Billett in der ersten Klasse ist ja wohl auch wegen dem Platzbedarf teurer. Oder nicht?

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Jan
    Jan, 17.05.2022, 08:47 Uhr

    Sicher besser als wie es der Kanton Aargau macht, dieser berechnet anhand der PS Leistung. Bei Elektrofahrzeugen, besonders bei den bekannten Marken hat man schnell mal 500PS und mehr. Sollte bei dee Leistungsberechnung auch beachtet werden, nicht nur das Gewicht. Sonst kosten ein Elektro plötzlich viel mehr als ein Verbrenner. Ich zahl z.b. mit meinem mehr als mein Vater mit seinem dicken Q5.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 17.05.2022, 07:09 Uhr

    Nach Gewicht und Nutzungsdauer wäre die einzig richtige Besteuerungsart.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Ennetsee
    Ennetsee, 16.05.2022, 18:28 Uhr

    Ich bewege mein Auto nur zwei bis viermal pro Monat. Warum soll ich gleich viel bezahlen wie jemand der täglich das Auto nutzt?
    Ein Roadpricing wie in London wäre vernünftiger, durch die Altstadt sollte extra kosten.

    👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Stefan Reimann
    Stefan Reimann, 16.05.2022, 16:10 Uhr

    Wie kann man heute noch «Technologie neutral» sein. Sollen wir den ewig von Energie aus Russland und Saudi Arabien abhängig sein und als Nebeneffekt das Klima aufheizen? Wer Auto fährt, soll wenigstens auf ein Elektroauto umsteigen und das muss gefördert und nicht behindert werden.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Rob
    Rob, 16.05.2022, 16:00 Uhr

    Super ist an der Zeit
    Nach Gewicht ist genau richtig

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Urs
    Urs, 16.05.2022, 14:58 Uhr

    Diese Steuer ist für mich ok, alle wollen gute Strassen, auch Elektrofahrzeugfahrer. Interessanter wird es, wenn die Regierung merkt, dass die Mineralölsteuer immer weniger wird, sind immerhin ca. 73 Rp/Liter. Einnahmen im 2021 immerhin 2.69 Milliarden

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Boris Macek
    Boris Macek, 16.05.2022, 10:01 Uhr

    Es zeigt sich halt einmal mehr: Klima ist bei der Mitte immer nur im Wahlkampf wichtig. Mit dem jetzigen Vorschlag kostet ein BWM X3 weniger Steuern als ein Tesla Model 3. Sowas kann ich einfach nicht ernst nehmen.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 16.05.2022, 08:33 Uhr

    Da mit dieser Steuer die Verkehrsinfrastruktur finanziert wird, sollten Autos der Leistung entsprechend besteuert werden, nicht nach Antriebsart. Daher ist die Vergünstigung des Hybrids falsch. Er hat weder wenig Leistung noch ist er umweltfreundlich, weil deren Besitzer immer mit Verbrennungsmotor fahren (gibt zahlreiche Studien dazu).

    👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Nico
    Nico, 16.05.2022, 07:54 Uhr

    Macht in allem Sinn. Wer einen schweren Elektro-SUV fährt verschwendet mehr Strom, verbraucht mehr Platz und nutzt die Strassen mehr ab als ein kleiner, leichter und effizienter Plugin-Hybrid.
    Es gibt auch sehr gute Elektroautos welche nur 1.3 Tonnen schwer und trotz kleinerer Motorisierung genau so flink unterwegs sind wie ein schwerer Tesla.

    👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon