Veloförderung mit «Softmassnahmen»

In Zug kämpft neu ein Velorat für Anliegen der Velofahrer

Wo drückt Zuger Velofahrern der Schuh? Ein neuer Velorat soll das herausfinden und das Problem mit einfachen Massnahmen lösen. (Bild: Andreas Busslinger)

Die Zuger Regierung will mit dem Velorat ein neues Gremium zur Förderung des Veloverkehrs schaffen. Pro Velo Zug wird Teil davon sein – ist vom Vorhaben aber nicht restlos überzeugt.

Zug ist mit der höchsten Autodichte in der Schweiz zweifellos ein Autokanton. Das Velo fristete daneben lange ein Schattendasein. Langsam kommt nun aber Bewegung in die Sache.

In den vergangenen Monaten hat der Kanton beispielsweise das kantonale Velonetz überarbeitet. Der Entwurf des überarbeiteten Velonetzes kommt 2023 in den Kantonsrat und wird anschliessend im Richtplan festgesetzt.

Neu will die Zuger Regierung zudem einen Velorat gründen. Das Gremium soll sich in den kommenden fünf Jahren für die Förderung des Veloverkehrs einsetzen. Das geht aus einem Bericht und einem Antrag der Regierung hervor.

Siebenköpfiger Velorat bestimmt über Softmassnahmen

Konkret: Der neue Velorat soll sich aus sieben Personen zusammensetzen. Nebst zwei Vertreterinnen aus der kantonalen Verwaltung sitzt im Velorat eine Vertretung aus einer Gemeinde, von Pro Velo Zug, der IG Mountainbike, Zug Tourismus sowie aus der Privatwirtschaft. Dem Rat stehen in den kommenden fünf Jahren insgesamt eine Million Franken für sogenannte «Softmassnahmen» zur Verfügung.

Diese Massnahmen sollen das Velofahren attraktiver machen und sind schnell umsetzbar. Es handelt sich dabei explizit nicht um bauliche Massnahmen, um die Strasseninfrastruktur zu verbessern, sondern um kleinere Alternativprojekte. Die Zuger Regierung schlägt beispielsweise vor: Denkbar seien Massnahmen im Bereich der Ausbildung, zum Beispiel mit Kursen für Seniorinnen oder Ausländer oder kleinere Infrastrukturprojekte wie Pumpstationen, Veloverleihsysteme oder eine verbesserte Signalisation der Velorouten.

«Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.»

Victor Zoller, Co-Präsident Pro Velo Zug

Auch der Aufbau von Datengrundlagen, zum Beispiel mittels Velozählstellen, sei denkbar. Vielerorts würden nämlich entsprechende Zahlen fehlen, um konkrete Massnahmen treffen zu können. Im Weiteren soll der Velorat die Möglichkeit haben, Kommunikationsmassnahmen oder Kampagnen zur Sensibilisierung für Velothemen zu unterstützen.

Die Regierung schreibt dazu: «Der Velorat entscheidet, welche Massnahmen mit dem jährlich zur Verfügung stehenden Kantonsbeitrag umgesetzt werden. Er beurteilt die Wirkung der getroffenen Massnahmen, setzt Impulse für neue Massnahmen.»

Pro Velo Zug ist zufrieden, aber ...

Wie erwähnt ist auch Pro Velo Zug künftig Teil des Velorats. Sehr zur Freude des Co-Präsidenten Victor Zoller: «Wir sind dankbar für jedes Gremium und für jede Plattform, wo wir unsere Interessen einbringen können», sagt er auf Anfrage. Dass der Kanton die Veloförderung vorantreibt, sei an der Zeit gewesen, betont Zoller: «Endlich läuft was. Man merkt, dass der Kanton wegen des neuen Veloweggesetzes auf Bundesebene unter Druck geraten ist.»

Victor Zoller, Co-Präsident Pro Velo Zug. (Bild: Pro Velo Zug)

Restlos glücklich ist der Co-Präsident von Pro Velo Zug mit der Idee des Velorats aber nicht. Einerseits sei er skeptisch, wie schnell sich die Massnahmen des Rats letztlich umsetzen lassen. Andererseits kritisiert er das Budget, das dem Rat künftig zur Verfügung stehen soll. «Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein.»

Die Hauptprobleme bleiben bestehen

Tatsächlich klingt eine Million Franken für Softmassnahmen zwar nach viel – doch gerade im reichen Kanton Zug ist es vergleichsweise wenig Geld, das hier in die Veloförderung gesteckt wird. So hat im Mai die Stadt Luzern über einen Sonderkredit von rund 20 Millionen Franken zum Bau eines neuen Velonetzes abgestimmt – auf einer weitaus kleineren Fläche.

So zählt Victor Zoller eine lange Liste von Problemen auf, die der neue Velorat mit seinen Kompetenzen nicht wird lösen können: Mehr Rechtsabbiegemöglichkeiten bei roten Ampeln, mehr Platz fürs Velo an engen Stellen in der Stadt, Ausnahmeregeln für Velos in Einbahnstrassen und so weiter. «Wir begrüssen die Gründung eines Velorats. Aber er packt das Problem nicht bei der Wurzel.»

Sowieso ist das Geschäft noch nicht durch. Noch dieses Jahr soll es in den Kantonsrat zur Diskussion gelangen. Stimmt dieser dem Antrag der Regierung zu, wird der neue Velorat im Juli 2023 in Kraft treten.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Paul
    Paul, 26.07.2022, 16:25 Uhr

    Toll.
    Was läuft eigentlich mit dem Bireggwald trail welcher 2017 geplant wurde …

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  • Profilfoto von Arthur Huber
    Arthur Huber, 26.07.2022, 14:20 Uhr

    Eine Million Franken über fünf Jahre? Geht es nicht noch schmäler? Und zudem geht es noch ein Jahr bevor über allfällige Massnahmen diskutiert wird. Das ist alles sehr schwerfällig. Es müsste doch möglich sein, konkrete Massnahmen schneller umzusetzen. Beispiele gibt es genug. Ich bin bereit, meine Kräfte für Sofortmassnahmen einzusetzen.

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  • Profilfoto von Denunziant
    Denunziant, 26.07.2022, 13:27 Uhr

    Schönes Bild, dort ist übrigens Fahrverbot – auf den Holzbänken sowieso.

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  • Profilfoto von Hansruedi Küttel
    Hansruedi Küttel, 26.07.2022, 09:26 Uhr

    Ein Velorat, warum nicht? Lesen wir aber weiter: Die Senioren könnten Zielpublikum für Fahrkurse und Info-Anlässe sein. Im Velorat, wo sie ihre Anliegen und Bedürfnisse einbringen könnten, ist scheinbar kein Platz für sie vorgesehen.

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