Hünenberg: Was soll das gelbe Holzbrett auf dem Trottoir?
An der Bushaltestelle Badi Hünenberg wird ein neues Podest getestet. (Bild: zvg)
Der Kanton Zug hat ein Problem: Eigentlich müssten alle Bushaltestellen längst barrierefrei sein, doch viele sind es nicht. Jetzt wird die Baudirektion kreativ.
Eine gelbe Plattform, aus Holz und wenige Meter lang: Sie soll in Zukunft dafür sorgen, dass Menschen mit Gehbehinderung, im Rollstuhl oder mit Kinderwagen besser in den Bus ein- und aussteigen können.
Offiziell wurde dieses Projekt der Zuger Baudirektion nirgends eigens vorgestellt. In einer neuen Stellungnahme auf ein Postulat des Kantonsrats Patrick Röösli (Mitte) wird es aber erwähnt. Röösli forderte, dass der barrierefreie Ausbau der Haltestellen in Zug schneller vorwärtsgehe.
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Schliesslich verlangt das Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes, dass der Umbau der Haltestellen bis Ende 2023 abgeschlossen ist. 20 Jahre hatten Kantone und Gemeinden dafür Zeit. Röösli fürchtet, in Zukunft könnten Klagen auf den Kanton Zug zukommen, wenn er seiner Pflicht jetzt nicht rasch nachkomme.
Auf Anfrage nennt Baudirektor Florian Weber (FDP) den Stand der Dinge: «Von den 283 Bushaltestellen ist rund die Hälfte hindernisfrei ausgebaut.» 112 Haltestellen sollten in den nächsten fünf Jahren anlässlich von Strassensanierungen folgen. Im Jahr 2030 seien dann nur noch 18 Bushaltestellen nicht ausgebaut.
Daher teilt die Zuger Regierung die Sorge von Röösli nicht. In ihrer Stellungnahme schreibt sie, es sei zweifelhaft, ob eine Klage Erfolg hätte – schliesslich sei der Umbau der Haltestellen weit fortgeschritten und der Kanton engagiert. Im Jahr 2024 seien zehn Bushaltekanten barrierefrei umgebaut worden, unter anderem beim Kolinplatz, Brüggli sowie Lorzen in Zug.
Noch schneller könne man nicht bauen – ausser mit dem Risiko, die gleiche Strasse nach wenigen Jahren erneut sanieren zu müssen, mahnt der Regierungsrat. Auch von den 91 Bushaltekanten, für welche die Stadt Zug zuständig ist, wurden bereits 52 behindertengerecht umgebaut. Weitere Umbauten seien in der Planungsphase, informiert die Stadt auf ihrer Website.
Bushaltestellen barrierefrei? Zug setzt jetzt auf Provisorien
Dennoch gibt es Haltestellen, an denen der Druck so hoch ist, dass auch die Baudirektion findet, sie müsse sofort handeln. Zum Beispiel bei der Haltestelle Badi Hünenberg. Dort plane die Direktion aktuell eine provisorische Übergangslösung, wie der Baudirektor gegenüber zentralplus ausführt.
Mit einem gelben Holzbrett will der Kanton die Anlegekanten in beiden Richtungen in einem Abschnitt erhöhen. So soll der Ein- und Ausstieg in den Bus leichter gelingen. Bisher hat der Kanton das Podest getestet – nun soll die Lösung fest installiert werden. Auch den Wartebereich will die Baudirektion dafür anpassen.
Weil das Projekt Bushaltestelle aber immer noch in der Planungsphase ist, könnte die Lösung am Ende auch anders aussehen als auf dem Titelbild dieses Artikels. Statt einer Holzkonstruktion sei auch ein Provisorium aus Kunststoffelementen denkbar, schreibt der Regierungsrat in seiner Stellungnahme auf das Postulat von Röösli.
Ausserdem betont der Baudirektor gegenüber zentralplus, das Holzbrett solle in Zug ein Sonderfall bleiben: «Provisorische Ausbauten sollen nur in Ausnahmefällen erfolgen, wenn auch langfristig kein Sanierungsprojekt vorgesehen ist.»
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.