Es reicht mit Ausfällen – Château stoppt Gütschbahn-Zahlungen
Die Bahn hat eine lange und turbulente Geschichte. (Bild: Katalog der Standseilbahnen)
Die Gütschbahn ist für Hotelgäste und Anwohner ein wichtiges Verkehrsmittel, doch fällt sie regelmässig aus. Das sorgt für mehr Zündstoff als bisher bekannt.
Die Wirren um den Betrieb der schweizweit ältesten Anlage dieser Art bricht nicht ab: Wieder sorgt die Gütschbahn für Ärger. Die Anlage wurde im Jahr 1884 zusammen mit dem Hotel Château Gütsch erbaut und 2015 durch die Seilbahnfirma Inauen-Schätti zu zwei Schrägaufzügen umgebaut.
Anwohner fordern von der Stadt per Petition einen verlässlicheren Betrieb. Gleichzeitig hängt der Haussegen zwischen der Inauen-Schätti und der Eigentümerin der Bahn, der Château Gütsch AG, ziemlich schief. Dem Luxushotel reicht es endgültig.
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176 Meter lang ist die Strecke der Gütschbahn und überwindet dabei eine Höhendifferenz von 84 Metern. Eine Fahrt dauert unter zwei Minuten – wenn die Bahn fährt.
Denn seit die Stadtluzerner 2014 für die Wiederaufnahme des Betriebs votierten, kommt es regelmässig zu Ausfällen. Die Bahn gehört der Château Gütsch AG. Bis 2040 ist das Hotel vertraglich verpflichtet, das Bähnli zu unterhalten und zu betreiben.
Dessen Generaldirektor, Andreas Gartmann, sagte in der Vergangenheit, die Situation sei ihm ein Dorn im Auge. Nun wird er gegenüber zentralplus richtig konkret – und zeigt mit dem Finger auf die Firma, die die Bahn vor zehn Jahren umgebaut hat.
Château Gütsch macht Seilbahnfirma für Ausfälle verantwortlich
«Die Inauen-Schätti AG erfüllt ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht, nämlich die sorgfältige und getreue Ausführung der ihr übertragenen Arbeiten an der von ihr konzipierten und erstellten Gütschbahn», schreibt der Hotelmanager. Die Bahn habe seit der Erstellung Mängel, die immer wieder zu Ausfällen führen würden. «Dafür ist die Inauen-Schätti AG verantwortlich.»
Die Château Gütsch AG habe der Seilbahnfirma nun mitgeteilt, dass sie «jetzt endlich» die vertragsgemässen Arbeiten fristgerecht erledigen soll und dass «bis zu dieser Vornahme die Rechnungen offengehalten werden». Das Hotel hat somit aufgehört, seine Rechnungen zu zahlen.
Unterlassene Zahlungen werfen Fragen auf
Von diesem Zahlungsstopp hat zentralplus auch über andere Quellen erfahren. Dort hiess es, dies könnte ein Grund sein, warum Inauen-Schätti die Arbeiten an der Bahn zeitweise eingestellt hat. Vergangenes Jahr stand die linke Bahn ein halbes Jahr still.
Gartmann widerspricht. Das Problem sei gewesen, dass Inauen-Schätti Ersatzteile bei einem Drittlieferanten bestellen musste. Dies habe sieben Monate gedauert – und das Hotel sollte Vorauskasse leisten, was «vertraglich nicht vorgesehen» war. Hotel und Seilbahnfirma hätten ein «Service Agreement», das die Inauen-Schätti AG verpflichte, die Gütschbahn zu warten und Schäden «umgehend» zu beheben.
Seilbahnfirma nicht erreichbar – wiegelte früher aber ab
Die Inauen-Schätti lässt sich zu all dem nicht befragen. Der Geschäftsführer ist auf Wochen ferienbedingt nicht erreichbar, andere Mitarbeiter wollen auf Anfrage nicht sprechen.
Schon früher zeigte sich die Firma wenig auskunftsfreudig. Nach dem monatelangen Stillstand 2024 machte der Vorwurf die Runde, es handele sich bei der Bahn um eine Fehlkonstruktion, weil der Motor in der Tatstation zu wenig vor Witterung geschützt sei und eigentlich in die Bergstation gehöre. Inauen-Schätti widersprach – wollte sich in der «Luzerner Zeitung» aber nicht zu den Ausfällen der rechten Bahn äussern.
Schon damals kam die Idee auf, dass sich die Stadt Luzern am Unterhalt der Bahn beteiligen könnte. Nach Angaben von Gartmann kostete die Gütschbahn das Hotel im vergangenen Jahr etwa 300'000 Franken. Nun ist dieser Vorschlag aktuell wie nie.
Anwohner fordern einen sicheren Betrieb der Gütschbahn
Denn vor vier Wochen haben Anwohner der Gütschhöhe eine Petition bei der Stadt eingereicht. Verantwortlich dafür ist Fabian Biasio, ein Filmemacher und selbsterklärter Autohasser. Für ihn und seine Nachbarn ist die Gütschbahn die einzige ÖV-Verbindung zu ihrem Zuhause, einer Wohnsiedlung neben dem Hotel Gütsch (zentralplus berichtete).
Die Petition lancierte Biasio, nachdem die linke Bahn ein halbes Jahr stillgestanden hatte. Was ihn wundert: Nur wenige Tage nach der Lancierung im Sommer 2024 fuhr die Bahn wieder. Ein glücklicher Zufall, weil die notwendigen Ersatzteile geliefert wurden?
Biasio findet, dass die Stadt die Betriebskosten für diese ÖV-Verbindung oder alternativ für eine Buslinie auf den Berg tragen sollte. So steht es in der Petition, die 270 Menschen unterzeichnet haben. «Die Stadt hat 2024 ein Plus von 125 Millionen Franken gemacht – da sollte der Betrieb der Bahn doch drinnen liegen.»
Chàteau Gütsch und Stadt Luzern führen aktuell Gespräche
Auch Gütsch-Direktor Andreas Gartmann ist dafür offen. Mit der Umwelt- und Mobilitätsdirektion hätten bereits Gespräche stattgefunden, wie er schreibt. Das Hotel sei an der «Sicherstellung des Bahnbetriebs äusserst interessiert».
Die Stadt bestätigt die Gespräche auf Anfrage. Da die Petition noch hängig ist, will sie aber keine weiteren Auskünfte erteilen. Eine Petition ist rechtlich unverbindlich, muss aber behandelt werden.
Ein Verkauf der Bahn an die Stadt kommt für den Manager des Luxushotels dagegen nicht infrage: «Die Gütschbahn ist ein Teil des Château Gütsch mit der Tal- und Bergstation und gehört zur Identität des gesamten Komplexes.»
Auch dieses Jahr muss kräftig repariert werden
Derweil stehen am Gütsch bereits die nächsten Arbeiten an. Dieses Jahr sollen die Seile ersetzt werden sowie die Treibscheiben, die Rollen und Bremsen. Dazu gibt es ständige Probleme mit den isolierten Heizleitungen und den Schliesstüren. So beschreibt es Hoteldirektor Gartmann.
Er wiederholt den Hauptvorwurf: «Die technischen Herausforderungen sind ständig vorhanden, da es sich von Anfang an um eine Fehlkonstruktion handelt.» Der Motor in der Talstation, zu viele Winden, zu steile Entwässerung und häufige Benutzung seien verantwortlich. Die Seilbahnfirma hat dem stets widersprochen. Eine Anfrage von zentralplus ist hängig.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.