Pläne für Luzernerstrasse

Ebikon will raus aus dem Strassenlärm – mit Tempo 30?

Gilt auf der Luzernerstrasse künftig Tempo 30? (Bild: Archivbild: mik)

In Ebikon kämpfen Politik und Bevölkerung mit Enge, Lärm und Verkehr. Nun soll Tempo 30 das Dorfzentrum beruhigen – doch das ist erst der Anfang.

Die Krux der Gemeinde mit rund 14’600 Einwohnern ist bekannt: Ebikon ist topografisch und geografisch bedingt zu einem Schlauch in die Länge gezogen.

Das Dorf, das von der Einwohnerzahl her schon längst eine Stadt ist, liegt grösstenteils dicht gedrängt neben der auf vier Spuren ausgebauten und stark befahrenen Luzernerstrasse. Weil auch das Dorfzentrum an dieser Strasse liegt, können die «Äbiker» aufgrund der Enge im schmalen Rontal nur von einem verkehrsberuhigten Zentrum träumen. Kommt hinzu, dass die Gemeinde neben der schwierigen Verkehrssituation auch finanziell klamm ist.

Die Tatsache, dass die Gemeinde per Ende 2025 mit 4900 Franken pro Einwohner verschuldet sein wird, verzögert Investitionen zur nachhaltigen Weiterentwicklung. Der Bushub, neue Schulhäuser, ein neuer Fussballplatz: All diese Investitionen müssen wegen der leeren Kassen warten (zentralplus berichtete).

Tempo 30 soll auch bei Bürgerlichen Anklang finden

Eine Idee zur Aufwertung des Dorfes bringen nun SP und Grüne mit einem Postulat aufs Tapet. Mit diesem fordert die Fraktion Tempo 30 auf der Luzernerstrasse, von Schmiedhof bis Weicheln. Denn für die Anwohnerinnen auf der Kantonsstrasse seien das hohe Verkehrsaufkommen und die damit verbundenen Lärm- und Abgasemissionen sehr belastend.

Erstunterzeichnerin Sandra Benz (SP) ist überzeugt, für Tempo 30 auch bei den Bürgerlichen im Ebikoner Einwohnerrat auf Unterstützung zu stossen: «Eine gute Aufenthaltsqualität im Zentrum wollen nicht nur die Linken, es profitieren ja alle davon, und es steigert die Attraktivität in Ebikon, wenn die Hauptstrasse und damit auch das Gemeindezentrum beruhigt werden.» Sie zähle daher auch auf Unterstützung der Mitte und der GLP.

Mehr Sicherheit für Fussgänger und Velofahrerinnen

Die ungenügende Aufenthaltsqualität bedürfe einer dringenden Aufwertung. Besonders für den Langsamverkehr bestehe zu wenig Verkehrssicherheit, kritisieren die Politiker im Vorstoss. Gemäss Städtebericht Mobilität 2025 fällt Ebikon im Vergleich mit Luzern und Horw in Bezug auf Sicherheit, Fussverkehr und Velonutzung stark ab.

Tempo 30 habe kaum Auswirkungen auf die Kapazität der Luzernerstrasse, sind die Postulantinnen überzeugt. Ähnliche verkehrsberuhigte Hauptachsen in anderen Gemeinden würden belegen, dass nicht das signalisierte Maximaltempo die Menge des Verkehrsdurchflusses bestimme, sondern das hohe Volumen der Autos.    

Eine Temporeduktion sei zudem eine bewährte und effektive Massnahme, um die Lärmentwicklung direkt an der Quelle zu minimieren (zentralplus berichtete). Das sei auch im Sinn der eidgenössischen Lärmschutzgesetzgebung.

Weniger Lotsen nötig

Schliesslich ist Tempo 30 gemäss Unfallzahlen viel sicherer für den Langsamverkehr, also Fussgängerinnen und Velofahrer. Profitieren würden auch die Schulkinder, die entlang der Hauptstrasse unterwegs sein müssen. Mit Tempo 30 werde es endlich möglich, die Schulzuteilung flexibler zu gestalten, und die Gemeinde könne die teuren Lotsendienste oder Fussgängerbrücken und -unterführungen reduzieren, führen die Einwohnerräte ins Feld.

Zusammengefasst: Für die Zentrumsentwicklung, für mehr Aufenthaltsqualität und zur Förderung von Fuss- und Veloverkehr sei Tempo 30 von grosser Bedeutung.

Veloroute auf der Kaspar-Kopp-Strasse – wann?

Nebst der Luzernerstrasse nimmt die Grüne-/SP-Fraktion auch die parallel geführte Kaspar-Kopp-Strasse ins Visier. In einem separaten Vorstoss fragt die Fraktion, wo die Gemeinde bei deren geplanter Neugestaltung stehe. Denn werde diese umfunktioniert, verbessere sich auch die Wohn- und Aufenthaltssituation an der Luzernerstrasse, so die Fraktion.

So hat die Gemeinde Ebikon ihre Vision der künftigen Kaspar-Kopp-Strasse skizziert. (Bild: Gemeinde Ebikon)

Die von Velofahrern schon lange als Hauptverkehrsweg nach Luzern genutzte Strasse sei in einem schlechten Zustand, heisst es in der Anfrage weiter. Es bestünden ausserdem Nutzungskonflikte zwischen Velofahrerinnen und Fussgängern.

Zudem nutzen Autofahrerinnen die Strasse unter anderem für «Kiss and Ride»-Fahrten. Trotz geltenden Verbots für Abkürzungen wegen Dichtestress auf der Luzernerstrasse. Ob es Bestrebungen gebe, das eigentlich verhängte Fahrverbot für den Durchgangsverkehr durchzusetzen, fragen die Einwohnerräte.

Ebikoner würden gerne an ruhiger Strasse wohnen

Nicht nur zum aktuellen Stand des Projekts stellen die SP und Grünen Fragen. Sondern auch, wie es weitergeht: Wie ist die Verlängerung Richtung Stadt Luzern weiterzuentwickeln aus Ebikoner Sicht? Wird die neue Veloroute künftig als Einbahnstrasse geführt? Wer trägt wie zu den Kosten bei? Und kann für dieses Projekt allenfalls mit Bundesbeiträgen gerechnet werden?

Auf Anfrage von zentralplus erklärt Sandra Benz im Namen der Fraktion, dass zwar gemäss der Befragungen in der Mobilitätsstudie die Ebikoner Bevölkerung kaum bereit sei, in den Langsamverkehr wie auch den öffentlichen Verkehr zu investieren. Doch gehe auch klar daraus hervor, dass die Befragten der Studie gerne an einer 30er-Strasse wohnen würden.

Sandra Benz betont: «Die starke Zunahme des Verkehrs ist besonders auf MIV und Freizeitfahrten zurückzuführen. Hier braucht es starke Anreize für die Verkehrswende.» Eine bessere Infrastruktur und Massnahmen zur Sicherheit könnten Menschen dazu motivieren, auf Langsamverkehr oder ÖV umzusteigen.

Sie beurteilt beide Projekte als wichtig. «Es geht darum, rasch geeignete und kostengünstige Massnahmen zu prüfen, die die Verkehrssituation in Ebikon verbessern.»

Verwendete Quellen
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