Diskussion läuft seit Jahren

Gefährlicher Krienser Schulweg: Problem bleibt ungelöst

Durch die engen Strassenverhältnisse müssen Autos oftmals auf den Fahrradweg oder auf die gestreifte Fläche für Fussgänger ausweichen.

(Bild: Dave Büttler)

Die Verkehrssituation an der Amlehnstrasse in Kriens gestaltet sich völlig unübersichtlich. Ausgerechnet vor einem Schulhaus. Nach jahrelangem Stillstand kommt nun langsam Bewegung in die Sache.

«Ich bin schockiert. Heute Morgen gab es erneut einen Velounfall in der Hochgefahrenzone vor unserem Haus.» So beginnt eine Nachricht, die unsere Redaktion am Mittwochmorgen erreicht hat.

Die Dramatik der Nachricht liess uns aufhorchen. «Hochgefahrenzone»? Gemeint ist damit aber nicht etwa ein Unfall Hot-Spot in der Stadt Luzern, wie zum Beispiel am am Bundesplatz oder auf dem Bahnhofplatz. Sondern die Amlehnstrasse in Kriens, eine unscheinbare Quartierstrasse. Diese führt parallel zur Luzernerstrasse direkt von Kriens nach Luzern.

Amlehnstrasse: beliebte Achse für Velos und Schleichverkehr

Weil sie abseits der Hauptstrasse die Städte Kriens und Luzern so gut miteinander verbindet, ist die Amlehnstrasse bei Velofahrern in beide Richtungen äusserst beliebt. Die Strasse dient gerade zu Stosszeiten auch als Schleichweg für Autofahrer, um den Verkehr auf der Luzernerstrasse zu umgehen.

Der viele Verkehr macht die Strasse aber nicht gleich zur Hochgefahrenzone. Strassenbaulich problematisch ist jedoch der Abschnitt zwischen Kupferhammer und dem Amlehnschulhaus. Denn die Situation ist völlig unübersichtlich. Die Strasse ist relativ schmal, aber in beide Richtungen befahrbar. Es gilt Tempo 40. Auf beiden Strassenseiten gibt es einen Velostreifen. Auf der einen Strassenseite hat es ein normales Trottoir. Dort befinden sich auf der Höhe der Bäckerei Koch/Moos zwei Kundenparkplätze.

Die unübersichtliche Situation auf der Amlehnstrasse. Umfahrungsstrasse, Veloachse, Parkplätze und Schulweg kommen hier auf engstem Raum zusammen (rechte, obere Bildhälfte). Links das Schulhaus Amlehn. (Bild: Google Maps)

Auf der gegenüberliegenden Strassenseite jedoch hat es kein Trottoir. Ersatzweise ist eine Art Sperrfläche auf den Boden gemalt, die ein Trottoir darstellen soll. Doch die Fläche dient für Autos und Velos als Ausweichfläche, weil die eigentliche Strasse je nach Verkehrssituation zu schmal zum Kreuzen ist.

Ein bekanntes Problem

Neu ist dieser Zustand nicht. Bereits 2019 hatte sich der Anwohner Dave Büttler über die Situation beschwert (zentralplus berichtete). Weil das Amlehnschulhaus gleich an den beschriebenen Abschnitt angrenzt, passieren täglich zahlreiche Kinder diese Stelle auf ihrem Schulweg. Für Büttler seit Jahren eine untragbare Situation.

«Bei diesem Abschnitt der Amlehnstrasse muss sich endlich und sofort etwas ändern.»

Dave Büttler, Anwohner

Spätestens mit dem Velounfall, der sich am Mittwochmorgen ereignet hat, lüpfte es ihm endgültig den Deckel. Denn bei der Unfallverursacherin handelte es sich gemäss seiner Aussage nicht etwa um einen «rücksichtslosen Rüpel», sondern um eine nette Frau, die ihre Kinder zur Schule brachte und sich offenbar korrekt an Tempo-40 hielt.

Bei einem Überholmanöver habe sie aufgrund der engen Strassenverhältnisse einen Velofahrer touchiert, der daraufhin stürzte. Büttler stand nach dem Unfall mit dem Velofahrer in Kontakt und berichtet, dass sich dieser in einem völligen Schockzustand befand. Er konnte sich nicht einmal mehr an den Unfallhergang erinnern.

So schreibt Dave Büttler eine erzürnte Mail an den Krienser Stadtrat: «Die Strassensituation ist derart schlecht gestaltet, dass auch normale Verkehrsteilnehmer gefährliche Unfallverursacher sind. Das zeigt, dass sich hier bei diesem Abschnitt der Amlehnstrasse endlich und sofort etwas ändern muss!»

Die Statistik widerspricht ihm zwar. Denn gemäss Unfall-Erhebung des Bundes hat sich auf besagtem Abschnitt seit 2011 kein einziger Unfall ereignet. Oder es wurde keiner gemeldet. Denn auch die Polizei hat vom Vorfall vom Mittwochmorgen keine Kenntnis. «Es gibt verblüffend wenig Unfälle. Aber oft beschimpfen sich die Verkehrsteilnehmer hier gegenseitig, weil die Situation so unübersichtlich ist», sagt Anwohner Dave Büttler.

