Sie fährt grosse Motorräder, trägt schwarze Lederklamotten, ist Teil einer Szene, die gerne unter sich bleibt, und meldet sich bei zentralplus. Denn eine neue Kantonsstrasse in der Gemeinde Hünenberg sorgt bei ihr und ihren Kollegen für Unsicherheit.
Sara*, die eigentlich anders heisst, aber ihren Namen in keiner Zeitung lesen will, sagt am Telefon: «Die Hindernisse mitten auf der Strasse sind wirklich gefährlich – besonders in der Nacht ist die Lage unübersichtlich.» Die Rede ist von der nigelnagelneuen Drälikerstrasse in Hünenberg.
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wofür die neue Strasse gebaut wurde
ob den Töfffahrern bereits etwas passiert ist
wie der Kanton Zug die auffälligen Hindernisse erklärt
In den vergangenen zwei Jahren hat der Kanton Zug die Drälikerstrasse zwischen der Chamer- und Kanalstrasse erneuert. Es handelt sich um den wichtigen Strassenabschnitt von Hünenberg in Richtung Sins im Kanton Aargau. Inzwischen sind die Arbeiten fast abgeschlossen.
Das Trottoir wurde verbreitert und für den Veloverkehr bergauf freigegeben. Die Hänge wurden stabilisiert, Leitungen verlegt, Lärmschutzwände errichtet und die Kurve beim Dorfschild Hünenberg verbreitert und neu unterfangen. Ausserdem gelten auf dem Abschnitt nun 50 statt 60 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit.
Motorräder im Konvoi kommen den Hindernissen gefährlich nahe
Für Sara ist das alles irrelevant. «Mit solchen Hindernissen nützt die ganze Verbreiterung der Strasse nichts», sagt sie vehement. Sie spricht von den neuen Ausbuchtungen auf der Hangseite.
An mehreren Stellen, wo Grundstückseinfahrten oder Wege die Kantonsstrasse treffen, hat der Kanton Ausbuchtungen errichtet, die wie niedrige Trottoirs aussehen. Sie ragen in die hangseitige Fahrbahn und sind mit einem roten Pfosten markiert.
Sara sagt: «Ich als Töfffahrerin fahre häufig mit anderen versetzt im Konvoi. Diese Hindernisse sind kaum zu sehen – die Situation ist wirklich sehr gefährlich.» Tatsächlich liegt mindestens eine der Ausbuchtungen in einer Rechtskurve und ist erst kurz davor zu sehen. Nachts könnte das zum Problem werden.
Kanton Zug beruhigt
Was sagt der Kanton zu dem Hindernisparcours, den er der Gemeinde Hünenberg vor die Tür gesetzt hat? Kantonsingenieur Marc Amgwerd beruhigt: Die Baustelle laufe noch.
Es fehle noch der lärmmindernde Deckbelag, also die oberste Schicht der Fahrbahn. Danach wird der Kanton Abweislinien markieren, die frühzeitig kenntlich machen, dass eine Ausbuchtung kommt. «Die roten Pfosten sind nur eine Übergangslösung», als Markierung für den Winterdienst, schreibt Amgwerd.
Warum braucht es die Ausbuchtungen überhaupt, die in die neue Fahrbahn ragen? Der Kantonsingenieur erklärt, dass die Flächen für «die Sicherheit» der ein- und ausbiegenden Autos und Fussgänger seien. Das heisst wohl: Von den kleinen Inseln aus kann man sich besser vergewissern, dass kein Auto bergab kommt.
Hünenberg: Strassenbauprojekt endet fast pünktlich
Geplant ist der Einbau des Deckbelags im Mai oder Juni 2025. Bis dahin bleibt die provisorische Lösung bestehen. Auf die Nachfrage, ob die Ausbuchtungen gefährlich seien, hat der Kanton nicht geantwortet.
Dafür zeigt der Termin für den Abschluss, dass die rund zweieinhalbjährige Baustelle fast pünktlich abschliessen wird (zentralplus berichtete). Ursprünglich war ein Bauende im Frühling 2025 angekündigt worden. Zur Abrechnung gibt es aktuell keine Angaben, die definitiven Kosten lägen erst nach dem Abschluss des Projekts vor, schreibt der Kantonsingenieur.
Für Sara und ihre Kolleginnen ist die Erklärung des Kantonsingenieurs eine gute Nachricht. In wenigen Monaten wird der Strassenabschnitt übersichtlicher sein – und dann auch sicherer. Bis dahin heisst es für die Töfffahrer: Langsam fahren und Augen offen halten. Vor allem nachts.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.