Scharf war die Rhetorik, als der Touring Club Schweiz (TCS) – Sektion Waldstätte am Mittwoch drohte, den geplanten Durchgangsbahnhof Luzern (DBL) «auf politischer und juristischer Ebene zu bekämpfen». Wenn der Kanton den drei «strategischen Forderungen» des Verbands nicht nachkomme (zentralplus berichtete).
In seinem Schreiben kritisierte der TCS, dass die aktuelle Planung für die Verkehrsführung rund um den Tiefbahnhof den ÖV und Langsamverkehr bevorzuge. Und den Autoverkehr vernachlässige. Weil der Bahnhofplatz autofrei wird, sollen Autos künftig nur noch via Tribschenquartier zum Bahnhofsparking fahren dürfen.
Autofreundlicher Verband baut Druck auf – Kanton reagiert
Peter Schilliger, Präsident des hiesigen TCS und FDP-Nationalrat, sprach gegenüber zentralplus von einer «Diskriminierung von Automobilisten». Der Umweg sei ausserdem schlecht fürs Tribschenquartier. Er sagte: Es scheine, als gebe der Kanton bei der Verkehrsplanung am DBL allen «linken Ideen» der Stadt nach.
Nun äussert sich Parteikollege und Baudirektor Fabian Peter (FDP) dazu. «Die Forderungen des TCS nehmen wir ernst und nehmen diese für die weiteren Abklärungen mit», schreibt er auf Anfrage. Die Ideen des TCS würden sich obendrein mit den «Prüfaufträgen» des Regierungsrats decken.
Das will der TCS am neuen Bahnhof erreichen
Erstens fordert der TCS, dass der Bahnhofplatz mindestens in einer Richtung für den Autoverkehr geöffnet bleibt. Zweitens sollen die 370 wegfallenden Parkplätze des Bahnhofparkings P1 ersetzt werden. Und drittens will der Verband Haltekanten für Kurzzeitparkierer nahe am Bahnhof.
Auch der Kanton denke über eine «direktere Erschliessung der Parkhäuser» beim KKL nach und halte ein «ausreichendes Parkplatzangebot» am Bahnhof für zentral, schreibt Fabian Peter. Gemeinsam mit der Stadt Luzern suche man Lösungen, die Parkplätze des P1 – das Parkhaus wird einem Zugtunnel für den DBL weichen – zu ersetzen.
Am 1. Juli haben sich die Stadt, der Kanton und weitere Partner geeinigt, einen Masterplan zu erstellen, wie das Bahnhofsquartier 2040 aussehen soll. Und wie die verschiedenen Verkehrsmittel den DBL in Zukunft erreichen können (zentralplus berichtete). Alle aktuellen Planungen, auch der Umweg für Autos via Tribschen, sind somit nur provisorisch.
Aktuelle Pläne für den Bahnhof Luzern sind nur erste Ideen
Bisher sehen die Pläne einen autofreien Bahnhofplatz, eine autofreie Zentralstrasse, separate Busstrassen und drei Bushubs rechts, links und vor dem Bahnhof vor.
Wie offen die Ideensuche ist, machen die weiteren Sätze des Baudirektors klar: «Als Alternative zur MIV-Zufahrt via Tribschen untersucht der Kanton beispielsweise, ob eine Tunnellösung ab der Zentralstrasse/Bundesplatz möglich ist.» Sprich: ein Autotunnel von der Neustadt zu den Parkhäusern hinter der Universität Luzern.
Deutlich günstiger als ein Autotunnel unter den Gleisen – und damit wohl auch realistischer – wäre eine Teilöffnung des Bahnhofplatzes für Autos. Auch davon schreibt Fabian Peter. Autos könnten aus Richtung Pilatusstrasse direkt zum KKL fahren, nur der Linksabbieger aus Richtung Seebrücke würde verschwinden. Fix ist – wie gesagt – auch das noch nicht.
Der Baudirektor sagt: «Einfache Lösungen wird es nicht geben.» Der Kanton sei aber zuversichtlich, eine «mehrheits- und zukunftsfähige Lösung» zu finden, in Zusammenarbeit mit Quartieren, Verbänden und Anrainern.
Kanton Luzern will TCS auf seiner Seite wissen
Dass er bei diesem Ringen und bei der politischen Arbeit für den ersehnten Tiefbahnhof auf die Unterstützung des TCS mit seinen 60’000 Mitgliedern zählen will, verwundert nicht. Denn der Bau des DBL steht auf einem wackeligen Fundament, mahnen Zentralschweizer Politiker (zentralplus berichtete).
Kosten wird der DBL den Bund wohl 3,3 Milliarden Franken, die Bauzeit soll 11 bis 13 Jahre betragen. Voraussichtlich 2027 wird das Bundesparlament mit der Botschaft 2026 entscheiden, ob der Bahnhof finanziert werden kann. Und ob der Bau Anfang der 2030er-Jahre beginnt. Ebenfalls 2027 sollen die Ergebnisse des Masterplans vorliegen – damit Bund, Kanton und Stadt ihre Baupläne abstimmen können.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.
Naja, der TCS hat nur so viele Mitglieder, weil man mit jeder Versicherung die Mitgliedschaft nachgeworfen bekommt. Der TCS bietet mittlerweile sogar Veloversicherungen an, brüstet sich aber damit, dass alle Mitglieder nur Autofans seien.