«Jeden Tag beobachte ich meine Tochter auf ihrem Weg mit einem Kloss im Hals.»

Facebook-Userin über Schulweg ihrer Tochter

Für ihn ist deshalb klar, dass es auf dem Abschnitt sofortige Massnahmen braucht: «Nirgends wäre eine Temporeduktion angebrachter als hier», fordert er.

Zuspruch auf Facebook

Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Auf Facebook hat er seinen Unmut in der Gruppe «Du besch vo Kriens, wenn ...» am Mittwochmorgen kundgetan. Der Beitrag löste zahlreiche Reaktionen von ebenso entrüsteten Krienserinnen aus.

So schreibt eine Userin: «Jeden Tag beobachte ich meine Tochter auf ihrem Weg mit einem Kloss im Hals. Ein Wunder, dass noch nichts Schlimmeres passiert ist.» Ein anderer schreibt: «Es ist Zeit, wirklich etwas zu tun. Weil es nicht eine Frage ist, ob wieder ein Unfall passiert, sondern wann.»

Sogar der grüne Kantonsrat Gian Waldvogel hat sich unter die Kommentatoren gemischt. Auch er kritisiert: «Die Situation ist wirklich unhaltbar – seit Jahren. Tempo runter und maximal ein Einbahn-Regime müsste rasch geprüft und umgesetzt werden.»

Am Donnerstagmorgen war der gesamte Facebook-Beitrag von Büttler bereits wieder gelöscht, allerdings nicht von ihm selbst, wie er auf Nachfrage berichtet.

Was macht der Stadtrat?

Wir bilanzieren: Ein altbekanntes Problem sowie jede Menge Krienserinnen, die sich darüber aufregen. Müsste das Thema also nicht schon längst im Stadthaus angekommen sein? Ist es auch, wie eine Nachfrage zeigt: «Das Thema ist bei uns im Stadtrat sehr präsent. Die jetzige Situation ist nicht befriedigend», sagt der Krienser Bauvorsteher Maurus Frey.

Die Stadt stehe im regelmässigen Austausch mit der Verkehrspolizei und habe von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) ein Gutachten erstellen lassen. Daraufhin hat die Stadt verschiedene kleinere Massnahmen getroffen, um die Stelle sicherer zu machen: Eine neue Markierung am Boden sowie mehrere Signalisations-Pfosten machen auf die spezielle Strassensituation aufmerksam.

«Wir müssen dort nach Lösungen suchen. Aber es müssen mehrheitsfähige Lösungen sein.»

Maurus Frey, Bauvorsteher Stadt Kriens

Der grosse Wurf ist das aber nicht. Und wie sich an der aktuellen Diskussion zeigt, vermochten die Massnahmen das Problem auch nicht zu beheben. Dessen ist sich Maurus Frey bewusst. Er hatte auf die Zentrums-Testplanung gehofft, in deren Rahmen auch Lösungen für das Verkehrsproblem auf der Schachen- und der Amlehnstrasse erarbeitet worden wären. Doch die Krienser Stimmbevölkerung hat die Testplanung bekanntlich versenkt. Deshalb ist die Politik nun wieder am Zug.

Einwohnerrat ist gefordert

«Wir müssen dort nach Lösungen suchen», sagt Frey und spielt den Ball gleich ans Parlament weiter: «Aber es müssen mehrheitsfähige Lösungen sein.» Doch im Krienser Einwohnerrat prallen verschiedenste Interessen aufeinander: «Es handelt sich um die wichtigste Veloachse zwischen Kriens und Luzern. Es ist aber auch eine viel genutzte Umfahrungsstrasse. Dieser Ausgangslage müssen wir uns auf der Suche nach Lösungen bewusst sein», mahnt daher der Krienser Bauvorsteher.

Für Dave Büttler ist diese Antwort ungenügend. Er plädiert für sofortige Massnahmen und befürchtet, dass sich der Einwohnerrat in langwierigen Diskussionen verzetteln wird. «Die Stadt scheint unfähig zu sein, nach einfachen Lösungen zu suchen.»

Für die besorgten Krienser Eltern geht das Bangen um ihre Kinder vorerst weiter.

