Kanton will Hauptstrasse anpassen – doch es gibt Bedenken
Von links soll künftig eine Velobrücke zur Strasse nach Neuägeri führen. Das Haus am linken Strassenrand soll weichen. (Bild: wia)
Eine Velostrecke, die nur noch schweiss- und nicht mehr angstschweisstreibend ist: Das wünschen sich nicht nur Velofahrer für den Strassenabschnitt Schmittli–Unterägeri. Doch die Pläne des Kantons Zug werfen Fragen auf.
Die Zugerstrasse ist die Lebensader des Ägeritals. Auf ihr gelangt man von den Zuger Talgemeinden nach Unter- und Oberägeri, hier verkehren Busse, Autos, Lastwagen und Velos gleichermassen. Entsprechend ist die Strasse stark frequentiert, was insbesondere zwischen dem Knoten Schmittli und der Spinnerei Unterägeri nicht selten zu Verkehrsüberlastungen führt. Während das für Autofahrerinnen zwar ärgerlich ist, führt der Verkehr für Velofahrer nicht selten zu gefährlichen Situationen.
Das Problem: Der offizielle Veloweg und auch die Seen-Route von Schweiz Mobil führt über diese Strasse. Eine schlaue Alternative, um zügig ins Ägerital zu gelangen, gibt es nicht. Auch lässt sich die Strasse nicht so einfach verbreitern, da sie von Häusern gesäumt ist und das Gelände stellenweise steil in Richtung Lorze abfällt.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
was der Kanton Zug bezüglich Veloführung plant
warum Velos dafür mehrmals die Hauptstrasse überqueren müssen
was eine Geschwindigkeitsreduktion auf der Strecke bringen könnte
Das Nadelöhr Neuägeri soll entlastet werden
Das Nadelöhr rund um Neuägeri beschäftigt die Politik schon lange. Seit der gescheiterten Abstimmung zum Umfahrungstunnel Unterägeri im März 2024 ist klar, dass das besagte Gebiet auch in Zukunft einer hohen Verkehrsbelastung ausgesetzt sein wird. Unter Berücksichtigung der aktuellen Begebenheiten publizierte die Zuger Baudirektion vor kurzem eine Studie mit möglichen Lösungsansätzen.
Die Planung sieht vor, im ersten, unteren Abschnitt zwischen Knotenpunkt Schmittli und «Rössli» einen drei Meter breiten kombinierten Fuss-und-Velo-Weg in Richtung «Rössli» sowie einen 1,5 Meter breiten Velostreifen in der Gegenrichtung zu schaffen.
Im zweiten Abschnitt, also vom «Rössli» bergwärts bis zur Spinnerei Unterägeri, soll ein vier Meter breiter kombinierter Fuss-und-Velo-Weg entstehen, der den Veloverkehr in beide Richtungen ermöglichen würde. Dieser soll auf der Seite der Lorze gebaut werden. Die Engstelle bei der Spinnerei soll dabei umschifft werden. Dies mittels einer Velobrücke, die über die Lorze führt und in die Zimmelstrasse münden würde (zentralplus berichtete).
Offene Fragen zu E-Bikes, Strassenquerungen und Tempo 30
Die Studie befindet sich bei den betroffenen Gemeinden bis am 17. März in der Vernehmlassung. Fragen gibt es bereits einige. Gleich 19 Stück stellt der ALG-Kantonsrat Ivo Egger dem Zuger Regierungsrat in einer nicht mehr ganz so «kleinen Anfrage». «Wenn die Pläne so umgesetzt werden, wie mit der vorliegenden Variante vorgesehen, haben wir grosse Bedenken», sagt der Baarer auf Anfrage. «Mit meiner ‹kleinen Anfrage› geht es mir darum, herauszufinden, ob sich der Kanton über alle vorherrschenden Begebenheiten die nötigen Gedanken gemacht hat.»
Skeptisch ist Egger insbesondere bezüglich dem Umstand, dass Velofahrerinnen, die talwärts unterwegs sind, die Strasse mehrmals queren müssten. Dies zunächst in Unterägeri vor der Spinnerei. Dort führt der Veloweg von der Alten Landstrasse hinab zur Hauptstrasse. Diese müsste gemäss Plänen gekreuzt werden, um von der Zimmelstrasse mittels Brücke auf den neuen Veloweg zu gelangen.
In Neuägeri, beim Rössli, müssen Velofahrer die Hauptstrasse erneut kreuzen, um rechterhand auf dem Velostreifen weiterfahren zu können. «Zuletzt zweigen die meisten Velofahrerinnen dann beim Schmittli in Richtung Allenwinden, Menzingen oder ins Lorzentobel ab. Es folgt also in vielen Fällen eine dritte Strassenquerung.»
Ein weiteres Fragezeichen setzt Egger hinter das Thema Pedelec. «Die schnellen Elektrovelos, die mit bis zu 45 km/h unterwegs sind, dürfen eigentlich nicht auf dem Radweg fahren. Das bedeutet, dass diese sowieso ihren Raum auf der Strasse in Anspruch nehmen werden.»
Grösserer Landverbrauch versus grössere Sicherheit
Er selber sei unschlüssig, wie die beste Möglichkeit aussehe. «Bezüglich Sicherheit macht es sicher Sinn, die Velowege wo möglich vom Rest der Verkehrsteilnehmer zu separieren, jedoch möglichst ohne Querungen von Strassen.» Ökologische Aspekte sprächen jedoch gegen zusätzliche Versiegelungen. «Es stellt sich für mich die Frage, ob separate Fahrbahnen für die effektive respektive die zu erwartende Zahl der Velofahrer auf dieser Strecke tatsächlich erforderlich sind.»
Er ergänzt: «Es wäre sicher sinnvoll, sich Gedanken zu machen über eine Geschwindigkeitsreduktion auf diesem Streckenabschnitt.» Werde die Geschwindigkeit grundsätzlich reduziert, könnte die bisherige Strassenfläche zugunsten der Velofahrer neu verteilt werden.
Tempo 30 als gangbarer Weg?
Die Idee der Temporeduktion gefällt auch Dani Brunner. Der Stadtzuger kämpfte jahrelang für Tempo 30 auf der Grabenstrasse; dies mit Erfolg (zentralplus berichtete). Heute müssen Autofahrer den Fuss konsequent vom Gas nehmen.
Auch beim Abschnitt Schmittli–Unterägeri sieht Brunner dies als gangbaren Weg. Beim besagten Strassenabschnitt handle es sich um eine sehr lärmexponierte Strecke. «Und es ist mittlerweile erwiesen, dass Tempo 30 auch auf Hauptstrassen nicht ausgeschlossen ist.»
Brunner verweist auf einen technischen Bericht aus dem Jahr 2009 bezüglich der Lärmsanierung dieses Abschnitts. Dort hiess es, dass bei 34 der insgesamt 52 Gebäude auf dem Perimeter «der Alarmwert erreicht oder überschritten» sei. Das Tiefbauamt des Kantons Zug schlug damals die Prüfung von Schallschutzfenstern an den betroffenen Gebäuden vor. Am Strassenbelag wurde jedoch nichts geändert. Sowohl Brunner als auch Egger fordern darum, dass im Zuge der Anpassung der Radführung auch eine effektive Lärmsanierung mittels Temporeduktion und lärmarmem Belag vorgenommen wird. Egger weist darauf hin, dass dies den heutigen rechtlichen und technischen Anforderungen entspreche.
Journalistin und langjährige Autorin bei zentralplus. Schreibt über politische Querelen, aufregende Bauprojekte und gesellschaftlich Bewegendes. Am liebsten jedoch schreibt sie über Menschen. Und natürlich Hunde.