Bye-Bypass-Fest

In Luzern wird gegen den Bypass gefeiert

Am Samstag fand in der Stadt Luzern eine Feier gegen das Bypass-Projekt statt. (Bild: cbu)

Es ist ein umstrittenes Verkehrsprojekt, das Luzern seit Jahren beschäftigt. Der Bypass in Kriens. In Luzern informierten Gegner am Samstag gegen das Projekt – mit einem Fest.

Vor den Toren Luzerns befindet sich einer der wichtigsten Verkehrsknoten der gesamten Schweiz. Die nationale Nord-Süd-Achse A2 und die Zürich-Zug-Achse A14 fliessen ineinander und treffen auf den regionalen Verkehr. Das Resultat sind rund 100’000 Fahrzeuge, die pro Tag den Reussporttunnel durchqueren – Tendenz steigend.

Das Problem soll das rund 1,75 Milliarden Franken teure Grossprojekt «Bypass» lösen, das hauptsächlich mittels zweier neuer Tunnelröhren durch den Sonnenberg und eines Ausbaus der A14 von vier auf sechs Spuren den Verkehr in den Griff bekommen soll. Rund zwölf Jahre soll die Bauzeit betragen und Luzern und Kriens nachhaltig verändern.

Wie bei einem Bauunterfangen dieser Grössenordnung zu erwarten, gehen die Meinungen dazu stark auseinander. Die wichtigsten Argumente der Befürworter und Gegner des Bypass-Projekts kannst du hier nachlesen.

Verkehrspolitik trifft auf Musik

Am Samstag hat sich das Gegenkomitee «Bypass Nein» in der Stadt Luzern lauthals Gehör verschafft. Es war nur einer der Anlässe, die im Rahmen des Aktionstages «Verkehrswende jetzt!» gesamtschweizerisch stattfanden. In Sursee wurden beispielsweise Parkplätze mit Liegestühlen besetzt.

Mit dem Fest ByeBypass haben die Gegnerinnen beim Pavillon am Seeufer ihre Argumente zwischen Musik und Festbetrieb noch einmal dargelegt. Schon in der Vergangenheit haben die Projektgegner auf sich aufmerksam gemacht (zentralplus berichtete).

Zwischen Foodständen – unter anderem von Prostir (zentralplus berichtete) – fanden sich auch noch Zeltstände mit anderen Anliegen. Der Klimastreik war ebenso vertreten wie WWF und Pro Velo. Das graue Regenwetter machte dem Anlass allerdings einen Strich durch die Rechnung. Zwar sind trotz Regen einige Leute am Quai anwesend, ein grosser Teil der Konzertbestuhlung blieb jedoch leer. «Schade, dass es regnet. Sonst hätte es hier viel mehr Leute gehabt», sagt uns ein älterer Herr.

Trotz allem schätzten die anwesenden Gäste den Anlass. «Ich finde es wichtig, dass die Bevölkerung über dieses Projekt richtig aufgeklärt wird», sagt uns beispielsweise eine Mutter. Ein junger Mann hingegen ist vor allem hier, weil sein Kumpel heute auf der Bühne spielt. Als zwei Mädchen ihm einen Festpin verkaufen wollen, lehnt er höflich ab.

Prominente Namen in Luzern

Zwischen Konzertauftritten von Bands wie El Ritschi, Mother's Pride und Jasmin Larue waren verschiedenste Reden eingestreut. Darunter vom Quartierverein Obergrund, GLP-Nationalrat Roland Fischer, Grüne-Nationalrat Michael Töngi und Mitte-Emmen-Präsident Christian Meister.

Sie alle sprachen sich noch einmal in aller Deutlichkeit gegen das Grossprojekt aus, wiesen auf die Nachteile hin. «Unsere Gemeinde hat Einsprache erhoben und fordert Nachbesserungen», sagte beispielsweise Christian Meister von der Mitte Emmen. «Aber nach zwei Jahren Wartezeit gibt es statt Verhandlungen nur eine schriftliche Antwort. Man schiebt die Verantwortung ab.»

«Ein Projekt aus dem letzten Jahrtausend»

«Der Bypass bleibt eine Bedrohung für die Wohnquartiere, besonders für das Obergrundquartier», heisst es seitens des Quartiervereins. Co-Präsident Andreas Gervasi kritisiert unter anderem, dass nebst dem Bypass noch weitere Grossbaustellen wie etwa der Durchgangsbahnhof den Stadtverkehr stark beeinträchtigen würden. «Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass die Entwicklungen wesentlich schneller vorangehen, als man bisher angenommen hatte.» Darum würde der Bypass keinen Beitrag zu den aktuellen Mobilitätskonzepten leisten. Kurz: «Der Bypass ist ein Projekt aus dem letzten Jahrtausend», so Gervasi.

Auch wenn noch nicht klar ist, wann, ob und in welcher Form das Nationalstrassenprojekt umgesetzt wird, bleibt die Tatsache, dass das Thema noch für viele hitzige Diskussionen sorgen wird.

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort
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4 Kommentare
  • Profilfoto von Zeit_Geist
    Zeit_Geist, 20.09.2022, 08:00 Uhr

    Wer Strassen sät, erntet Verkehr.
    In und um Luzern werden wir weiter im Verkehr versinken. Dazu 12 Jahre Bauarbeiten bei welchen Strassen gesperrt werden und der gesamte Verkehr über die Stadt Luzern umgeleitet wird. Danke, aber Danke nein!
    Zum Schluss haben wir für 1,7 Milliarden eine Staustrasse finanziert, welche uns noch mehr Probleme beschaffen wird. Denn wohin sollen denn dieser motorisierte, Individual-Verkehr hin? In die Stadt? Richtung Hergiswil oder Rothenburg? Irgendwo lauert die nächste Überlastung.
    Dazu müssen wir zwingend das Pariser Klimaabkommen erfüllen, bis jetzt verfehlen wir die Ziele eindeutig. Hier sollte die Politik die Verwaltung dringend in die Pflicht nehmen, sonst kostet es uns Steuerzahlende zum Schluss noch mehr, von der Aufheizung von Versiegelten Flächen ganz zu schweigen.
    Unser KMU mit Einsatzfahrzeugen muss fahren können, alle anderen sollen mit attraktiven Preisen und Fahrplänen sowie sicheren Fahrspuren für Velos zum Umsteigen bewegt werden. Für 1,7 Milliarden wäre da so einiges möglich.

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    • Profilfoto von Thomas Aeberhard
      Thomas Aeberhard, 20.09.2022, 08:24 Uhr

      Es geht beim Bypass nicht um den Verkehr in der Stadt Luzern, sondern um eine Autobahnumfahrung, die heute teilweise einspurig geführt wird und um die Gemeinden rund um Luzern, die täglich im Stau versinken. «Unser KMU mit Einsatzfahrzeugen muss fahren können, alle anderen sollen….» Sie sehen aber schon auch, dass das reichtlich egoistisch klingt? Viele meiner Geschäftskollegen kommen aus dem Hinterland oder dem Entlebuch und arbeiten Schicht. Sollen die täglich 60 oder 80km mit dem Velo fahren?

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  • Profilfoto von Christian Meister
    Christian Meister, 17.09.2022, 23:35 Uhr

    …alle sprachen sich noch einmal in aller Deutlichkeit gegen das Grossprojekt aus… Diese Aussage stimmt so nicht ganz. Ich spreche mich nicht gegen einen Bypass aus. Aber gegen das aktuell geplante Projekt. Das habe ich in meiner Rede mehrmals erwähnt. So habe ich beispielsweise am Schluss den Bund und den Kanton aufgefordert sich mit den Betroffenen an einen Tisch zu setzen und gemeinsam eine mehrheitsfähige Lösung zu suchen.

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    • Profilfoto von Sepp
      Sepp, 18.09.2022, 10:20 Uhr

      Dieser Tisch muss aber ein grosser sein, denn betroffen sind viele in der ganzen Schweiz und im Ausland. Private sowie die Wirtschaft.

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