Verwendete Quellen

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


9 Kommentare
  • Profilfoto von Margrit
    Margrit, 17.03.2022, 20:06 Uhr

    An dieser Stelle hatte ich enormes Glück, dass ich keinen Unfall hatte. Beim Linksabbiegen wollte mich ein schneller Autofahrer überholen. Er reagierte in letzter Sekunde, machte eine Vollbremsung, schlingerte Richtung Bäckerei und stoppte einen Zentimeter neben mir. Wir waren beide geschockt.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Enrico Ercolani
    Enrico Ercolani, 17.03.2022, 15:50 Uhr

    Als Einwohnerrat verhinderte ich damals die Einführung von Tempo 30 auf der Schachen-Amlehnstrasse. Die Begründung war, dass diese Geschwindigkeit für Velo- und Autofahrer sehr gefährlich ist. Ich schlug Tempo 40 vor. Die Gefahr wäre besonders von den Velofahrern, die schneller als Tempo 30 fuhren, ausgegangen. Rechts überholen hätte mit Sicherheit zu Unfällen geführt. Heute fahren Velos teilweise über 40 kmh, also so schnell wie Autos auf diesen Strassen! Mit den wenigen Unfällen die passieren, sollte deshalb nicht Tempo 30 für Autos eingeführt werden Dies würde die die Unfallgefahr erheblich erhöhen!
    N.B. Der Einwohnerrat hat damals mit grosser Mehrheit meinem Vorschlag für Tempo 40 zugestimmt!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von schaltjahr
      schaltjahr, 18.03.2022, 18:18 Uhr

      Was für ein Geschwafel. Sie versuchen nur eine der vielen unverdtändlichen Entscheide des Einwohnerates schönzureden. Das Krienser Parlament trägt eine grosse Mitschuld an der desaströsen Verkehrsplanung in Kriens.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Renggloch Böög
    Renggloch Böög, 17.03.2022, 15:06 Uhr

    Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es ein wunderbares Trottoir, von welchem man beim Amlehn wunderbar durch eine Lichtsignalanlage geschützt die Amlehnstrasse zum Schulhaus queren kann. Es gibt also keinen Grund, diesen Strassenabschbitt auf der Seite ohne Trottoir zu begehen. Also, hört endlich auf, diese 100 m suboptimale Fussgängerführung immer und immer wieder neu zu bequatschen.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 17.03.2022, 14:56 Uhr

    Seit Jahren herrscht in der Krienser Verkehrsplanung ein Chaos und jeder schiebt dem Anderen den Ball zu und steckt dann den Kopf in den Sand … Mit dem Kanton hat man keine fruchtbaren Diskussionen. Man hoffte auf die Verkehrspanung Zentrum, hat sich offenbar keine weiteren Gedanken gemacht … Oder Vergessen, wie zum Beispiel das Gesetz zur Behindertengerechten Gestaltung der Bushaltestellen .. ( Als stark Sehbehinderter währe ich froh um das .. )
    Einwohnerrat und Regierung sollen endlich ihre Verantwortung gegenüber den Einwohnern von Kriens wahrnemen und entsprechend Handeln.

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Philipp
    Philipp, 17.03.2022, 14:43 Uhr

    Es hätte genügend Platz für ein vernünftiges Trottoir. Das sieht man schon auf dem Bild. Weg mit dem kleinen Mäuerchen und 1 Meter nach rechts und alles ist gut. Aber vermutlich wehrt sich der Grundstückbesitzer.

    👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎2Daumen runter
  • Profilfoto von Werthmueller
    Werthmueller, 17.03.2022, 12:24 Uhr

    Ja der Einwohnerrat ist gefordert. Mit einem Verbot, dass Mütter ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren! Dieser Unfall hätte nähmlich vermieden werden können!

    👍3Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 17.03.2022, 12:09 Uhr

    Die Amlehnstrasse sollte schon vor ca. 10 Jahren in eine Einbahnstrasse umgewandelt werden. Ziel waren eine sichere Veloverbindung Kriens-Luzern und eine Reduktion des enormen Schleichverkehrs. Im Einwohnerrat kam das Geschäft durch, wurde aber im Nachhinein mit einem Referendum abgeschossen. Federführend war die Krienser SVP, mit Hilfe des lokalen Gewerbes. Man malte, wie immer in solchen Fällen, den Konkurs-Teufel aufgrund fehlender Parkplätze an die Wand, leider mit Erfolg. Inzwischen ist die Kupferhammer-Metzg längst eingegangen, und Koch hat seine Filiale an von Moos verkauft. Wirtschaftlicher Erfolg sieht wohl anders aus. Zeit für eine erneute Diskussion des Einbahnregimes oder wenigstens für den Bau eines anständigen Trottoirs.

    👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
    • Profilfoto von Philipp
      Philipp, 17.03.2022, 14:37 Uhr

      Warum haben wir auf der Amlehnstrasse enormen Schleichverkehr? Weil die Krienser Regierung in den letzten Jahrzehnten versagt hat und keine Lösung für den Verkehr auf der Luzernerstrasse hinbekommen hat. Und wenn man jetzt durch 30er Zonen, verkehrsberuhigtes Zentrum und Bushaltestellen auf der Fahrbahn die Situation noch weiter verschlechtern will, wird es noch schlimmer. Irgendwann steht der Verkehr von der Autobahn bis hoch ins Zentrum. Kriens muss endlich begreifen, dass wenn die Einwohnerzahl wächst, auch die Verkehrsinfrastruktur wachsen muss. Und nein, dass alle nur noch Velo und ÖV benutzen sollen ist keine Lösung, sondern nur eine Ausrede für das eigene Unvermögen.

      👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon