Wenn alle im Kanton gleichzeitig unterwegs sind

Günstiger Bus und Zug fahren? Das sagt Zug zu Sparbilletten

ALG-Kantonsrat Luzian Franzini will Sparbillette für Zuger Busse. (Bild: zvg)

Mit Sparbilletten sollen überfüllte Zuger Busse und Züge zu Stosszeiten entlastet werden. Die Zuger Verkehrsbetriebe und der Regierungsrat glauben aber nicht an den Nutzen. Das sorgt für Unverständnis.

Die SBB bieten seit 2014 sogenannte Sparbillette an. Dabei handelt es sich um stark vergünstigte Tickets für Verbindungen während den Randzeiten. Je nach Ziel und Verbindung spart man so schnell über zehn Franken pro Billett – oder man erhält ein kostenloses Upgrade für die erste Klasse.

Das ist nicht nur für den Passagier ein interessantes Angebot, auch die SBB profitieren. Passagiere mit Sparbillett sind zu Randzeiten unterwegs und entlasten somit überfüllte Pendlerzüge während den Stosszeiten. Bei der Kundenverteilung besteht im Schweizer Zugnetz nämlich noch viel Luft nach oben. 2019 waren die SBB-Züge im Fernverkehr im Durchschnitt nur zu 30 Prozent ausgelastet.

Zuger Kantonsräte fordern Sparbillette

Auch im Kanton Zug besteht das Problem, dass morgens und abends alle gleichzeitig Bus und Zug benutzen wollen – in der Zeit dazwischen herrscht in den Fahrzeugen dafür gähnende Leere. Dem will ein parteiübergreifender Vorstoss im Zuger Kantonsrat entgegenwirken. Unterzeichner sind Luzian Franzini, Ivo Egge und Hanni Schriber-Neiger von der ALG sowie Benny Elsener von der Mitte (zentralplus berichtete).

«Sparbillette bringen im Gebiet des Tarifverbunds Zug nicht den notwendigen Anreiz, um Fahrgäste auf die Nebenverkehrszeiten zu lenken.»

Zuger Regierungsrat

Franzini führt aus: «Gewisse Linien weisen eine fünf- bis sechsmal höhere Nachfrage in den Spitzenstunden morgens um 7 Uhr beziehungsweise nachmittags um 17 Uhr auf als in der übrigen Tageszeit.» Mit Sparbilletten sollen diese Verkehrsspitzen gebrochen werden.

Regierung blockt ab

Das klingt zwar einleuchtend – ist es aus Sicht der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) sowie des Zuger Regierungsrats aber nicht. Das geht aus der Antwort der Regierung auf das Postulat hervor. Die Begründung: Beide glauben nicht an den lenkenden Effekt von Sparbilletten.

«Im Kontext der Kundenlenkung bringen Sparbillette im Gebiet des Tarifverbunds Zug nicht den notwendigen Anreiz, um Fahrgäste auf die Nebenverkehrszeiten zu lenken», heisst es in der Antwort des Regierungsrats. Das Einzugsgebiet der ZVB sei zu klein, um genügend attraktive Rabatte zu gewähren.

«Der Kanton Zug verfügt über ein Eigenkapital von 1,6 Milliarden Franken. Dieses Geld muss für Projekte investiert werden, von welchen die Zuger Bevölkerung einen Mehrwert hat.»

Luzian Franzini, Kantonsrat ALG

Zudem reisen im Zuger ÖV offenbar fast nur Pendler und Schülerinnen. Diese seien sowieso schon im Besitz eines Abonnements. Zug habe schweizweit eine der höchsten Abonnementsdichten, begründet die Regierung ihre Zweifel an den Sparbilletten. Zudem sind Pendlerinnen und Schüler zeitlich weniger flexibel als Personen, die im Freizeitverkehr reisen. Wenn die Schule um 8 Uhr beginnt, ist ein günstiges Ticket um 9 Uhr unbrauchbar.

Und natürlich spielt auch das Geld eine Rolle: «Einer Einführung von Sparbilletten im Personenverkehr steht der Regierungsrat kritisch gegenüber, da die wegfallenden Erlöse zu höheren Abgeltungsbeiträgen der öffentlichen Hand führen.» Anders gesagt: Der Kanton will nicht für die Verluste aufkommen, die durch die günstigeren Tickets entstehen.

Nutzen von Sparbilletten sei bewiesen

ALG-Kantonsrat Franzini ist enttäuscht über die negative Haltung der Regierung. Das Kostenargument lässt er nicht durchgehen. «Der Kanton Zug verfügt über ein Eigenkapital von 1,6 Milliarden Franken», sagt er. «Dieses Geld muss für Projekte investiert werden, von welchen die Zuger Bevölkerung einen Mehrwert hat. Im ÖV ist dies definitiv der Fall.»

Und auch den angeblich mangelnden Effekt von Sparbilletten bei der Kundenlenkung stellt er infrage. «Für diese Behauptung liefert die Antwort der Regierung jedoch keine Belege. Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen eigentlich ganz klar, dass mit Sparbilletten eine Lenkungswirkung passiert.» Franzini zitiert eine Studie der Hochschule Luzern, die sowohl im Freizeitverkehr als auch bei Pendlern einen Effekt von Sparbilletten beobachtet.

Und er nennt Zahlen aus dem Geschäftsbericht der SBB aus dem Jahr 2019, welche die Studienergebnisse der Hochschule Luzern unterstreichen: «Im Jahr 2019 haben rund drei Millionen Kunden die Fahrt mit der Bahn nur dank des Rabatts unternommen.» Jedes vierte Sparbillett sei demnach von einer Person benutzt worden, die ohne Rabatt das Auto anstelle des Zugs genommen habe.

Ganz aufgeben wird Franzini noch nicht. Er kündigt an, sich bei der entsprechenden Ratssitzung zumindest für einen Pilotversuch mit Sparbilletten einzusetzen.

Verwendete Quellen
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